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Kampfhunde | 14.05.2002
Sofort weg mit den Rasselisten!
http://www.mopo.de/nachrichten/101_6792.html
Der Senat will die umstrittene Kampfhundeverordnung abschaffen
Weg mit der Kampfhundeverordnung! Mit dieser Forderung preschen die
Koalitionsparteien von CDU, Schill und FDP jetzt nach ihrer ersten Sitzung
des Arbeitskreises Tierschutz vor. Knapp zwei Jahre nach dem grauenvollen
Tod des kleinen Volkan aus Wilhelmsburg, der von zwei Pitbulls totgebissen
wurde, sollen die so genannten Rasselisten abgeschafft werden. Auch
Schäferhunde oder Pudel sollen künftig, wenn sie "auffällig" werden, einen
Maulkorb verpasst bekommen.
Das Entsetzen war groß, der Handlungsdruck enorm - nach Volkans Tod wurde in
Hamburg eine verschärfte Hundeverordnung erlassen. Seitdem gilt die Zucht
der Rassen American Staffordshire-Terrier, Pitbull und
Stafford-shire-Bullterier und deren Kreuzungen "grundsätzlich" verboten. Für
zehn weitere Rassen wurde eine Gefährlichkeit unterstellt. Der Halter
braucht eine behördliche Erlaubnis. Für alle gilt: Leinen- und
Maulkorbzwang. Es sei denn, der Hund beweist in einem so genannten
"Wesenstest" seine Ungefährlichkeit.
Und dass soll nun anders werden: Ob Pitbull, Pudel oder Schäferhund - wer
beißt, bekommt einen Maulkorb und Herrchen muss mit seinem Liebling zur
Hundeschule. Andererseits dürfen sich Hunde, die auf der Rasseliste stehen
und bislang nicht "auffällig" waren, auf Maulkorb-freie Zeiten freuen. "Wir
wollen uns an der individuellen Gefährlichkeit von Hunden orientieren.
Wissenschaftlich gesehen sind die Rasselisten völliger Unsinn", so der
Tierschutzsprecher der Liberalen, Ekkehard Rumpf. Im Hinblick auf die
"Biss-Statistik" war die Rassenabhängige Hundeverordnung schnell in die
Kritik geraten. So wurden Mischlinge und Schäferhunde ausgenommen, obwohl
sie mit 2376 Fällen (Zeitraum 1991 bis 1999) bzw. 1956 Fällen die Liste
anführen.
Die Koalition plant zudem die Abschaffung des "Hundekontrolldienstes", der
für die Sicherstellung gefährlicher Hunde und der Überprüfung des Leinen-
und Maulkorbzwanges eingesetzt ist. "Die Aufgaben könnten von den
Tierschutzverbänden übernommen werden", meint Rumpf. Die sollen bereits ihre
Zustimmung signalisiert haben. "Ich bezweifle sehr stark die Sach- und
Fachkompetenz des Hundeskontrolldienstes", so Tierheim-Chef Wolfgang
Poggendorf, der eine Reform der Hundeverordnung begrüßen würde. "Die haben
uns zum Teil blinde und taube Hunde gebracht und auch Welpen. Von 300
gebrachten Tieren mussten wir 100 zurückgeben, weil sie ungerechtfertigt zu
uns gegeben wurden", so Poggendorf.
Mit ein wenig Skepsis betrachtet der Vorsitzende des Kinderschutzbundes die
geplante Reform der Hundeverordnung : "Schwierig ist es natürlich, wenn erst
gehandelt wird, sofern ein Hund gebissen hat. Wir vom Kinderschutzbund sind
für eine generelle Leinen-pflicht", so Wulf Rauer. Die Regierungs-Koalition
in Hamburg ist sicher, mit diesem Vorstoß bundesweiter Vorreiter zu sein.
Eine Bundesrats- initiative soll folgen. Aber: "Wir müssen in dieser Sache
in der Öffentlichkeit noch Überzeugungsarbeit leisten", meint FDP-Mann Immo
von Eitzen.
RENATE PINZKE
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