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29.02.00 -- Karl-Heinz + Manuela Mengel

Was heißt züchten?














Hallo Hundefreunde, vorallem aber hallo Claudia, auf deiner homepage bin ich darüber gestolpert, daß du davon abräts einen Hund beim Züchter zu kaufen und wenn, dann den Preis runterzuhandeln und den Rest einem Tierheim zu spenden. Ich glaube, du machst dir ein falsches Bild davon, was ernsthaftes züchten bedeutet. Daher hier ein Ausschnitt aus dem Artikel, den ich vor geraumer Zeit in unserem Vereinheft veröffentlicht habe. Ich habe nichts gegen Hunde aus dem Tierheim - im Gegenteil, gut daß es solche Organisationen gibt wenn nicht, was uns auch bekannt ist, hier ganze Würfe aufgekauft werden (zum Teil aus Polen) und die Welpen mit Papieren verkauft werden - für mich der reinste Hundehandel; ich weiß von 3 Tierheimen, die auf Grund dieser Tatsache geschlossen wurden. Gäbe es mehr Züchter mit allem wenn und aber und nicht nur Vermehrer, brauchten wir kaum noch Tierheime. nun aber zum Thema. Was heißt züchten? 'Das ist doch klar', werden einige sagen! ' man läßt eine Hündin und einen Rüden zusammen, damit nach einer bestimmten Zeit Junge geboren werden, die man möglichst gewinnbringend verkauft!' Halt! Sie meinen 'vermehren', züchten ist viel, viel mehr. Da jedes Lebewesen das Produkt aus vererbbaren Faktoren und Umwelteinflüssen ist, müssen diejenigen, die züchten wollen, sich sehr intensiv mit der Vererbungslehre befassen. Durch ein beständiges, über viele Jahrhunderte währendes Aussuchen und Ausmerzen bestimmter Körper- und Verhaltensmerkmale sind diese Rassen entstanden. Wird beispielsweise der Foxterrier auf größtmögliche Aggression gezüchtet, so wird in der Bernhardinerzucht besonderer Wert auf den ruhigen, gutmütigen Charakter gelegt. Einige Rassezuchtverbände versuchen immer kleinere Hunde zu züchten, andere wollen immer höher hinaus. Extreme Zuchtrichtungen wie Zwergenformen, Riesenwuchs, Gnomengesichter, übertrieben lange Haare usw. sind das Ergebnis sorgfältigster Selektion Auswahl) über Generationen, wobei der Rassestandard oft durch den etwas bizarren Geschmack der Züchter und Liebhaber fixiert wird. Eine planmäßige Züchtung versucht, eine bestimmte Rasse nicht nur zu vermehren, sondern sie auch zu verbessern. Um etwas verbessern zu können, muß man einen möglichst genauen Überblick darüber erwerben, was als besonders gut beziehungsweise besonders schlecht für eine Rasse festgelegt ist. Wollen wir einmal davon ausgehen, daß man selbst über einen erstklassigen Hund verfügt, der alle Rassemerkmale in sich vereint und dazu noch kerngesund ist. Die gründliche Auswahl des passenden Zuchtpartners bedeutet somit die erste und gleichzeitig schwierigste Aufgabe des Züchters. Er muß bedenken, daß Rüde wie Hündin gleichermaßen ihre Erbanlagen weitergeben. Deshalb sollten die Erbanlagen beider Eltern von möglichst vollkommen gleicher und bester Ausstattung sein. Es kann den Züchter nicht der Verbesserung der Rasse - dem erklärten Zuchtziel - näherführen, wenn man eine schlechte Hündin mit dem besten Rüden paart. Es ist erwiesenermaßen falsch, wenn alle Hoffnungen auf die Vererbungskraft des Rüden gelegt werden. Diese 'Zufallszüchter' werden auf Dauer keinen positiven Zuchtbeitrag leisten können, wenn sie der Erblehre nicht genügend Beachtung schenken. Der nächstbeste ist fast nie der ideale Partner. Fehler wie besondere Vorzüge körperlicher oder geistiger Art verstärken sich, je enger die Blutlinie ist. Je nach dem Grad der verwandschaft nennt man sie Inzucht ( Verwandschaftszucht ) oder Inzestzucht ( engste Verwandschaftszucht ). Beispiele für die Inzestzucht sind Vater gepaart mit Tochter, Mutter gepaart mit Sohn, aber auch Bruder gepaart mit Schwester. Diese Verpaarungen gehören ausschließlich in die Hand langjährig erfahrener Züchter und sind genehmigungspflichtig, das heißt, wenn ein Züchter eine solche Verpaarung plant muß er vorab beim Zuchtbuch um Genehmigung ersuchen. Es bedarf manchmal vieler Generationen, um negative Erbfaktoren wieder wegzuzüchten oder um besonders hervorragende Eigenschaften fest in der Zucht zu verankern. Nach jedem Wurf sollte weniger die Anzahl der Welpen, als vielmehr die Qualität entscheidend sein. Nur die besten sollten wieder in die Zucht gelangen. Einige Faktoren lassen sich nur dann als zum Erbbild ( Genotyp ) gehörend erkennen, wenn man diese Faktoren bei den Eltern, Großeltern und Urgroßeltern finden kann. Die Ahnentafeln sagen darüber nicht genügend aus. Züchter und Besitzer der Vorfahren müssen befragt werden. Es muß unbedingt darauf hingewiesen werden, daß der am meisten preisgekrönte Hund nicht unbedingt seine Vorzüge am besten vererbt. Oftmals sind Bruder und Schwester des Champions bessere Vererber als dieser. In der Rassehundezucht entscheiden ideelle Werte über den tatsächlichen Wert eines Hundes für den Menschen, wie sie in der übrigen Tierzucht teilweise überhaupt nicht bekannt sind. Wesens und Charaktermerkmale bestimmen Wert und Leistung des Hundes für den Menschen. Mut, Ausdauer, Intelligenz, Sinne ( vor allem Geruch und Gehör) entscheiden über die Leistung des Gebrauchshundes, zudem rassische Merkmale, bestimmt von Haar, Farbe oder Größe, Rassische Fehler und Mängel ( nicht die Nutzbarkeit oder Verwertbarkeit des Tieres ) bestimmen seinen 'züchterischen Wert'. Der Käufer eines Rassehundes will den Hundewelpen, also den Junghund im Alter von 8 - 16 Wochen, weil er der Meinung ist, daß dann Umstellung, Eingewöhnung, Anpassung am leichtesten möglich sind. Der Rassehund ist Begleiter, Beschützer, Spielgefährte des Menschen. Und darum braucht er diese Anpassung und Erziehung. Das Wesen des Hundes, seine charakterliche Entwicklung wird, wie bei Menschen, im Welpenalter bestimmt. Der Rassehund wird also in diesem Welpenalter verkauft. Ist er nicht 'absetzbar', wird er älter, dann ist er schlecht oder gar nicht mehr 'zu vermarkten'. Ein erwachsener Hund, von wenigen Ausnahmen und Notfällen abgesehen, ist praktisch unverkäuflich . Kein Hundefreund würde seinen Hund 'für alles in der Welt' verkaufen, das sind nicht leere Sprüche, und kein Züchter wird seinen Zuchthund, der für ihn wertvoll ist abgeben. Der alte zur Zucht nicht mehr fähige Hund, wird nicht 'abgeschafft' oder 'vermarktet', der Mensch fühlt sich seinem Hund verpflichtet, pflegt und umsorgt ihn bis zu seinem Tod. Freundschaft, nicht wirtschaftlicher Nutzen, bestimmen diese Hundehaltung. Deshalb unterliegt der Rassehundezüchter Zuchtvorschriften, die in der Nutztierzucht nicht bekannt sind und möglich wären. Er geht Risiken ein, die es in der Nutztierzucht nicht gibt. Kann der Züchter die Welpen nicht absetzen, muß er sie behalten. Er könnte 'überzählige' Welpen töten, doch auch hier kennt das Tierschutzgesetz besondere Bestimmungen für den Hund. Dieses Töten 'ohne vernünftigen Grund' ist verboten, dem Züchter nicht erlaubt. Es gab die widersinnige Zuchtvorschrift in einigen Vereinen, daß mehr als sechs Welpen in einem Wurf nicht aufgezogen werden dürfen. Viele Züchter lehnten dieses 'Töten nach Vorschrift' ohnehin ab; das neue Tierschutzgesetz verbot diese 'Zuchtvorschrift' nun endlich. Doch welcher verantwortungsvolle Züchter würde seine Welpen töten lassen? Er gibt sie zu extrem niedrigem Preis oder gegen Schutzgebühr ab oder behält sie und übernimmt dabei Kosten und Risiken, die es in keiner anderen Tierzucht gibt. Zusammenfassend gesagt: Züchten heißt - ohne wenn und aber - die Verbesserung der Rasse als oberstes Ziel zu setzen, auch dann wenn bei einem Wurf von finaniellem Gewinn nicht immer die Rede sein kann oder aber, was durch Kaiserschnitt, Krankheit oder Unfälle im Wurf auch passieren kann sogar ein finanzieller Verlust hingenommen werden muß. Züchten heißt nicht durch Hunde reich werden - züchten ist eine Herausforderung, bei jedem Wurf aufs Neue. Manuela Mengel Kuvasz-Zucht vom Mühlenfeld ( in der 4.Generation ) http://home.t-online.de/home/kuvasz Anmerkung: Für uns ist es selbstverständlich, daß kein Hund unserer Zucht im Tierheim landet - durch Schutzvertrag ausdrücklich verboten: 'Sollte die Haltung des Hundes nicht mehr möglich sein, muß er zu uns zurück'. - Sicher würde es uns auch besser gehen, wenn wir uns darüber keine Gedanken machen würden, zur Zeit haben wir 4 erwachsene Hunde zusätzlich hier bei uns, die auf Grund des Schutzvertrages wieder bei uns sind und, da wir kein Tierheim sind, warscheinlich nie ein neues Zuhause finden werden, denn wer kauft schon einen erwachsenen Hund beim Züchter? - Wir haben bereits Anzeigen aufgegeben, daß ein Hund nur gegen Schutzvertrag abzugeben ist - ohne finanzielles Interesse - Fazit: ca. 300,- DM Kosten für Inserate - Erfolg gleich null. Aber wir stellen eben gewisse Anforderungen an die Menschen, wir geben keinen Hund in ein neues Zuhause wenn beide berufstätig sind oder wenn es von vorneherein heißt, der Hund muß aber 8 Stunden alleine bleiben können. - Sicher kann er das mal, aber es sollte doch nicht die Regel sein; diesen Menschen epfehlen wir die Rasse 'Steiff' (Knopf im Ohr) oder 'Porzellan'. Nun aber Schluß für heute Eure Manuela
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