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Scandream 1999: ein Lappland-Erlebnis

Rudi Niggemeier: bester Mitteleuropäer

Der arktische Norden Finnlands ist wie geschaffen für ein internationales Schlittenhunderennen, wie es Andreas Elsner (Niesgrau) und Joni Elomaa (Kuusamo) in zäher, mehrjähriger Arbeit aufgebaut haben. Das Rennen, das in diesem Jahr zum zweiten Mal vom 22. bis 31. März stattfand, führte als "Stage Stop Race" von Kuusamo über Ruka, Kemijärvi, Rovaniemi, Ranua und Syötekeskus (bei Pudasjärvi) wieder zurück nach Kuusamo (581 km).

Rudi Indermühle, ein gebürtiger Schweizer, der seit gut zwei Jahren in Nenana (Alaska) lebt, kam als Race Marshal direkt vom Iditarod angereist und konnte zusammen mit der Rennrichterin Silvia Furtwängler 18 Musher aus sechs Ländern begrüßen, von denen nur das Team von Margot Jagusch aufgeben mußte, weil leider schon nach dem ersten Renntag ihre gut trainierten Hunde in Ruka erkrankten. (Margot und ihr Ehemann erwiesen sich als faire Sportskameraden, weil sie auch weiterhin dem Renngeschehen beiwohnten und die anderen Teams anfeuerten.)

Insgesamt wurden die Hunde von den Mushern und Doghandlern hervorragend gepflegt, so daß das Team von fünf Veterinären um den 1998 von "Mush with Pride" mit dem "Lifetime Achievement Award" ausgezeichneten Professor Dr. Dominique Grandjean aus Frankreich keine außergewöhnlichen Probleme hatte.

Das Scandream ist nicht nur für Musher eine lohnenswerte Herausforderung - gibt es doch immerhin ein Preisgeld von insgesamt DM 50.000,-- und Sachpreise (Hauptsponsor: Friskies-Serti) zu gewinnen -, sondern auch ein sehenswertes Abenteuer für jeden interessierten Schlittenhundefreund, der in traumhafter Natur das gesamte Renngeschehen hautnah miterleben kann. Die fünf mitgereisten, Yukon erfahrenen Saarländer Wolfgang Desgranges, Hans Lang, Kurt Müller ("Alaska Cody"), Heinz Pflederer und Wilhelm Wagner genossen nicht nur das Renngeschehen, sondern gaben das Letzte beim täglichen Auf- und Abbau des Scandream Gate.

Bei einer Schneehöhe zwischen 70 und 110 cm war es für die zahlreichen Helfer dennoch kein Problem, den Trail mit vier Skidoos optimal zu präparieren. Insgesamt war das Wetter - bis auf einen Regentag - für nordische Verhältnisse sehr gut: stahlblauer Himmel, null bis minus zehn Grad Celsius und ein guter Headwind zur Kühlung der lauffreudigen Vierbeiner.

Die Finnen Rejio Jääskelainen und Rony Wingren lieferten sich zunächst ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, während die sympathische Ulla Halonen (ebenfalls aus Finnland) von Anfang an die "rote Laterne" übernahm und schließlich bei der letzten Etappe im Interesse der Hunde aufgeben mußte.

Der stets gut aufgelegte Rudi Niggemeier aus Salzkoten bei Paderborn hatte es sich zum Ziel gesetzt, beim Scandream '99 als bester Mitteleuropäer abzuschneiden. Als er am vierten Renntag im Skizentrum Syötekeskus bei Pudasjärvi mit seinen gut trainierten und von seinen beiden Doghandlern rührend umsorgten Hunden nach rund 100 km ankam, hatte Rudi seinen Konkurrenten Daniel Filo aus der Slowakei deutlich hinter sich gelassen. Nun lagen - außer den beiden bereits erwähnten Finnen - nur noch die Norweger Per Olav Gausereide und Harald Andersen vor ihm.

Der Organisator des Etappenrennens "Karelia Charm" (264 km), Vesa Kousa ("Caveris Safari") aus Jongunjoki (Finnland), konnte sich im Mittelfeld behaupten und lag am vierten Tag hinter Joni Elomaa (7. Platz), der zuvor Ende Februar beim "Karelia Charm" zweiter hinter Josef Ogag aus der Slowakei wurde. - (Das "Karelia" mit einem Preisgeld von fast DM 3.000,-- führt über drei Etappen von je 80 km und dient vielen Mushern als Vorbereitungsrennen auf das Scandream.)

Die sechs gut abgesteckten Scandream-Etappen lagen zwischen 45 und 135 km. Die Rennregel, aus einem Pool von maximal 14 Hunden mit einem Minimum von acht zu fahren, gab den Mushern die Gelegenheit, auf kürzeren Strecken auch schwächere Tiere einzusetzen und dafür andere sich ausruhen zu lassen. Um keine Inkorrektheit aufkommen zu lassen, wurden die gechipten Hunde im Start- und Zielbereich stets genauestens per Handscanner kontrolliert.

Die letzte schwierige Etappe von Pudasjärvi nach Kuusamo über fast 135 Kilometer gewann der freundliche junge Norweger Per Olav Gausereide, dessen Hunde (Alaskans und Kreuzungen mit Pointern) immer noch einen sehr guten Eindruck machten, was auch die Tierärzte bestätigten.

Gesamtsieger des Scandream 1999 über 581 Kilometer wurde nach 33:52:47 (Ø über 17 km/h) - wie im letzten Jahr - Rejio Jääskelainen (FIN) vor Per Olav Gausereide (NOR), Rony Wingren (FIN), Harald Andersen (NOR), Rudi Niggemeier (GER), Daniel Filo (SLO), Joni Elomaa (FIN) usw.

Der sympathische Rudi Niggemeier aus Salzkoten bei Paderborn konnte sein Ziel, beim Scandream '99 als bester Mitteleuropäer abzuschneiden, erreichen und belegte noch vor dem Slowaken Daniel Filo den erfreulichen fünften Platz. Damit hat er bei seiner zweiten Scandream-Teilnahme alle überrascht, zumal sein Team auch nach der letzten Etappe von 135 km noch in vollem Galopp und keineswegs ausgepowert über die Ziellinie in Kuusamo ging.

Mit den Erfahrungen aus dem ersten Scandream hat Rudi Niggemeier seine Hunde und sich selbst entsprechend auf das diesjährige Rennen vorbereitet. Rudi war bereits zwei Monate vor dem Start in Finnland, wo er, seine stets heitere Ehefrau Matty und seine zwei Jungen ein ein-sam gelegenes Haus am See besitzen. Rudi absolvierte mehr als 2.000 Trainingskilometer und betonte, daß er dabei alle zu erwartenden Bedingungen intensiv durchtrainieren konnte. Rudi: "Die Hunde und ich waren gut vorbereitet. Dabei habe ich mich immer an die Worte von George Attla gehalten: 'Keep your dogs happy!'"

Zwar sind die Skandinavier nach wie vor im Vorteil, aber Rudi Niggemeier hat bewiesen, daß auch ein "Durchschnittsmusher" mit entsprechend gutem Futter, Training und Handling bei Langstreckenrennen wie dem Scandream annähernd die Zeiten der Spitzenmusher fahren kann: So lag er mit seiner Gesamtzeit von 36:53:11 für 581 gefahrene Kilometer (Durchschnittsgeschwindigkeit: fast 16 km/h) lediglich drei Stunden hinter dem Sieger.

Rudi Niggemeier, dessen Teilnahme am Scandream 2000 für ihn sicher ist, zog ein äußerst positives Resümee zum diesjährigen Rennen: "Das Scandream '99 ist seinem Ruf als internationales Langstreckenrennen wieder gerecht geworden mit traumhaften Trails, die - je nach Wetterbedingungen - die Musher vor entsprechende Herausforderungen stellten. Die Organisation war gut, weit besser als vor einem Jahr. Vom Vet-Team bis hin zur Trailmarkierung hat dieses Rennen mit dem Race Marshal Rudi Indermühle die Grundlage für die zukünftige Durchführung klar bestätigt."

Dr. Bernd A. Weil (E-Mail: BWeil@t-online.de)

 

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