Helmut Steinberger wrote:
Das ist es wohl, weil du mit deinem Hund schon immer so gespielt hast
und er es nicht anders kennt.
Urspruenglich ist der Handlungsablauf so:
Jagd - Beute stellen - Beute fassen - Beute toeten - Beute abtragen -
Beute im Rudel teilen und fressen
Wenn man mit einem Hund so spielt bzw. arbeitet, dann befriedigt das
den Hund mindestens so gut wie weiterspielen.
Die Schritte sind bei der Arbeit natuerlich etwas anders. Beispiel aus
der Rettungshundeausbildung:
Jagd: Fuehrer und Hund suchen
Beute stellen: Hund findet den Vermissten und verbellt
Beute fassen: Der 'Vermisste' zieht die Beisswurst aus der Tasche,
Hund
beisst ein, zerrt mit Vermisstem
Beute toeten: Vermisster laesst Beisswurst los
Beute abtragen: Fuehrer geht mit Hund, welcher die Beisswurst
traegt,
zum Auto/Lagerplatz
Beute im Rudel Fuehrer tauscht Beisswurst gegen
teilen und fressen: Futter und Hund frisst Futter
Ein Hund, der den Handlungsablauf nie bis zum Ende durchspielen darf,
ist gewohnt, dass der Spass endet sobald er Aus macht. Das will er
nicht, also laesst er schlecht aus. Logisch.
Ein Hund, mit dem dieser Handlungsablauf geuebt wird, weiss, dass es mit
dem Aus noch nicht vorbei ist. Es ist wichtig, dass der Hund das
Tauschen
auch akzeptiert. Dem Hund nach dem Aus das Spielzeug wegzunehmen und
moeglichst schnell wegzustecken damit er es nicht mehr erwischt ist
falsch: Der Hund wird versuchen rasch danach zu schnappen, gelingt
es nicht, war er zu langsam, er wird das naechste mal noch mehr
schnappen.
Ein richtiger Tausch sieht so aus, dass der Hund das Spielzeug aus
laesst, der Fuehrer gibt ihm Futter ohne das Spielzeug wegzustecken.
Man sollte dem Hund dazu ruhig sagen 'Das ist _meins_, das Futter hier
ist fuer dich'.
Will ein Hund diesen Tausch nicht, so ist das ein dem Rudel gegenueber
asoziales Verhalten. Er akzeptiert nicht die hoehere Rangordnung des
Hundefuehrers, der das Beuteverteilen bestimmen darf. Dies ist im
Verhalten des Hundes jedoch so vorgesehen.
Das faengt schon beim Welpen an. Viele Hundefuehrer spielen mit dem
Hund, wenn es ihnen reicht, wird das Spielzeug einfach weggesteckt
und es heisst 'Schluss jetzt'. Fuer den Hund ist der Handlungsbogen
aber noch gar nicht beendet.
Oder das Spielzeug wird dem Hund gelassen, der es abtraegt und darauf
herumkaut (Beute fressen). Dabei wird aber das im sozialen Rudel
wichtige Teilen vergessen und der Hund lernt es nicht.
Das richtige Tauschen einem Hund zu lehren, der es nicht kennt, dauert
lange und ist nicht einfach. Aber es geht. Meine Huendin hat's mit
5 Jahren auch noch einigermassen gelernt, wenn sie es vielleicht auch
nicht mehr optimal lernen wird.
Man kann den Tausch auch in Schritte unterteilen, d.h. erst mal den
Schutzaermel gegen ein anderes Spielzeug, dann noch eine Weile spielen,
dann dieses Spielzeug gegen Futter tauschen.
Am ehesten machen diese Tauscherei noch die Jaeger. Hier ist die
ganze Handlung gegeben. Der Hund tauscht mit dem Jaeger das Beutetier
gegen seinen Anteil daran.
P.S.
Ich hab mir das alles nicht aus den Fingern gesaugt, sondern bei der
besten
Ausbilderin die ich kenne, auf einem Flaechensuchlehrgang gelernt. Diese
Ausbilderin macht neben Rettunghundearbeit auch Schutzdienst, u.a. auch
mit Malinois, beides mit jahrzehntelanger Erfahrung.
Ich selbst habe das alles auch sehr lange falsch gemacht.
|