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Ich kann mich Christof nur anschließen: Es ist glaube ich eines der größten Erfolgserlebnisse und Glücksgefühle für einen Tierfreund, wenn man einem Hund mit mehr oder weniger schlechtem Vorleben und somit natürlich auch einem bereits geprägten Charakter, ein Zuhause gibt und seine Freude darüber spürt.
Die Probleme mit einem Hund, den man im Erwachsenenalter ins "Rudel" aufnimmt sind, ähnlich wie bei Rassehunden vom Züchter, größtenteils selbstgemacht.
Man kann so und so an einen Hund geraten, der einem extrem viel Geduld abverlangt. Aber natürlich möchte ich nicht bestreiten, daß ein sog. Tierheimhund oder Streuner, oftmals mehr Einfühlungsvermögen und guten Willen braucht, als ein unbedarfter, seiner Rasse gemäß, beliebig formbarer Welpe. Aber auch der Welpe setzt die Bereitschaft sich intensiv mit einem Tier zu befassen und auf seine Eigenheiten einzugehen voraus. Wem diese Bereitschaft fehlt, der sollte weder den einen, noch den anderen Hund halten, der würde sonst immer zum Ärgernis des Halters und seiner Umwelt und, was besonders schlimm ist, auch nicht glücklich werden.
Natürlich spreche auch aus Erfahrung: Wir haben uns bei unserem letzten Hund auch für einen entschieden, den niemand brauchte. Dieser Hund stammt aus Ungarn, hing dort an der Kette, was man an seinem Gebiß erkennen kann, wurde dann wohl ausgesetzt und landete schließlich in einer Art Notunterkunft für Hunde. Er überstand die Schläge seines ersten Besitzers einen Winter, ohne Unterschlupf, und mehrere Kämpfe mit anderen Hunden, bei einem davon wurde ihm die Kehle geöffnet (was natürlich kaum behandelt wurde). Ach ja, nicht zu vergessen, er ist ein mittelgroßer Terriermischling.
Wir haben diesen Hund im Alter von 2 Jahren zu uns genommen und dabei rein nach Sympathie entschieden. Keiner konnte und wollte uns sagen wie er wirklich ist. Ein ganz wichtiger Punkt ist, daß wir keine Kinder haben, Eltern mit Kindern, sind bei der Wahl ihres Hundes natürlich eingeschränkt, aber das ist ein eigenesThema.
Also im Falle von unserem Ungarn haben wir nur auf unser Gefühl vertraut. Natürlich war er nicht leinenführig, nicht stubenrein, konnte keine Treppen steigen, war nicht an ein Auto gewöhnt und hatte panische Angst vor Menschen. Ein Risiko, das gebe ich zu, aber: Wir hatten den Hund sofort gern und er uns, glaube ich.
Bei uns zu Hause war er innerhalb 24 Stunden stubenrein, konnte an der Leine gehen, fuhr im Auto (Hauptsache dabei mit dem neuen Rudel). Und mittlerweile hat er seine Scheu vor Menschen weitgehend verloren. Wir haben uns viel mit ihm beschäftigt. Mit dem Ergebnis, daß er niemanden belästigt, sich mit anderen Hunden verträgt und gut hört (Kommandos wie "Komm", "Sitz", "Aus"...) befolgt er problemlos. Man kann sich überall mit ihm sehen lassen, ein Hund von Welt ;-)). Natürlich ist er sehr angänglich, aber es ist auch kein Thema ihn mal für ein paar Stunden allein zu lassen.
Der Ungar ist bereits unser 4 Hund. Wir hatten alle sehr gern, aber keiner hat uns so viel gegeben wie er: Allein wie er uns noch immer jeden Morgen seine Dankbarkeit und unbändige Freude darüber spüren läßt, daß er in seinem eigenen Zuhause aufgewacht ist -- kein noch so gepriesenes Frühstücksmüsli könnte einem jemals so einen Start in den Tag ermöglichen .
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