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Triebhaftigkeit

Auch für wenig triebhafte Rüden interessant...

 

Eine Hündin wird ein- bis zweimal pro Jahr läufig. Nur in dieser Zeit kann sie gedeckt werden. Läufige Hündinnen erkennt man spätestens in der Woche der Steh-Läufigkeit am deutlich einladenden Verhalten Rüden gegenüber. Der dicke Langhaar-Collie-Rüde in diesem Bild hat beste Chancen. Die Läufigkeit der Hündin dauert insgesamt etwa drei Wochen. In der ersten Woche beißt sie aufdringlich werdende Rüden noch weg, hat aber mehr oder weniger starken blutigen Ausfluss, dessen Geruch Rüden stark erregt. In der zweiten Woche ist sie dann weniger stark abgeneigt. Im Gegenteil: Mir wurde von einer Boxerhündin erzählt, die aus Liebeskummer laufen ging - sie war eben läufig - und mit einem Dackelrüden auf einer Treppe zusammenhing, als man sie wiederfand. Die während der Paarung unzertrennlichen Tiere muss man in Ruhe lassen, bis sie sich von selbst auseinanderbewegen, sonst besteht Verletzungsgefahr für die Hunde. Sind Welpen nicht willkommen, muss der Tierarzt sie möglichst bald nach dem unerwünschten Deckakt abspritzen. Eine gut behütete Hündin kann nicht weglaufen und keinen Besuch empfangen während sie heiß ist. Mit meiner Gladess unternahm ich dann morgens eine ausgedehnte Fahrradtour in fremde Reviere, um sie abzureagieren ohne die Rüden der Nachbarschaft mehr als nötig aufzuregen. Mehrmals musste sie dann noch kurz hinausbegleitet werden, um Flüssigkeitsüberschüsse abzubauen, denn sie trank während der Hitze unglaubliche Mengen und musste entsprechend öfter hinaus als sonst. Bei unseren jetzigen Hündinnen - Belana und ihren Töchtern - verläuft die Hitze weit weniger deutlich, aber auch nur einmal jährlich.

Wer mit seiner Hündin nie Welpen aufziehen will, kann sie beim Tierarzt kastrieren lassen, d. h. die Eierstöcke entfernen lassen, damit sie nicht mehr heiß wird. Dann wird sie mit Sicherheit auch nicht scheinschwanger, was ebenfalls lästig ist und gesundheitliche Risiken birgt. Die Kastration von aus Gründen ihres Hormonhaushalts übermäßig triebhaften Rüden, die kein anderes Interesse haben, als auf andere Hunde oder was sich sonst anbietet hinaufzuspringen, wird auch immer öfter durchgeführt. Die Operation stellt zwar einen Eingriff in den Hormonhaushalt dar, ist aber bei solchen Tieren sinnvoll, denn die Hunde leiden unter ihren nicht erfüllten Wünschen. Allerdings muss man sich oft fragen, ob der Grund wirklich der Hormonhaushalt des Tieres war oder nicht vielmehr Unterbeschäftigung und Langeweile. Ob sie danach fett und faul werden, hängt dann von ihren Besitzern ab. Sparsam genug füttern ist noch wichtiger als bisher. Bei einem richtig ernährten Hund ist es immer möglich, mit einem Griff ins Fell über der Rippenpartie ohne aufzudrücken die einzelnen Rippen zu fühlen. Wird er dicker, reduzieren Sie seine Mahlzeiten. Soll ein Hund seine Hormone und sein Triebleben behalten, aber zeugungsunfähig werden, kann er sterilisiert werden. Bei diesem Eingriff behält das Tier die Keimdrüsen, also die Eierstöcke bzw. Hoden, deren Verbindung nach außen lediglich gekappt wird.

Es gibt Hundebesitzer, die ihren Hunden das Rammeln am Hosenbein erlauben. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, den Hund zu befriedigen. Er hat jedenfalls seinen Spaß. Die Hunde werden dieses Verhalten jedoch auch bei Besuch ausprobieren, was meist weniger gut ankommt. Außerdem verbindet sich mit diesem Verhalten oft ein Dominanzproblem, denn im Wolfsrudel ist Sex Chefsache und nur dem Alpharüden und der Alphawölfin gestattet. Werden Untergeordnete von ihren Alphas beim Rammeln erwischt, kostet sie das möglicherweise ihr Leben. Zumindest aber müssen sie ihr Rudel verlassen.

Meiner Beobachtung nach sind die übermäßig triebhaften Hunde einfach nur unterbeschäftigte, zu wenig belastete Hunde, die keinerlei Anregung zu sinnvoller Beschäftigung erfahren und sich deshalb mit ihrem Körper alleingelassen fühlen und auch so benehmen. Es sind dann nicht im Übermaß vorhandene Hormone, die das triebhafte Verhalten auslösen, sondern psychische Probleme des Hundes, die durch die Kastration nicht behoben werden! Meine Hunde treiben genug Sport, um ruhig schlafen zu können. Sie sind sehr wenig triebhaft. Die alte Gladess hat zudem den jungen Aron, als er seine Potenz entdeckte, durch Wegbeißen gleich streng erzogen. Es ist aber auch für mich kein Problem, ihn frei bei Fuß an einer heißen Hündin vorbeizuführen. Collies sind in der Regel ohnehin wenig triebhafte Hunde.

Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit der Besitzerin eines zweijährigen Mischlingsrüden. Sie war der Meinung, man könne "von einem jungen Rüden nicht erwarten, dass er sich an einer heißen Hündin vorbeiführen lässt" und sie würde ihn das nächste Mal gleich laufen lassen, wenn sie einer läufigen Hündin begegnet. Die Leute seien doch selber Schuld, wenn sie eine läufige Hündin dort ausführten, wo auch Rüden ausgeführt werden. Als langjährige Hündinnen-Besitzerin sträuben sich bei mir sämtliche Haare, wenn ich so etwas höre! Ich hätte ja vielleicht.... beschränkte mich dann aber darauf, ihr die rechtlichen Grundlagen und Konsequenzen auseinanderzulegen, mit denen sie dann zu rechnen hat. Sie muss z. B. damit rechnen, dass ihr Hund einer heißen Hündin auch über die Straße folgt - ich kenne solche Situationen! Für einen dadurch entstehenden Unfall ist Sie verantwortlich (auch wenn ihre Hunde-Haftpflichtversicherung zahlt). Den Hund ist sie dann wahrscheinlich los. Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein würde ich gerade von den Rüdenbesitzern erwarten, die ihre Tiere im Griff haben müssen. Von meiner Gladess habe ich auch mehrmals Rüden buchstäblich heruntertreten müssen (sie hingen noch nicht fest). Sie waren unangeleint und meinten, ihre Chance sei gekommen, ohne dass der Besitzer eingriff. Manche Hündinnenbesitzer trauen sich an große Rüden nicht heran, mit der Folge, dass sie mit ihrer Hündin hinterher zum Abspritzen zum Tierarzt müssen. Das Beste ist, wenn die zugehörigen Rüdenbesitzer einen dann noch der Tierquälerei bezichtigen, weil man zu ihrem Schatz grob geworden ist! Auf das Argument "ich kann ihn aber nicht festhalten, weil er stärker ist als ich" kann ich nur entgegenen: "Dann besorgen Sie sich ein Halti und erziehen Ihren Hund endlich oder geben Sie ihn in stärkere Hände ab!" Ich verwende in bestimmten Situationen Haltis, wenn ich mit mehreren Hunden unterwegs bin, die mich sonst rein kräftemäßig wegziehen könnten. Wenn ich sehe, wie ein Hund Chef über sein Frauchen ist und wie diese Frau das dann auch noch normal findet... naja, so sollte es eben nicht sein! Genau solche Hundebesitzer ruinieren unser Image und machen uns das Leben schwer.

 
Einleitung 
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+ + + Bücher + + +

Behandlung von Verhaltensproblemen bei Hund und Katze. Ein Leitfaden für die tierärztliche Praxis 
Henry R. Askew
Blackwell Wissensch., Bln, 1997



Das Buch umfaßt alle Facetten der Diagnose und der Behandlung der bekannten Verhaltensprobleme von Hund und Katze. Jeder Problemkomplex wird anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse besprochen. Kausalfaktoren, Diagnosestellung und Differentialdiagnose einerseits sowie die aussichtsreichsten Verhaltenstherapien und die pharmakologischen Therapiemöglichkeiten andererseits werden eingehend erläutert. Derzeit praktizierte Behandlungsmethoden werden kritisch beleuchtet und Alternativen aufgezeigt. Alle größeren Problembereiche werden zusätzlich in Form von "Problemübersicht" und "Behandlugsempfehlungen" zusammengefaßt. Die klare didaktische Gliederung des Buches und die inhaltlich in sich geschlossenen Kapitel ermöglichen dem behandelnden Tierarzt einen schnellen und präzisen Informationszugang. Der Tierbesitzer wird hilfreiche Informationen über Verhaltenstraining und Problemvermeidung finden
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Verhaltensstörungen bei Hund und Katze 
John Fisher
Kynos Vlg., Mürlenbach, 1996



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Kompendium der Endokrinologie. Hund und Katze 
Maureen Hutchison
Schlüter, Hann, 1996



Hormone spielen eine außerordentlich wichtige Rolle bei der Steuerung nahezu aller Lebensprozesse im menschlichen und tierischen Organismus. Das Erkennen von Störungen im endokrinen System selbst und dessen Beteiligung an sonstigen Erkrankungen sowie die vielfältigen Einsatzbereiche von Hormonpräparaten erfordern deshalb die Aufmerksamkeit eines jeden praktizierenden Tierarztes. Das mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen ausgestattete Kompendium vermittelt in übersichtlicher Form das für eine erfolgreiche Arbeit auf den genannten Gebieten notwendige theoretische und praktische Wissen. Besprochen werden die Physiologie und Erkrankungen aller wichtigen endokrinen Drüsen sowie hormonal bedingte Fortpflanzungsstörungen und die Steuerung der Fortpflanzung mit Hormonpräparaten. In besonderer Weise wird die Differentialdiagnostik bei häufig vorzufindenden klinischen Symptomen wie Polyurie / Polydipsie, Alpezie, Adipositas und klinische Schwäche und Kollaps unter spezieller Berücksichtigung einer hormonalen Genese umfassend abgehandelt. Die Beschreibung der wichtigsten diagnostischen Laboruntersuchungen bei Endokrinopathien und die Interpretation von Untersuchungsergebnissen runden das Kompendium auf sinnvolle Weise ab und weisen das Buch als wertvollen Helfer auf die Praxis aus
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Versteh' deinen Hund 
Peter Neville
Müller Rüschlikon, Cham, 1992
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