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05.03.00 --
Uwe Krick
Strassenhunde in der Türkei
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Straßenhunde in der Türkei
Von Cornelia Baumsteiger
Tiere suchen ein Zuhause WDR
Straßenhunde sind in der Türkei ein altes, bisher noch immer ungelöstes
Problem. Die Mehrzahl der Türken sehen in ihnen wilde, gefährliche Tiere,
die Kinder jagen, beißen und Krankheiten übertragen. Die regelmäßigen
örtlichen Vernichtungsaktionen gegen Straßenhunde wurden deshalb zustimmend
oder gleichgültig akzeptiert.
Ende des vergangenen Jahres wurde eine neue - laut Angaben der Tierschützer
diesmal landesweit - angeordnete Tötungswelle ausgelöst. Todesfolge in
mehreren Fällen von Hundebissen, zuletzt der spektakuläre Tod eines kleinen
Mädchens, wurden als Grund genommen, das Einsammeln und Töten der
Straßenhunde zu befehlen. Sie seien Überträger der Tollwut, sie zu töten sei
gesundheitliche Vorsorge. Erstaunlich ist aber, dass in keinem der
angeblichen Tollwutfälle die Krankheit tatsächlich nachgewiesen wurde.
Der emotional hochgespielte Fall des gestorbenen Kindes ist besonders
dubios: Der Hund, der gebissen hat, nachdem Kinder ihn geärgert hatten,
wurde getötet und gleich entsorgt. Die Bisswunden des Kindes wurden sofort
zugenäht, es bekam keine Tollwutimpfung und keine Tetanusimpfung. Woran die
Kleine eine Woche später starb, ist nicht geklärt worden.
Tierschützer behaupten daher, die Tollwut sei nur ein Vorwand, um nun massiv
auf Anordnung des Landwirtschaftsministeriums gegen Straßenhunde vorgehen zu
können. Das Landwirtschaftsministerium sei gleichzeitig die Instanz, die
immer wieder eine Verabschiedung des Tierschutzgesetzes verhindere.
Brutales Vernichten der Straßenhunde, so wie es zurzeit auf schreckliche
Weise praktiziert wird, kann das Problem der Population wilder Hunde wie
auch die Tatsache, dass es Tollwut unter diesen Tieren gibt, nur kurzfristig
verdrängen.
Bereits in den 20er Jahren haben die Behörden sämtliche Straßenhunde
eingefangen und auf eine Insel bei Istanbul bringen lassen, wo sie ohne
Wasser und Futter verendet sind. Tagelang konnten Anwohner wegen der Schreie
der Sterbenden nachts nicht schlafen. Geholfen hat dieses Massaker nicht.
Nach kurzer Zeit waren neue Hundehorden da.
Die Behörden verschließen sich der Tatsache, dass die Menge der freilebenden
Hunde mit dem großen Futterangebot zusammenhängt, sprich dem vielen Müll auf
den Straßen, dass, je mehr Tiere vernichtet werden, die Würfe der
Überlebenden umso größer sind. Und: Eine sinnvolle Tollwutbekämpfung darf
nicht allein bei den Straßenhunden ansetzen, sondern muss vor Allem die
Kontrolle und Impfung der Wildtiere (z.B. Auslegen von Ködern) beinhalten.
Ein Problem, dass seit der ersten Tollwutpanik 1927 bis heute nicht
erfolgreich gelöst wurde. Es gab in Istanbul einen Leitartikel, der
behauptete, aus Angst vor Tollwut bleiben nun auch die Touristen aus. Ein
Teil der Bevölkerung scheint die Kampagnen von Behörden und Presse zu
glauben. Selbst erwachsene Männer zeigen große Angst vor Straßenhunden,
sogar vor Welpen. Es regt sich kaum Widerstand gegen das scheußliche
Vergiften mit Strychnin; es wird berichtet, dass sogar Kinder Hunde im
Todeskampf noch treten.
Trotzdem lehnen die Behörden, vom Ministerium bis zu den Stadtverwaltungen,
die Verantwortung für die Vergiftungsaktionen ab. Zahlreiche türkische
Fernsehberichte und Videoaufnahmen von Tierschützern belegen aber auf schwer
erträgliche Weise das Gegenteil. Außerdem berichten Tierschützer, dass sie
städtischen Wagen nachfahren und das vergiftete Fleisch wieder einsammeln,
das zuvor von den Behörden ausgelegt wurde. Manche Stadtverwaltungen
vereinfachen das Verfahren und erschießen die Straßenhunde (z.B. in Belek).
Tierschutzverein in Istanbul:
Society For The Protection Of Stray Animals, SHKD
Tel. 00 90 (2 12) 2 65 77 32
oder 00 90 (2 12) 2 74 63 64
Fax 00 90 (2 12) 2 65 66 29
Wenn Sie Ihrer Empörung über das grausame Töten Ausdruck verleihen möchten,
können Sie sich an folgende Stellen wenden:
Türkisches Generalkonsulat
Cecilienallee 41
40474 Düsseldorf
Botschaft der Republik Türkei
Botschafter Tugay Ulucevik
Rungestr. 9
10179 Berlin
E-Mail: tgk@tap.de
TC Turizm Bakani
Sayin Erkan Mumcu
Ministry of Tourism
Ankara
Türkei
Fax 00 90 (3 12) 2 12 83 91
TC Tarim ve Koy Isleri Bakani
Sayan Hüsnü Gökalp
Ministry of Agriculture and Rural Affairs
Ankara
Türkei
Fax 00 90 (3 12) 4 17 71 68
TC Basbakan
Sayin Bülent Ecevit
Prime Minister
Ankara
Türkei
Fax 00 90 (3 12) 4 20 66 11
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