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Familienmitglieder und Rangordnung
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Menschliche Familienmitglieder stehen in der Rangordnung immer über dem Hund. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass der Hund jemals auf alle gleich gut hört. Meinen Sohn ließ ich von klein auf gerne mit den Hunden spielen, aber alleine ausführen durfte er sie nicht, bevor er 14 Jahre alt war. Sie respektierten ihn nicht genug, um wirklich sicher auf ihn zu hören. Es erschien mir zu riskant, ihn mit den starken Tieren in unserer gefährlichen Umwelt alleine zu lassen. Anders verhält es sich bei meinem Mann, der zwar selten mit ihnen alleine das Haus verlässt, aber dann ihre volle Aufmerksamkeit hat. Das hängt damit zusammen, dass er in der Wohnung z. T. sogar strenger durchgreift als ich. Außerdem strahlt seine dunkle Stimme eine gewisse natürliche Autorität aus. Alle Kommandos, die er ihnen gibt, haben die Tiere von mir gelernt.
Weil ich meine Hunde alleine ausbilde, kam es bei meiner lieben Gladess früher gelegentlich zu folgendem Missverständnis: Mein Sohn wollte mit ihr bei-Fuß-Gehen üben. Auf sein Kommando "Fuß!" rannte sie ihm jedoch davon, um sich an meiner Seite ordentlich zum bei-Fuß-Gehen aufzustellen! Sie kannte es nicht anders. Natürlich wurde sie von mir freundlich empfangen. Wie hätte sie sich wohl verhalten, wenn zwischen uns eine Fahrbahn gewesen wäre? Sie hätte sich zwischen zwei sehr ernsthaft trainierten, hier aber widersprüchlichen Handlungsmöglichkeiten eine wählen müssen, sofern ich nicht vorher "Stopp!" zu ihr hinübergerufen hätte. Die eigene Reaktionsfähigkeit ist oft wichtig. In einer kritischen Situation das richtige Kommando zu geben, ist oft gar nicht so einfach. Wenn mein Sohn mit ihr alleine im Raum war, ging sie bei ihm ordentlich bei Fuß.
Andersherum hat Aron, der bei Fuß zwischen mir und Gladess lernte, zunächst gemeint, "Fuß!" heiße "rechts von Gladess". Also übte ich eine Weile mit ihm alleine.
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Friedliche Koexistenz mit Katzen
Missveratändnisse zwischen Hund und Katze sind vorprogrammiert. Die Zeichensprache beider Tierarten sind geradezu gegensätzlich:
* Schwanzwedeln bedeutet bei der Katze "ich greife gleich an", beim Hund dagegen "freut mich, dich zu sehen!"
* Ohren Anlegen bedeutet bei der Katze "ich habe jetzt aber ganz schlechte Laune, dies ist meine letzte Warnung!", beim Hund dagegen "ich bin dir untergeordnet und ganz lieb!"
* Schnurren ist leicht zu verwechseln mit Knurren.
Wenn Hunde und Katzen einander verstehen lernen, ist der Mensch als Vermittler aktiv gewesen.
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Sowohl Gladess als auch Aron sind mit Katze aufgewachsen. Als Gladess ein Welpe war, war unsere Katze bereits neun Jahre alt und zunächst beleidigt, dass wir den Hund behielten. Doch nach drei Wochen war ganz plötzlich Freundschaft und gemeinsames Leckerli-Fressen angesagt. Seit Gladess irgendwann im Alter von mehreren Jahren eine fremde Katze begrüßte, die keine Hunde mochte und ihr eins auf die Nase gab, beschränkte sie ihre Freundschaft auf unsere Katze und begann, alle fremden Katzen anzuknurren und wenn möglich zu verjagen. Aron hat noch keine schlechte Erfahrung mit Katzen gemacht, findet aber, dass das Verscheuchen von Katzen ein prima Spiel ist. Um der Katze Willen und weil an Katzen oft auch Menschen hängen, achten verantwortungsbewusste Hundehalter darauf, dass Ihr Hund keiner Katze etwas antut. Ich finde es überaus egozentrisch, wenn Menschen damit prahlen, wie ihr toller Hund eine Katze gefangen und zerbissen hat. Wahre Tierfreunde können solche Menschen nicht sein. Der Mut des Hundes in allen Ehren - es gibt sicher genug andere Möglichkeiten, ihn unter Beweis zu stellen. Feinde haben wir Hundebesitzer doch schon genug - oder?
Das Zurückrufen eines Hundes, der eine Katze oder Wild aufgescheucht hat, ist nur möglich, wenn der Hund streng genug erzogen ist. Ich verwende in solchen Situationen grundsätzlich den Befehl "Platz!", mit dem ich den Jäger augenblicklich außer Kraft setze. Ist die erhoffte Beute erst einmal außer Sicht, macht auch das Heranrufen keine Probleme mehr. Es ist viel einfacher, mit der Unterbrechungsfunktion, die von "Platz!" ausgeht, einen Hund zu stoppen, als ihn durch "Komm!" oder "Hier!" zum Ändern seiner Richtung zu bewegen.
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