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05.12.00 --
Tanja, Achim + Cyril
RE: Ich kann die Ignoranz nicht nachvollziehen an Steffi
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Liebe Steffi,
ich stimme Dir in vielem zu, nur die Konsequenz, bzw. die Kritik an dem Protest gegen HVO kann ich nicht so ganz teilen.
Mich hat es hier und auch im realen Leben schon oft sehr geärgert, wenn die Reaktion auf einen Beißvorfall (blödes Wort) einiger Hundehalter nur ist "ach die armen Hunde". Irgendwie wirkt es so als wäre es ihnen komplett egal, ob ein Kind getötet wurde. Sangus hatte diese Haltung hier ja mal sehr treffend und zynisch mit: "Alle Macht den Hunden?" hinterfragt, bzw. zu Diskussionen provoziert.
Wie gesagt, es ist mir in diesem Zusammenhang auch völlig egal, ob viel mehr Kinder im Straßenverkehr getötet werden als durch Hundebisse. Der Tod des Hamburger Jungen hätte, ebenso wie andere Beißattacken nie passieren dürfen und sowas darf sich nicht wiederholen!
Die Frage ist nur wie erreicht man das? Schaue ich mir die Situation in dem Hamburger Stadtteil und die beteiligten Personen an, dann erscheinen mir Rasseliste und natürlich erst recht Übergriffe von Privatpersonen auf irgendwelche Hunde, definitiv kein probates Mittel.
Mehreren unabhängigen Zeitungs-Reportagen entnehme ich, dass es dort an der Tagesordnung war, Hunde auf Spielplätzen "scharf zu machen", Polizisten sagen, dass natürlich auch sie das wussten, ebenso wie von den Hundekämpfen in Scheunen der Umgebung. Der Stadtteil ist geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und der dazugehörigen Resignation. Eine Frau, die am Tag nach dem Tod des kleinen Jungen dort auf eben diesem Schulhof mit ihren Hunden lief, sagte sinngemäß, nach dem sie aufgefordert wurde, den Schulhof zu verlassen: "Wenn Ihr uns unsere Hunde wegnehmt, dann besorgen wir uns halt andere Waffen".
Bei einer solchen Situation frage ich mich, was nützt es da, bestimmte Hunderassen zu verbieten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich frage, warum dies dort dann umgesetzt, bzw. kontrolliert werden kann, es aber der Polizei, bzw. dem Ordnungsamt nicht möglich war gegen die anderen illegalen oben genannten Punkte vorzugehen. Einer der Hunde, die den Jungen töteten, hatte Leinen- und Maulkorbzwang, das hat den Halter nur nicht die Bohne interressiert. Und ich bezweifele stark, dass es ihn oder ähnliche Halter interessiert, was jetzt in den HVO`s steht und wenn doch, dann halten sie einfach andere Hunde oder "besorgen sich andere Waffen". Die Folgen für kleine Kinder können aber genau die gleichen sein.
Ich sehe darum keinen Sinn darin, dass Hunde, die mit Cyril groß wurden, mit denen er seit dem Welpenalter gespielt hat, nun genau das nicht mehr dürfen (in Bremen gibt es laut HVO bislang keine Ausnahmen, alle Hunde von 12 Rassen unterliegen einer Leinen- und Maulkorbpflicht) und erst recht keinen Sinn darin, dass Hunde vergiftet, geschlagen oder Blindenführhunde getreten werden, weil Hundehass momentan für viele "erlaubt" und "in" zu sein scheint. Abgesehen davon, dass ich bei einigen Jugendliche, die hier rumpöbelten, einfach nur den Eindruck hatte, sie hatten endlich was gefunden, wo sie mal so richtig ihre Aggressionen ausleben konnten.
Was wir brauchen sind wirkliche Lösungen, die bestmöglich verhindern, dass es anderen Kindern so geht, wie dem kleinen Hamburger Jungen. Und das fängt damit an, dafür zu sorgen, dass die längst vor den neuen HVO`s bestandenen Verordnungen, bzw. Gesetze eingehalten werden, Halter auch kontolliert und Hundehaltungsverbote ausgesprochen werden, geht weiter über Möglichkeiten Sachkunde den Hundehaltern näher zu bringen und diese auch zu überprüfen und endet für mich damit, dass eine Situation (hohe Arbeitslosigkeit, viele Sozialhilfeempfänger, etc.), wie im Hamburger Stadtteil nicht tragbar ist. Letzteres ist natürlich ein gesellschaftspolitisches Problem.
Sorry für die Länge des Beitrags und liebe Grüße
Tanja
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