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Gekläff verbieten
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Wo sich mehrere Hunde treffen, wird meist erst einmal gebellt. Reines Gebell zeigt Aufregung und Spieleifer oder Angst und ist im Gegensatz zum Gebell mit Knurren und Zähnezeigen nicht böse gemeint. Je nach Uhrzeit und Nachbarschaft sollten die beteiligten Hundebesitzer diese Geräuschentwicklung trotzdem unterbinden. Die beste Voraussetzung dafür ist gegeben, wenn "Ruh!" bereits verstanden wird. Sonst sollten Sie es hier und jetzt einführen und, um es durchzusetzen, dem Hund dabei die Schnauze zuhalten.
Das Bellen von Hunden ist ihr Versuch, wie wir zu reden. Domestizierte Füchse und Wölfe beginnen in der dritten Generation zu bellen. Leider ist das Gebell unserer Lieblinge oft Grund, die Wohnung zu wechseln oder gar den Hund abzugeben, weil die Nachbarn Anstoß daran nehmen. Erlauben Sie das Bellen niemals in der Wohnung! Spielen Sie Spiele, bei denen Ihr Hund bellt, deshalb nur draußen und an Orten oder zu Uhrzeiten, zu denen sich niemand gestört fühlt. Beginnt Ihr Hund trotzdem in der Wohnung zu kläffen, weil z. B. ein fremder Hund unter dem Fenster vorbeigeführt wird, befehlen Sie mit tiefer Stimme "Ruh!" und halten ihm die Schnauze gerade so fest zu, dass er nicht mehr bellen kann. So loben Sie ihn. Dann lösen Sie den Griff allmählich und loben den Hund weiter oder drücken nochmals zu ("Ruh!"), wenn er wieder zu bellen beginnt. Er darf sich Ihnen gegenüber nicht so stark wehren, dass Sie zu dem Schluss kommen, Sie könnten ihm das Bellen so nicht verbieten. Zeigen Sie niemals Angst vor Ihrem eigenen Hund! Sollten Sie tatsächlich nicht in der Lage sein, so für Ruhe zu sorgen, weil sich Ihr Hund erfolgreich gegen Ihre Hand gewehrt hat, sperren Sie ihn nach einem deutlichen "Nein!", evtl. begleitet von einem deutlichen Klaps in einem anderen Zimmer für einen Moment ein. Das lenkt ihn vom vorbei geführten Hund ab. Sie müssen ab jetzt aber ganz fleißig Unterordnungs-Übungen wie "Fuß!", "Platz!" und "Komm!" trainieren, denn das vom Hund nicht akzeptierte Schnauze-Zuhalten ist das erste Anzeichen seiner Macht-Übernahme. Er hat Erfolgt damit gehabt, sich mit seiner Kraft gegen Sie zu behaupten. So etwas darf es nicht geben! Bleiben Sie der Stärkere! Nur Unfälle folgen aus Beziehungen, in denen der Hund seinen Willen durchsetzt, denn ein Hund denkt nicht vernünftig!
Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie durch das Einschränken des Bellens einen guten Wachhund verlieren. In dem Moment, in dem jemand in Ihre Wohnung einbricht, werden auch für den Hund die Reviergrenzen überschritten. Wenn er ein instinktnormaler Hund ist, wird er sein Revier verteidigen wollen. Dafür vergisst er seine Erziehung notfalls.
Beherrscht der Hund das Nicht-Bellen in der Wohnung, kann draußen, möglichst weit weg von zu Hause, zu unkritischen Uhrzeiten das Bellen auf Kommando begonnen werden.
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Was Angst macht, wird angebellt
Diese Blue-Merle-Colliehündin kläfft Tiefflieger an. Häufig ist das Bellen ein Zeichen für Angst und die mit ihr verbundene Aufregung. Da diese Hündin in einer wenig besiedelten Landschaft wohnt, darf ihr das Verhalten gelassen werden. Grundsätzlich sollte man einen Hund, der etwas ihm unbekanntes anbellt, zu diesem Unbekannten hinführen, damit er es als friedlich kennenlernt und seine Angst abbaut. Dieser Grundsatz ist bei großen Müllsäcken praktikabel, nicht aber bei Tieffliegern! Hier kann nur strenge Unterlassungserziehung helfen ("Ruh!"). Das Tier muss vor Ihrer Reaktion auf sein Gebell mehr Angst entwickeln, als vor dem angebellten Flugzeug. Hat der Hund erst einmal die Erfahrung gemacht, dass der Flieger sich gar nicht anders verhält, wenn er nicht angebellt wird, haben Sie schon fast gewonnen. Der Rest ist Gewöhnung. Wie oft Sie noch eingreifen müssen hängt sehr davon ab, wie lange der Hund seiner Unart schon nachgehen durfte.
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Anbellen
Streng zu unterbinden ist das Anbellen von Personen und das Verfolgen von laufenden Personen und Fahrrädern oder etwa Autos. Aus dem niedlichen Jagdspiel des Welpen kann sich schnell das Beißen entwickeln, wenn der "frech" kläffende Hund von einem entnervten Passanten einen Tritt oder Schlag mit dem Spazierstock bekommt. Nötigen Sie niemanden, indem Sie in solchen Situationen "er will ja nur spielen!" oder "bleiben Sie stehen, damit er Ihnen nichts tut!" schreien. Sie machen uns Hundebesitzern nur noch mehr Feinde. Warum sollte jemand, der Hunde nicht mag, sich von unserem Hobby belästigen lassen? Manche Leute schlagen auch aus Angst nach dem Tier. Diese schlechte Erfahrung motiviert den Hund dann, Fremde tatsächlich bösartig zu begrüßen. Aus dem Bellen kann sich eine ernstgemeinte Jagdszene entwickeln, wenn die angebellte Person Angst bekommt und losrennt. Sie wird natürlich vom Hund eingefangen - mit Sicherheit nicht ohne böse Folgen. Autos nachzulaufen ist für den Hund immer lebensgefährlich.
Häufig wollten Kinder zunächst mit Aron ("Lassie") spielen, wurden dann aber ängstlich und provozierten so sein Bellen. Ich musste eingreifen. Eine erste Mahnung "Ruh!" hat ihn wenig beeindruckt. Ich bewegte mich zwischen ihn und die Kinder und verjagte ihn. Wird nur geschimpft, kann diese Situation auf folgendes Missverständnis führen: Der Hund meint, "sein" schimpfender Mensch schimpft nicht ihn aus, sondern - wie er - die fremden Menschen an. Er erfährt ein gemeinsames Bellen. Das liebt er. Auch das Wegjagen kann als nettes Spiel missverstanden werden. Deshalb ging ich in solchen Situationen balb dazu über, den Befehl "Platz!" einzusetzen. Es ist oft ein Problem, in einer neuen Situation als Hundebesitzer spontan logisch richtig zu handeln! Ist man auf eine Situation vorbereitet oder hat man sie vielleicht sogar provoziert (Testsituation), ist es viel einfacher, geplant und vernünftig zu reagieren. Nach "Platz!" ist bei uns immer sofort Ruhe. Dieses Kommando unterbricht einfach alles. Außerdem wirkt der Platz haltende Hund kleiner und durch die Bewegungslosigkeit ungefährlich - das entschärft die Situation ungemein.
Ängstliche Menschen stoßen das Hormon Adrenalin in besonders hoher Konzentration aus und riechen damit für den Hund nach jagdbarem Wild oder einem angreifenden Feind, was Angriffsverhalten auslöst. Ich hatte genau eine Studienkollegin, die mir sagte, dass sie Angst vor Hunden habe. Obwohl meine Gladess sonst freundlich, ja aufdringlich freundlich alle meine Studienkollegen empfing, musste ich sie immer dann in die Küche sperren, wenn meine ängstliche Freundin zu Besuch kam. Gladess war wie ausgewechselt: Statt die Frau zu begrüßen, bellte und knurrte sie böse und nahm eine aggressive Haltung ein.
Aron hat vorübergehend die Unart gehabt, manche Fremde (selten Frauen) auch ohne ersichtlichen Grund anzubellen. Das Anbellen von Kindern war leicht in den Griff zu bekommen (s. Kap. Kinder). Das Anbellen von Erwachsenen konnte ich bei Aron nur durch strenges "Platz!" und an die Leine Nehmen, später durch "Hier!" und "Fuß!" in den Griff bekommen, worauf er sein Gebell spontan beendete und eine Weile brav bei Fuß gehen musste. Bald kam er dann von selbst zu mir und begann ruhig bei Fuß zu bleiben, bis wir an dem fremden Menschen vorüber waren. Ich brauchte nichts mehr zu sagen und mittlerweile kommt er auch nicht mehr jedesmal bei Fuß. Schwieriger war es, ihm das Eingehen auf die Provokation durch fremde, meist angeleinte Rüden abzugewöhnen. Bis ich in solchen Situationen "Fuß!" klar durchsetzen konnte, musste ich Aron, vor allem wenn er frei neben dem Fahrrad ging, so manches Mal mit der Reitgerte am Vorauspreschen hindern. Das war nötig, weil mein Collierüde den provozierenden Rüden sonst angefallen hätte, was zumindest für sehr kleine Rüden gefährlich geworden wäre. Zum Ende seiner Welpenphase gab es zwei Situationen, in denen Aron sich aus dem Spiel heraus in eine Beißerei verwickeln ließ. Seither reagiert er auf jede Provokation empfindlich und ich weiß, welche Aggressivität in meinem Collierüden geweckt werden kann. Obwohl weder ihm noch seinem Gegner je etwas ernsthaftes passiert ist, vermeide ich solche Rüdenkämpfe. Ich kannte einen 18-jährigen Belgischen Schäferhund mit wunderschönem rotbraunem Langhaar, der in unser vorigen Nachbarschaft seit einem Rüdenkampf in jungen Jahren einäugig herumlief - ein trauriger Anblick! Meine Gladess hat sich bei drohenden Angriffen anderer Hunde immer vorsichtig zurückgezogen oder provozierende Hunde schlicht ignoriert, sofern diese angeleint waren. Sie biss nur im Notfall, z. B. um aufdringliche Rüden zu vertreiben oder um sich zu wehren.
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