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http://www.hz-online.de/tagesgeschehen/aktuelles/7-auf1412.htm
Kampfhunde: "Wir müssen das gnadenlos durchziehen"
Verordnung wird rigide umgesetzt - Pitbull eingeschläfert / Steuern rauf?
GIENGEN (hr). In manchen Gemeinden ist dem Trubel um die Einführung der Kampfhunde-Verordnung bisher nur die drastische Erhöhung der Steuersätze für die entsprechenden Hunderassen gefolgt. Anders in Giengen: Während man eine Erhöhung der Steuern noch abwartet, ist die Verordnung hier weitestgehend umgesetzt - und das auch in Extremfällen: Ein Pitbull-Terrier wurde eingeschläfert.
Dass es im Fall des Tieres nicht zu erheblich höherem Pressetrubel kam, ist laut Ordnungsamtsleiter Hans Sautter der späten Einsicht des Hundehalters zu verdanken. Wegen seinem immer wieder bissigen Hund wiederholt verurteilt, hatte der Mann auch mit der Umsetzung der Kampfhunde-Verordnung Probleme bekommen: "Es hat immer wieder Bußgelder bis zu 500 Mark gehagelt, weil das Tier ohne Maulkorb ausgeführt wurde." Ohne Aussicht darauf, als "unzuverlässiger Halter" die gesetzlichen Hürden zu passieren, habe der Mann dann auch für Gespräche zwischen dem Rathaus und dem Regierungspräsidium geführt: "Sie wollten, dass wir handeln - aber wohin mit dem Tier?", so Hans Sautter. Während man aber noch überlegt habe, wie eine gesetzlich im Notfall vorgesehene Tötung vor sich gehen solle, habe der Hundehalter schließlich selbst darum gebeten - mit dem verpönten Kampfhund an der Seite hatte er keine Wohnung mehr zur Miete bekommen. Mit dem Einverständnis des Halters sei das Tier dann in einer Ehinger Tierklinik eingeschläfert worden.
Das eine Extrem der einst in der Stadt gemeldeten zehn Kampfhunde - das Gegenteil ist laut Sautter freilich der bisher in Giengen einzige Hund, der den vorgesehenen "Wesenstest" schon erfolgreich bestanden hat: Das Tier gelte nun nicht mehr als "besonders gefährlich" im Sinn des Gesetzes - und genieße Befreiungen von den Auflagen: "Der Hund kann ohne Maulkorb ausgeführt werden und darf außerhalb der Stadt auch ohne Leine laufen", so Sautter.
Während weitere vier Tiere bereits für den Wesenstest angemeldet sind, ist die Kennzeichnung aller Kampfhunde laut Sautter bereits abgeschlossen: "Die meisten Halter haben sich für einen Chip entschieden, der dem Hund eingepflanzt wird und von der Polizei lesbar ist", so Sautter - diese Methode werde auch von den Tierärzten gegenüber einer Tätowierung bevorzugt.
Zufrieden ist Sautter mit der Disziplin der Hundehalter: Alle bekannten Tiere seien freiwillig gemeldet worden - Druck habe die Stadt lediglich im Falle einer Kampfhund-Mischung machen müssen, die letztendlich per ärztlicher Untersuchung als meldepflichtig bestimmt wurde.
Unklar ist in Giengen noch die Einführung höherer Steuersätze für die Kampfhunde - obwohl in der Kämmerei laut Leiter Gottfried Kocian bereits Überlegungen am Laufen sind. "Im Haushaltsplan 2001 stehen sämtliche Gebühren auf dem Prüfstand", so Kocian - in einer neuen Hundesteuersatzung seien dabei auch "deutlich höhere Steuern" für die Kampfhunde denkbar. Angesichts der im Gesamthaushalt eher mageren 75 000 Mark, die die Steuer für alle rund 600 Hunde in Giengen einbringe, habe das freilich nichts mit höheren Einnahmen zu tun, sondern eher mit einer "Lenkungssteuer".
Knifflig könnte dabei die Einstufung von Kampfhunden werden, die den Wesenstest erfolgreich bestanden haben. Sollen sie von den höheren Abgaben befreit werden? Darüber will man sich im Rathaus noch schlau machen: "Ich habe die neuen Gesetze noch nicht eingehend studiert", so Kocian.
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