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Friedfertigkeit
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Friedfertigkeit ist zum Teil angeboren und z. T. anerzogen. Einige für den Pit gezüchtete Kampfhunde haben durch ihre Zucht eine so geringe Reizschwelle, dass sie zumindest in Gegenwart gleichgeschlechtlicher Hunde nie frei laufen dürfen. Es soll Zuchten geben (oder gegeben haben), in denen regelmäßig die Mütter in den ersten Tagen nach einer Geburt vom Wurf entfernt werden müssen, weil sie sonst ihre Welpen zerbeißen würden. Mit solchen Hunden sollte gar nicht erst gezüchtet werden! Meinen Hunden habe ich von Anfang an jede Aggression verboten. Trotzdem gab es ausnahmsweise Kämpfe mit fremden Hunden sowie interne Rangordnungs-Streitereien, die ich allerdings auch immer gleich unterbunden habe. So hatten wir noch keine tierärztliche Hilfe wegen Beißereien nötig. Die Streitlust der Heranwachsenden ist verflogen. Das Miteinander unserer jetzt 2- bis 7-Jährigen ist harmonisch und absolut friedlich. Das Wichtigste, um einen grundsätzlich friedlichen Umgang mit fremden Hunden und Menschen zu erreichen, ist die häufige Konfrontation mit fremden Hunden und Menschen in ungezwungener, freundlicher Umgebung. Dem Spielen mit fremden Hunden kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Die Hunde bringen sich dabei gegenseitig hundliches Sozialverhalten bei.
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Rassetypische Wesensunterschiede
Das Spielen mit anderen Hunden ist besonders für Welpen und junge Hunde wichtig. Sie lernen im Spiel mit anderen Hunden hundetypische Verhaltensweisen kennen und bewegen sich hundgemäß. Spielphasen mit anderen Hunden dürfen unsere Spiele mit ihnen nicht ersetzen, schließlich möchten wir unsere Welpen auf uns prägen. Sie ergänzen sie aber sinnvoll. Bei ihren Jagdspielen könnten wir ohnehin nicht mithalten.
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Raufspiele unter jungen Hunden zeigen, wer der Stärkste ist und legen so die Rangordnung fest. Solche Spiele verdeutlichen uns immer wieder Rasseunterschiede im Wesen der Tiere. So konnte ich in der Baby- und Jugendphase meiner Collies beobachten, dass diese im Spiel selten knurrten oder grob wurden, während sich junge Deutsche Schäferhunde viel aggressiver gegeneinander behaupteten. Und so endeten Spiele zwischen Collie und Schäferhund auch immer damit, dass der Schäferhund eindeutig Sieger blieb. Schäferhunde sind stärker und oft sehr dominant. Dies führte nun wiederum dazu, dass meine Collies an Spielen mit diesen Hunden, aber auch an Spielen mit Vertretern anderer "harter" Rassen im Allgemeinen schnell den Spaß verloren. Gladess zog sich dann grundsätzlich zu mir zurück. Bei Aron musste ich aufpassen, dass er aus dem Spiel, das ihm zu verletzend wurde, nicht Ernst machte.
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Wenn Sie noch vor der Anschaffung eines Hundes stehen, rate ich Ihnen, sich umfassend über die Wesensmerkmale zu informieren, die für die einzelnen Rassen charakteristisch sind. Es gibt über 400 unterschiedliche Rassen, die Sie natürlich nicht alle kennen müssen. Vergleichen Sie aber zumindest die Eigenschaften, die der Rasse zugesprochen werden, die Sie sich ausgesucht haben, mit dem, was Sie von Ihrem Hund erwarten. Jede Rasse ist von ihren Freunden beschrieben worden und so muss man ein wenig raten, was an unangenehmen Nebenwirkungen dazukommen kann. Sehr "sensible" Hunde, wie Collies, können bei zu harter Erziehung leicht scheu oder ängstlich werden, "sehr mutige" Hunde brauchen dagegen eine stärkere Hand und strengere Erziehung. Darüberhinaus gibt es natürlich individuelle Unterschiede. So ist meine sanftmütige Gladess in ihrem Wesen sehr viel Collie-typischer, als der draufgängerische Aron, der schon in seinem Welpenrudel unter 7 Geschwistern mit wenigen Wochen der Dickste und "Alpha" war.
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Darüberhinaus bitte ich Sie, ihre eigenen Kräfte realistisch einzuschätzen. Sie müssen in schwierigen Situationen in der Lage sein, Ihren provozierten oder in Panik geratenen Hund an der Leine oder am Halsband festzuhalten. Schmächtige Kerlchen mit umso mächtigeren, aggressiven Rottweilern an der Hand wirken oft so, als sei die nächste Katastrophe nicht weit. Wenn die Tiere dann wenigstens gut erzogen wären!
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Aggressivität
Manche Menschen setzen Hunde als Wachhunde ein. Bei manchen "Wachhunden" scheint es sich um die Öko-/Bio-Version einer Selbstschussanlage zu handeln. Die Besitzer erfreuen sich an ihrer Aggressivität, mit der sie ihr Grundstück verteidigen. Ein nach heutigen Maßstäben guter Wachhund sollte aber in erster Linie ein Meldehund sein. Mit aggressiven Hunden passieren zu leicht gefährliche Unfälle. Ich selbst hatte mal einen Schäferhund am Bein, der aus einem Villeneingang preschte, an dem ich mit meinem Camping-Gepäck-beladenen Fahrrad vorbeifuhr. Der Hund wollte nur sein Revier verteidigen. Er ist nicht erzogen, Menschen - zumal außerhalb seines Reviers! - nicht zu beißen. Meistens trifft es die Falschen und so sind harmlose Passanten und spielende Kinder viel öfter Opfer gefährlicher Hunde als Einbrecher. Doch selbst Einbrechern darf ein Bürger unseres Staates nichts ernsthaftes antun - er gehört in die Hände der Justiz. So kann man sich mit einem sehr scharfen Hund zwar vor weniger skrupellosen Einbrechern schützen, aber auch eine Menge Ärger einhandeln. Gefährliche Einbrecher mit Schusswaffe machen vor einem Hund ohnehin nicht halt. Schilder, die auf Hunde auf dem Gelände aufmerksam machen, gibt es in allen möglichen, mehr oder weniger witzigen Ausführungen. Das drolligste Schild dieser Art nahm ich in der Westruper Heide auf, fern von jeder Besiedlung oder Telefonzelle. Es ist älter als das älteste Handy und gehört dem größten Kiesgruben-Betreiber der Region. Zu unserem Glück sind die schrecklichen Hunde offenbar irgendwann verstorben und so konnten wir über das Schild in aller Ruhe lachen und uns ungestört in der Kiesgrubenlandschaft bewegen und spielen.
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+ + + Bücher + + + Lehrbuch der Hundesprache. Mit dem Hund auf du und du Anders Hallgren Oertel u. Sp., Reutlg, 1995 Ist ein Hund tatsächlich aggressiv, wenn er knurrt? Was bedeutet sein Scharren mit den Pfoten? Und wie nimmt ein uns unbekannter Hund unsere Begrüßung auf, wenn wir ihm die Hand auf den Kopf legen, ihm direkt in die Augen schauen und dabei lachend die Zähne zeigen? Anders Hallgren, bekannter schwedischer Hundepsychologe und Autor erfolgreicher Hundebücher, öffnet uns den Blick für die komplexen Botschaften, die Hunde mit Hilfe von Körper- Laut- und Duftsignalen übermitteln. Kenntnisreich und sehr anschaulich beschreibt der Autor, wie der vierbeinige Freund des Menschen auf uns und auf seine Artgenossen reagiert und warum das so ist. Er zeigt wege auf, wie wir mit unserem Verhalten dazu beitragen können, daß sich unser Hund verstanden fühlt. Unser Hund wird es uns danken => Online bestellen + + + |
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