Seit vielen Jahren bin ich Mitglied im Schäferhundeverein (SV). Ich kam dazu, als ich mir neben meinem Dalmatiner (Haus-und Schmusehund) einen Schäferhund für den Zwinger in meinem Garten zulegte. Fährte, Unterordnung und Schutzdienst waren nun meine Aufgaben und ich tat ohne zu überlegen alles, was mir die Übungswarte sagten und wenn der eine Hund nichts richtiges war, dann mußte ein anderer her, es sollte immer der beste Hund sein. Viel Wert wurde damals schon auf den Schutzdienst (Beissen) und den Kampftrieb (nicht zögern und nicht mehr auslassen?) gelegt. Durch eine schwere Krankheit wurde ich aus meiner Hundevereinstätigkeit herausgerissen und war dann etwa 4 Jahre ohne Hund.
Vor ein paar Jahren dann habe ich es ohne Hund nicht mehr ausgehalten, konnte aber wegen der Wohnungssituation keinen eigenen Hund halten. So kam ich auf die Idee, zu inserieren und einen Hund zur Ausbildung zu übernehmen und so kam dann Biene (Lupinchen von und zu......) in mein Leben, eine 8-jährige Schäferhündin. BIENE war von einem Profi-SV-Mann ausgebildet worden und hatte alle Pfrüfungen bis zur SCH III und zur IPO III. Siege und Pokale in allen Disziplinen waren vorhanden. Sie gehörte einem älteren Ärzteehepaar und die waren stolz auf den guten Hund.
Schon beim ersten "Beschnuppern" erfuhr ich, daß diese Leute mit dem Hund völlig überfordert waren - der Ausbilder hatte sich zurückgezogen und die alten Leute konnten den Hund nicht einmal spazieren führen. Wenn Besuch kam war Alarmstufe 1, BIENE mußte in der Küche eingesperrt werden, denn sie war viel zu gefährlich um fremde Leute kennen zu lernen. Die Hündin hatte also nur Garten und Haus, ein Gassigehen gab es nicht. Ich habe mich mit BIENE langsam und bei einigen Besuchen angefreundet und es mußte bei mir nicht mehr sein, daß sie zuerst in die Küche gesperrt werden mußte. Dann unternahmen wir die ersten Spaziergänge an der Leine und nach und nach freundeten wir uns an. Einen so gut ausgebildeten Hund zu führen machte auch mich sehr stolz und nach einiger Zeit führte ich BIENE auch bei meinen Vereinskollegen im SV vor - und die waren alle begeistert, vor allem im Schutzdienst, weil BIENE vollen Biss hatte und einen unwahrscheinlichen Kampftrieb zeigte.
Nach einiger Zeit aber merkte ich, daß BIENE nur gedrillt worden war und alles, was sie kannte, war Hundeübungsplatz und Hundebox und üben, und ständig unter Druck stehen.
Für einen Hund muß es doch noch was geben?? Ich habe beschlossen, für BIENE das Leben etwas besser zu gestallten und wir fingen damit an, daß wir den Hundeplatz nur noch gelegentlich besuchten, ein bischen Unterordnung konnte ja nicht schaden - beim Schutzdienst schauten wir nur zu und ansonsten gingen wir v i e l spazieren. BIENE lernte allmählich, daß es auf der Welt noch Schöneres gab, z.B. lange Wanderungen durch den Wald zu machen, im Park mit anderen Hunden zu spielen, Stöckchen schmeißen ohne gleich Apportieren zu üben. Alles machte plötzlich Spaß und BIENE bellte schon laut, wenn sie mein Auto nur ankommen hörte - weil sie wußte, jetzt wird´s wieder schön.
Wir verbrachten einige schöne Monate und ganz allmählich geriet der Hundeverein in (fast) Vergessenheit und BIENE und ich machten nur noch die schönen Dinge im Hundeleben. Nach fast 1 Jahr hatten wir es geschafft, das Frauchen von BIENE sagte mir: "Stellen Sie sich vor, wir können unsere Biene jetzt sogar streicheln !" Auch bei Besuch mußte sie nicht mehr weggesperrt werden und sie begann ganz langsam ein schöneres Hundeleben.
3 Jahre verlebten wir so und das Leben für BIENE wurde immer schöner und ruhiger und auch familiärer. Vielleicht hätte sie nicht mehr soviele Kampftriebpunkte bekommen aber ich glaube es war wichtiger,daß sie von Frauchen gestreichelt werden konnte. Wegen eines Unterleibstumors konnte sie ihr schönes Leben nicht mehr ganz lange genießen,sie wurde nach einer Operation nicht mehr wach.
Mein jetziger Hund, Dalmatiner-Mix-Dame BABE braucht keine Kampftriebspunkte mehr und wenn sie ein bischen gehorsam ist wird sie mit mir ein schönes Leben mit vielen Spaziergängen und Hundetreffs haben.
Kurt E. aus Nürnberg
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