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Heute Morgen hüpfte Belana noch, eh ich es verhindern konnte, direkt mit dem Öffnen des Toyota Corolla-Kofferraumdeckels über die Kante in den Kofferraum und legte sich auf mein "Platz!" selbstverständlich hin. Ich gab sie um 8:05 Uhr in der Tierklinik ab, half noch, sie zu wiegen - nach 1 1/2 Tagen Nulldiät hat sie noch 18,4 kg - und zu halten, während die Narkosespritze gesetzt wurde und wurde dann entlassen, während Belana in einen Einschlafkäfig gebracht wurde.
Wir hatten wunderschönes Frühlingswetter. Aber ohne Belana war es unglaublich still. Vielleicht war es die Wärme, vielleicht auch die Fahrtour von gestern oder eben doch das Fehlen der Alpha-Hündin, was diese Ruhe ausmachte. Die 4 Hunde im Garten taten fast nichts.
Gegen 11:00 Uhr kam der Anruf vom Tierarzt, der sie operiert hatte. Es sei KEINE Routineoperation gewesen. Er operiere seit über 15 Jahren Kreuzbänder, aber so ein kaputtes Kniegelenk habe er noch nicht dabei gehabt. Die Gelenkkapsel sei offenbar schon länger angerissen und seit ihrem jüngsten Unfall ziemlich zerfetzt. Nicht nur die Kreuzbänder, sondern auch die seitlichen Bänder seien abgerissen. Er habe alles getan, was in seiner Macht steht, um ihr Knie zu flicken. Eine Gelenkentzündung und Ansätze von Arthrose, die auf diese vergangene Verletzung hindeuteten, seien sichtbar geworden.
Gegen Mittag motivierte ich die Kleinen, wenigstens ein bischen Tauziehen zu spielen. Wenn Anjin das Spielzeug ergattern konnte, lief sie mit ihm ein Stück weit weg, legte sich ins Gras und kaute darauf herum. mich interessierte es dann überhaupt nicht mehr, während Arabelle sie belagerte und durch Anknurren so herrlich einschüchtern ließ. Ich begann ostentativ, mich für andere Dinge zu interessieren und, siehe da, schon kam Anjin mit ihrem Spiel-Läppchen angelaufen und forderte mich zum Tauziehen auf. Ich spielte dann wieder eine Weile mit. Irgendwann passte Anjin nicht auf. Ich nahm das Läppchen und legte es zurück, um wieder anderen Aufgaben nachzukommen.
Ich holte Belana kurz nach 16:00 Uhr ab. Sie hat es nun schwer, auf 3 Beinen zu laufen, weil der Verband ihr krankes Hinterbein größer macht, als das gesunde. Ich legte sie in das Wohnzimmer und blieb in ihrer Nähe, um sie zu beobachten.
Ihre Kinder schickte ich in den Garten, als Belana die Begrüßung zu heftig wurde. Die Töchter tobten miteinander auf der Wiese herum.
Belana soll gegen die Schmerzen 1 1/2 Rimadyl-Tabletten Mi., Do. und Fr. früh mit dem Fressen bekommen und dann das 1. Mal zum Verbandwechsel wiederkommen. Inkl. Verbandswechsel habe ich heute 596,- DM bezahlt.
Belana soll nun mindestens 12 Wochen stark geschont werden, d.h. auch im Garten nicht mehr von der Leine. Kein Rennen, kein Springen, kein Tauziehen mit Flughund spielen und kein Spielen mit den anderen Hunden. Und sie soll dabei so schlank bleiben, wie sie jetzt ist. Das bedeutet bei so viel weniger Bewegung, dass sie zu all dem kaum noch etwas fressen darf. Aber auch den Rest ihres Lebens soll ich Sprünge vermeiden. Die Rettungshundearbeit kommt für sie nicht mehr in Frage. Das Knie wird lockerer bleiben und nie wieder so belastbar werden, wie es sein sollte.
Wenn ein Gebrauchshund beim Schäfer eine solche Verletzung hat, wird er wahrscheinlich "erlöst". Die Argumente liegen auf der Hand:
1. Der Hund taugt nichts mehr für die Arbeit.
2. Gesunder Nachwuchs ist da, der die Aufgaben übernehmen kann.
3. Ein Leben ohne die Arbeit an der Herde und ohne vergleichbare Leistungen wäre eh Tierquälerei für einen solchen Hund.
Der letzte Punkt macht mich nachdenklich. Was für ein Leben kann ich ihr unter diesen Umständen noch bieten? Wird sie auf ihre Töchter, Gladess und Aron so eifersüchtig werden, dass sie aggressiv wird, weil ich mit denen spiele und mit ihr nicht? Wird sie vielleicht uns allen auf die Nerven gehen, vielleicht LAUT statt SCHNELL? Gibt es für Belana wirklich triebbefriedigende Alternativen zu unserem bisherigen "Programm"?
Die Operationskunst und die moderne Tiermedizin in allen Ehren, aber wäre es nicht villeicht mehr in Belanas Sinne gewesen, das kaputte Knie einfach kaputt sein zu lassen und so gut es geht zu ignorieren? Würde sie ein fröhlich-triebstarkes Leben, ein paar Jahre auf 3 Beinen, einem etwas längeren, langweiligen auf 4 Pfoten vorziehen? Man kann sie nicht fragen. Da Hunde Gewohnheitstiere sind und weil Belana nicht mehr so ganz jung, sondern immerhin schon fast 3 Jahre alt ist, probiere ich zunächst die tierärztlich angeratene Variante. Sollte ich es nicht schaffen, Belana ruhig zu stellen, wird sie ohnehin eine OP nach der anderen brauchen. Mir geht es nicht um die Kosten - auch Operationen quälen ein Tier. Was dann irgendwann zwangsläufig bleibt, ist die wölfischere Umgehensweise, Variante 2, die Belana in den vergangenen Tagen schon ausprobieren wollte, als sie mir auf 3 Beinen ihr schweres Fundholz anschleppte mit einem Gesichtsausdruck wie "Bitte, bitte, wirf es für mich!".
Jetzt, mit noch nicht 3 Jahren, einen Omabegleithund aus meinem Super-Energiebündel zu machen, wie aus Gladess, als sie über 13 war, wird mir schwer fallen, wenn es überhaupt möglich ist.
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