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Die Stopp-Wirkung durch "Platz!" gerade auf den herumtobenden oder jagenden Hund ist in unserer straßenreichen Gesellschaft lebenswichtig. Mit "Platz!" vor Eingängen von Läden, Arztpraxen usw. lege ich meine Hunde auch mal längerfristig ab. (Ein zusätzliches Kommando wie "Bleib!" habe ich nie benötigt, weil meine Hunde "Platz!" nur in Verbindung mit dem Aufhebe-Befehl "Auf, auf!" kennengelernt haben.) Üben Sie dieses Kommando gewissenhaft!
Beim kleinen Welpen genügt zunächst das Benennen, Loben und Belohnen des sich Legens mit "Platz! Ja, fein!" + Leckerli und Spiel. Sie fangen also bei einem Welpen an, dem Sie "Platz!" zunächst nur sagen, wenn er sich ohnehin gerade legt. Ich habe meinen Hunden so von der ersten Stunde an jede Aktion erklärt, die ich beobachtet habe und zu der es später ein gleichlautendes Kommando gab. Bereits in der zweiten Woche des Trainings lernten meine kleinen Welpen dann mit geringfügiger, sanfte Nachhilfe durch meine Hände, dass es sich lohnt, sich auf mein "Platz!" hin zu legen.
Hat sich der Welpe eingelebt, sagen Sie ihm am besten mehrmals täglich "Platz!", drücken ihn bei Bedarf, d.h., wenn er vergessen hat, was Sie meinen, vorsichtig zu Boden und ziehen die Vorderpfoten nach vorne, so dass er die Position einnimmt, die Sie meinen. So loben und belohnen Sie ihn, während Sie ihn sanft unten halten. Sagen Sie dann "Auf, auf!". Entlassen Sie ihn damit zu einer Spielrunde. Schnell lernt er, dass diese Aktion mit Lob, Spiel und Futter verbunden ist. Üben Sie mit dem hungrigen Welpen. Er wird sich mit Begeisterung hinlegen und wirkt richtig stolz auf seinen Erfolg.
Später besteht man auf immer schnellerem Hinlegen und längeren Liegezeiten. Für diese Übung mussten meine heranwachsenden Hunde auch so manchen starken Klapps mit der flachen Hand, umgeworfen Werden und Würgegriff in die Halsmähne hinnehmen. Wichtig ist dabei der richtige Moment. Der Moment für den Schreck durch unsere Einwirkung ist dann (und nur dann!) richtig, wenn sich der Hund auf das Kommando nicht sofort legt oder wenn er gerade unerlaubt aufsteht.
Üben Sie nach und nach strenger. Der Hund kennt das Kommando ja bereits, weiß also was Sie wollen. Üben Sie jetzt, wenn der Hund in Ihrer Nähe ist und sich nicht drücken kann. Üben Sie z. B. in der Küche und mit dem angeleinten Welpen auf Spaziergängen. Legt er sich nicht unverzüglich hin, wenn Ihr leise gesprochenes "Platz!" ertönt, bekommt er einen Schubs oder einen Klapps zur Erinnerung. Seien Sie nicht zu vorsichtig. Setzen Sie sich durch! Legen Sie ihn hin! Diese Übung kann, wie gesagt, lebenswichtig sein. Denken Sie an die Situation, den jagenden Hund stoppen zu müssen, der auf eine Straße zurennt. Legt er sich hin, sagen Sie kurz "Ja!", "Fein!" oder "Brav!" oder ein anderes Lob (aber immer dasselbe, gleich betont ausgesprochen. Manche Menschen verwenden lieber einen Knackfrosch-Klick für diese sofortige Bestätigung (Clickertraining). Dann sagen Sie nochmal leise, aber mit tiefer Stimme "Platz!" und lassen ihn für einen Moment, später für einige Minuten, dann auch länger, liegen. Am besten beobachten Sie ihn solange streng und ruhig ohne etwas zu sagen.
Eine charakteristische Handhaltung sollte sich zusätzlich einprägen. Ich halte eine Hand flach ca. 30 cm über dem Boden. Diese Haltung mag den Hund an das Niedergedrücktwerden erinnern und stellt zudem eine Haltung dar, die wir normalerweise nicht einnehmen, die also unverwechselbar ist.
Beim Loben darf er noch nicht aufstehen, halten Sie ihn unten bis Sie "Auf, auf!" gesagt haben und spielen Sie dann mit ihm. Üben Sie zunächst zu Hause, dann draußen mit Leine, später ohne, während der Spielphasen und wenn er zur Jagd ansetzt. Seien Sie aufmerksam! Die Zeichen der Erregung zu Jagdbeginn lassen sich nur kurz an der Haltung des Hundes ablesen. Jagt er erst einmal los, kommt Ihr Kommando wahrscheinlich schon zu spät. Das Gefühl zu jagen, kann den Hund sehr stark belohnen. Hat er diese tolle Erfahrung erst einmal gemacht, wird es das nächste Mal noch schwieriger, ihn davon abzuhalten.
Gehen Sie während der Übungen ruhig öfter mal weg vom Platz-haltenden Hund. Er wird Ihnen folgen wollen. Er muss auch dann liegen bleiben, wenn Sie außer Sicht sind. Vergessen Sie dabei nicht, dass Sie ihn beobachten können müssen. Bleiben Sie streng. Niemals darf auf "Platz!" eine andere Handlung des Hundes durchgehen, als sich hinzulegen und liegenzubleiben. Konsequenz ist hier äußerst wichtig!
Ich war bei meinen Welpen bereits in der Lage, diese "Notbremse" zu ziehen, als sie drei Monate alt waren. So kann es Ihnen auch nicht passieren, dass sich Ihr Hund irgendwo nicht anleinen lässt. Selbst das Kommando "Komm!" bzw. "Hier!" kann so besser geübt werden: Läuft Ihr Hund, statt zu Ihnen zu kommen, in die falsche Richtung, nageln Sie Ihn mit "Platz!" erst einmal fest. Holen Sie ihn ab und gehen Sie mit ihm zu dem Ort zurück, zu dem er kommen sollte. Dieses Ritual kostet einen Moment seiner Freizeit und der Hund wird es bald abkürzen, indem er gleich kommt, um schnell wieder frei zu sein. Ebenso hilft das Kommando den auf und davon galoppierenden Junghund bei sich zu halten. Gerät er an die Grenze Ihres Einwirkungsbereichs rufen Sie "Platz!". Er war zu schnell und muss auf Sie warten. Bald wird er wissen, wo seine Vorlauf- und Zurückbleib-Grenze ist und die lästige Pause vermeiden.
Den Wert, der mit dem Befehl "Platz!" verbundenen Handbewegung habe ich in verschiedenen Situationen kennengelernt:
Als ich einmal bei orkanartigem Sturm an der winterlichen Nordseeküste neben der tosenden Brandung mit meiner damals noch jungen Gladess spazieren ging, war die akustische Verständigung schlicht unmöglich. Die Handzeichenverständigung war unser Kommunikationsmedium. Sie fuktionierte so zuverlässig wie sonst das gesprochene Kommando. Ich war begeistert. Dies setzte jedoch einen aufmerksamen Hund voraus, der so stark auf mich geprägt war, dass er sich selbständig oft nach mir umschaute. Da meine Hunde gewöhnt sind, selbst darauf zu achten, den Anschluss an mich nicht zu versäumen und da wir unterwegs oft Spielen, gab es kein Problem.
Jahre später ließ ich mir in zwei Operationen jeweils zwei Weißheitszähne ziehen. An den Operationstagen, aber auch am jeweils folgenden Tag war ich überhaupt nicht in der Lage, zu sprechen. Da wir die Handzeichenverständigung hatten, konnte ich meiner Gladess jedoch soviel Freiheiten lassen, wie sonst auch. Um ihre Aufmerksamkeit spontan zu erwirken, genügte es, in die Hände zu klatschen. Sie schaute sofort zu mir. Da sie dann das jeweilige Kommando sah, konnte sie entsprechend reagieren.
Wieder Jahre später, mit etwa 13 Jahren, wurde bei Gladess Alterstaubheit diagnostiziert. So blieb für ihre letzten 3 Jahre ohnehin nur die Handzeichen-Kommunikation.
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