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Dienstag, 05. Dezember 2000
Kampfhunde bleiben hinter Gittern
Für "problematische Hunde" ist das Tierheim Lankwitz Endstation
Von Ute Schirmack
Staffordshire - Mischling Theodor ist einer von 93 im Tierheim untergebrachten Kampfhunden.
Foto: Schirmack Steglitz - Theodor sitzt hinter Gittern. Dass er bald freikommt, ist unwahrscheinlich. Denn der sechs Monate alte Rüde im Tierheim Lankwitz hat einen Ahnen im Stammbaum, der die Aussichten auf Vermittlung erheblich schmälert: Theodor ist Staffordshireterrier - Mischling und fällt damit unter die seit 5. Juli gültige Berliner Hundeverordnung.93 Hunde der Rassen Pitbull, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire-Terrier und Tosa Inu sowie deren Mischlinge sind derzeit im
Tierheim an der Dessauerstrasse 21 - 27 untergebracht, 17 weitere noch in der Tiersammelstelle. "Jetzt kommen nur noch die ganz problematischen Hunde, die schon gebissen haben und die Tests nicht bestehen", sagt Tierheim-Sprecherin Claudia Pfister. Der Amtstierarzt müsse viele von ihnen einschläfern lassen - 34 Tiere seit Juli. Von den
seit Juli aufgenommenen 212 Kampfhunden wurden bislang 61 vermittelt, 15 vom Verein "Bullis in Not" übernommen, acht an die Besitzer zurückgegeben und 30 weitere aus Platzmangel in eine Strausberger Tierpension ausquartiert. Auch die Zahl der eingelieferten Hunde sinkt: Von im Juli 60, im August 38 und im September 51 ging sie auf 33 im Oktober und 30 im November zurück. Klaus-Peter Florian von der Senatssozialverwaltung bestätigt, dass bislang 4600 Hunde Berlinweit angemeldet und davon 2360 mit grüner Plakette versehenen und die Hundeverordnung ein "voller Erfolg" sei. Wie viele Hunde jedoch noch ohne Anmeldung und ungeprüft herumlaufen, weiß keiner. Schließlich wollten manche Hundebesitzer die 400 Mark für die Gesamtprozedur umgehen. Auch die Einsätze der Interventionsteams der Polizei, eines pro Direktion, werden seltener in Anspruch genommen - die Zahl der Einsätze sank von 77 im Juli auf zwei im Oktober. Doch die wie Hundefänger ausgerüsteten Teams bleiben, so Polizeisprecher Andreas Langer, "bis auf weiteres" in Bereitschaft. Der für Steglitz und Zehlendorf zuständige Amtstierarzt Hans-Christian Gerber hat nun mit anderen Problemen zu kämpfen: Die Ausgabe der grünen Plaketten verzögert sich. "Die Sachverständigen, die Hunde testen, sind überlastet." Das Veterinäramt sei beschäftigt, Fristverlängerungen zu gewähren. Als Ausrede gehe das aber nicht durch. Gerber: "Wer jetzt erst seinen Hund anzeigen will, muss die Verzögerung glaubhaft nachweisen." Sonst wird+#8217;s teuer: Herrchen, die Kampfhunde ohne Leine oder Maulkorb ausführen, müssen mit mindestens je 500 Mark Bußgeld rechnen.
© Berliner Morgenpost 2000
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Geschäft mit Hundezüchter
BERLIN - Der Senat hat zwölf ausgesetzte Kampfhunde, die in Berlin nicht mehr untergebracht werden konnten, für je 750 Mark an einen Züchter in Brandenburg abgegeben. Wenige Tage später ließ er neun Tiere einschläfern.
Die Grünen - Abgeordnete Claudia Haemmerling: "Das ist Tierquälerei und rausgeschmissenes Geld". Sie bemängelt, dass der Züchter im Rahmen der Kampfhunde-Verordnung auch als Hunde-Gutachter eingesetzt wird und pro Tier 200 Mark kassiert: Er züchte gefährliche Hunde, die nicht
als "Kampfhunde" unter die Verordnung fallen, und suche vor allem seinen finanziellen Vorteil. In einem Hunde-Fachblatt hatte er erklärt, dass er schon an Bordelle geliefert hätte: "Ich muss sagen, diese Leute sind mit die besten Klienten." gl
Artikel vom 5. Dezember 2000
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http://195.170.124.152/archiv/2000/12/04/ak-be-9979.html
Nachrichten: Berlin, 05.12.00 Kampfhunde
23 Tiere wurden seit Juli eingeschläfert
Seit Inkrafttreten des Eilerlasses gegen gefährliche Hunde Anfang Juli sind 23 Kampfhunde in Berlin getötet worden, weil sie eine Gefahr für die Familie des Halters darstellten. "Häufigste Ursache waren Auseinandersetzungen mit Kindern der Familie zur Herstellung einer Rangordnung zu Gunsten des Hundes", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen an den Senat. Eine Arbeitsgruppe der Bezirke habe für solche Fälle eine Bescheinigung zur Vorlage beim Amtstierarzt erarbeitet. Diese Bescheinigung ermögliche die Tötung der Kampfhunde, wenn keine geeignete Unterbringung gefunden werden konnte, hieß es gestern.
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