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Wir fuhren mittags bei starkem Wind und Regen. Belana und Aron legte ich je eine kleine Fährte im Park, die trotz des Sturmes nach einer halben Stunde gut abgesucht wurde. Belanas Fährte hatte ich einigermaßen windgeschützt zwischen Bäumen im forstartigen Teil des Parks gelegt, Arons dagegen verlief über die ehemaligen Pony-Koppeln und Rasenflächen, so daß er schon stark aufpassen mußte, obwohl die Fährte nicht alt war. Auf dem Rückweg bekam ich mit ihm Streit. Nicht sichtbar, aber auch nicht weit weg, detonierte schräg vor uns ein Böller. Aron wollte den Wagen wenden und zurück in den Park. Belana, Gladess und ich, wir wollten nach Hause. Nun war es in Arons erstem Jahr Zugarbeit so gewesen, daß er sich die Wege weitgehend selbst aussuchen durfte. Wenn ich ihn nun mit "links!", "rechts!", "kehrt!" oder "geradeaus!" lenke, geschieht dies meist auf ähnlichen Wegen, die ihm gleicherlei sind. Einen Weg weiterzuverfolgen, auf dem man sich explodierenden Böllern näherte, nein, das wollte Aron jetzt nicht. Er weigerte sich strikt, weiterzugehen. Als ich das Wenden des Wagens verhinderte, wollte er aus dem Geschirr schlüpfen. Ich beeilte mich, die Schnalle unter seinem Bauch zu schließen, die ich sonst immer offen lasse. So konnte er mir nicht entwischen. Er sträubte sich mit allen Vieren dagegen, von mir geführt zu werden. Sowie ich ihn losließ, ging er rückwärts und begann erneut, den Wagen zu wenden. Da ich inzwischen eine Menge kritischer Blicke auf mich zog, gab ich auf, ließ Aron den Wagen wenden und 100m bergan Richtung Park flitzen. So sahen die Zuschauer, daß Aron sich nicht gegen die Zugarbeit als solche wehrte, sondern lediglich gegen die Richtung. Kurz vor der vielbefahrenen Straße, über die ich auf keinen Fall noch einmal wollte, kommandierte ich "kehrt!". Wieder blieben Passanten neugierig stehen. Aber diesmal hatte ich zwei Helfer: Die Steigung des Weges - die von mir gewünschte Richtung verlief bergab - und Belana. Während Aron sich noch erfolgreich gegen die Gravitation sträubte, die den von mir gewendeten Wagen vorwärts drückte, begann Belana sich ungemein in ihr Geschirr zu legen. Sie hatte dieses Getue satt und wollte nun endlich nach Hause. Ich ließ ihr die Leine so lang, daß sie schräg vor Aron zog. Möglicherweise erinnerte er sich nun an Situationen während des Einfahrens neben Gladess. Diese hatte oft gegen Arons Richtungswunsch meine Entscheidung durchgesetzt. Sie war damals schon über 10 Jahre alt und neben Aron im Geschirr eher faul. Die eigentliche Zugarbeit überließ sie gerne dem jungen Temperamentsbündel neben sich. Doch wenn Frauchen eine andere Richtung wünschte als Aron, leistete sie manchmal Schwerarbeit bis Aron seinen Widerstand aufgab. Jetzt, neben Belana, die den Wagen in Bewegung setzte, war es genauso. Er begann erst langsam, bald immer schneller mitzulaufen und nahm ihr schon nach wenigen Metern die Zugarbeit wieder ab. Ich war wirklich froh, Belana ein Geschirr gebastelt zu haben. Unter den Zuschauern sind immer Leute, die nur darauf warten, daß man dem "armen" Zugtier gegenüber grob wird, um spätestens dann "Tierquäler!" zu schreien. Belana hatte mich buchstäblich aus der Affäre gezogen. Nachmittags und abends hielt ich die Hunde in der Wohnung. Es war ein Wetter, bei dem man wirklich "keinen Hund vor die Tür jagt". Erst nach Mitternacht verlegte ich meine gut getrockneten Hunde auf ihre Schlafplätze nach draußen.
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