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10.01.00 -- Helmut Steinberger

Re: Unterschiedliche Methoden für unterschiedliche Hundecharaktere?














'Am Mon, 10 Jan 2000 16:45:02 GMT, schrieb ThomasLuening@t-online.de
(Thomas Luening) Es gibt schon in der Lernphase Unterschiede. Der eine kann 5 Stunden an einem Stück konzentriert lernen, der ander ist nach 10 Minuten nicht mehr in der Lage was zu behalten. Logischerweise kann ich den ersten deshalb auch stärker belasten als den zweiten. Da stimme ich bedingt zu. Es kommt darauf an, was man schon als Zwang bezeichnet. Ist es schon Zwang, wenn ich die Vorderpfoten des Hundes nehme und in einen Korb stelle um ihm beizubringen sich auf Kommando da rein zu stellen? Dem Hud wird dabei kein Schmerz zugefügt, aber ich zwinge ihn doch seine Füße da rein zu stellen. Ein anderes Beispiel. Der Hund hat gelernt (ohne Zwang) was das Kommando Fuß bedeutet. Er geht auf Kommando wunderbar bei Fuß. Jetzt will ich aber, daß er auch wunderbar bei Fuß geht, wenn sich 2 m entfernt von ihm ein Schutzhelfer befindet, der durch starke Gestik versucht den Hund dazu zu bringen ihn zu beissen. Wie erklärst Du das einem Hund, der nichts lieber machen würde, als den Helfer zu beissen? Um zum Beispiel mit dem Schnellschreiber zurückzukommen. Er ist ein wirklich talentierter und fleissig übender Schreiberling. Leider hat jemand beschlossen sein Training zu sabotieren und schickt ihm eine wunderhübsche junge Dame um ihn vom Training abzuhalten. Der Vorteil, denn man dabei beim Schreiber gegenüber dem Hund hat ist, daß ich dem Schreiber sagen kann, daß er 100.000,- DM bekommt, wenn er morgen den Schnellschreiberwettkampf gewinnt und daß er in nicht gewinnen wird, wenn er jetzt mit dieser hübschen jungen Dame werweißwas macht. Dem Hund kann ich das nicht erklären, weil er es 1. nicht versteht,
2. es im scheißegal ist ob wir morgen das Turnier gewinnen
3. alles, was ich ihm an positiven Reizen bieten kann geringer ist als
der Reiz, den Helfer zu beissen. Die Dosis ist doch die Ursache für die Auswirkung. Die Dosis die notwendig ist um eine bestimmte Auswirkung zu erreichen ist aber von Individuum zu Individuum verschieden. Es sollte doch niemand daran zweifeln, daß Tiere Schmerzen empfinden. Diese Zeit sollten wir eigentlich hinter uns haben. Wenn ich mit meinem Hund arbeite und irgendwas mache, was ihm Schmerzen bereitet, dann bin ich mir dessen bewußt und nehme das in Kauf, wenn der Nutzen daraus größer ist als der Schaden. Ein extremes Beispiel: Meine Hündin hat gerne gejagt. Aus diesem Grunde habe ich mir so ein E-Gerät zugelegt. Ich habe es dann schließlich insgesamt 3 mal beim Spazierengehen angewendet, als Kira einem Wildtier nachgejagt ist. Dabei habe ich nicht lange gefackelt und gleich die höchste Stufe gedrückt. Das hat sicher Schmerzen verursacht. Man konnte es hören. Der Nutzen daraus war, daß ich es jetzt nicht mehr brauche, daß mein Hund überall unangeleint gehen kann und daß sie nicht Gefahr läuft von einem Jäger beim Wildern abgeschossen zu werden oder von einem Auto überfahren zu werden. Dieser Nutzen hat IMHO den kurzen Schmerz bei weitem übertroffen. Schaden hat sie keine davon getragen. Es gabe keine körperlichen Schäden und auch keine seelischen. Niemand würde an ihrem Verhalten erkennen, daß sie mal ein E-Gerät um den Hals hatte. Ich würde Stufe 7 nicht verwenden um für irgendeine Hundesportliche Prüfung ein paar Punkte mehr zu erreichen. Weniger extrem: Um oben beschriebene Situation (Fußgehen neben dem Helfer) in den Griff zu bekommen, nehme ich Leine und Halsband. Wenn Kira sich dem Helfer zuwendet gibt es einen Ruck am Halsband. Die Stärke des Rucks richtet sich nach der stärke der Ablenkung, bzw. deren Auswirkung auf das Verhalten meines Hundes. Der Schmerz der dem Hund dabei zugefügt wird läßt sich nicht ableugnen, ist aber bestimmt nicht so hoch, daß es zu einem Schaden für den Hund kommt. Beweisen kann ich das nur insofern, als mein Hund sehr gerne auf den Platz geht und gerne mit mir arbeitet. Die Auswirkung auf den Hund ist auch vom Hund abhängig. Bei einem etwas sensibleren Hund kann man mit der selben Einwirkung erreichen, daß der Hund zusammenbricht. Das soll man natürlich nicht machen. Ich weiß, daß jetzt einige sagen, daß es Tierquälerei ist, den Schmerz des Hundes in Kauf zu nehmen, aber ich nehme auch Schmerzen in kauf, wenn ich Sport betreibe. Ich nehme auch Schmerzen in Kauf, wenn ich mit den Hunden trainiere. Wer schon mal einen starken Hund am Vollschutzanzug gearbeitet hat, weiß auch daß der Anzug zwar schlimme Bißwunden verhindert, daß aber blaue Flecken und Schmerzen unvermeidlich sind. Schmerz muß nicht gleich Leid sein. Ich glaube Du hast das falsch verstanden. Ich wollte nur sagen, daß Hunde mit dem Schwanz wedeln, wenn sie sich freuen. Wenn das bei den Menschen gleich ist, dann ...... ;-» War nicht so ganz ernst gemeint. Was mir zu dem Thema Schwarz/Weiß (Du hattes das mal unlängst angesprochen) noch auffällt. Mir fällt auf, daß Du besonders stark in Schwarz/Weiß denkst, wenn Du Deine Art mit Hunden zu arbeiten mit anderen vergleichst. Es gibt da für Dich die gewaltfreie, zwanglose, schmerzfreie Arbeit und im Gegensatz dazu nur die Arbeit, wo dem Hund starke Schmerzen zugefügt werden. Es gibt doch unendlich viele Abstufungen dazwischen. Servus Helmut
Thema: Unterschiedliche Methoden für unterschiedliche Hundecharaktere?


 
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