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10.07.99 -- Helmut Steinberger

Re: Angstverhalten














'Am Sat, 10 Jul 1999 14:23:30 +0200, schrieb 'Jutta Bechinger'
«jutta.bechinger@planet-interkom.de»

Dazu muß ich sagen, daß sie keine Panik hat, wenn es knallt. Sie fühlt sich halt nicht sehr wohl. Ansonsten hat sie sehr gute Nerven und sie ist von den Dalmis die ich kenne, sicher einer derer mit den besseren Nerven. Sie ist auch im Umgang mit Menschen und anderen Hunden total sicher. Momentan Gewittert es bei uns und sie liegt unter meinem Schreibtisch.

Da hast Du schon recht, nur sind die Tests, wie sie in den diversen Zuchtvereinen durchgeführt werden, nichts weiter als Augenauswischerei. Ich habe, wie ja sattsam bekannt sein dürfte;-), auch eine Malihündin. Für die Zuchterlaubnis hätte ich die ZTP oder zumindest SCHH1 gebraucht. Beide Prüfungen sind für mich wahrlich keine Meßlatte für einen Gebrauchshund. Die ZTP mußte ich nicht machen, weil Kira ohnehin SCHH3 hat, aber die Zuchtwartin hat auf mich eingeredet, daß es besser ist ich mache sie. Schaut besser aus in den Papieren. Ich habe sie _nicht_ gemacht. Und das aus voller Überzeugung. Die ZTP, wie sie bei uns gemacht wird, ist bestenfalls ein schlechter Witz. Da wurden bei der letzten ZTP Hunde an der Leine durch diverse Stationen gezerrt, die von sich aus am liebsten das Weite gesucht hätten. Wenn ein Hund sich nicht getraut hatte auf die Faßbrücke zu steigen, dann wurde das Brett eben auf den Boden gelegt und der Hund wurde mit Halsband und Leine drübergezogen. Bei dieser ZTP haben alle angetretenen Hunde bestanden!!!!:-(((( Für mich hätte eine solche ZTP nur dann eine Aussagekraft, wenn 1. alle Hunde frei bei Fuß folgen müßten (ohne Leine und Halsband), wobei ich natürlich bei jüngeren Hunden Hilfen in Form von Spielzeug oder Futter zulassen würde. 2. müßte man offensichtlich nervenschwache Hunde rigoros aussortieren.
Außerdem müßte es möglich sein, daß der Wesesnsrichter so einen freien Spielraum kriegt, daß er auch Vorfälle, die sich nicht im Rahmen der ZTP ereignen, die er aber mitbekommt, zur Beurteilug heranziehen darf. Ein Beispiel dazu: ich war einmal auf einer ZTP für Deutsche Pinscher. Dort wurde zuerst der Formwert beurteilt. Dabei wurde ein Rüde mit einem Rollmaßband abgemessen. Dem Richter kam das eine Ende des Maßbandes aus und es wurde durch die Federwirkung rasch ins Gehäuse gezogen. Das dabei entstandene Geräusch veranlaßte den Hund zuerst einmal den Richter zu beissen und dann unter einem Tisch zu verschwinden. Er konnte von seinen Besitzern nicht beruhigt werden und verbrachte die nächste halbe Stunde zitternd unter dem Tisch. Später kam dann die Wesensüberprüfung. Dabei mußten bestimmte vorgegebene Übungen (Menschengruppe, Regenschirm, Schuß, etc.) absolviert werden. Dabei zeigte sich der Hund relativ gleichgültig. Der Hund wurde mit Körklasse A (die beste Klasse) auf Lebenszeit angekört. Auf meine Frage an den Wesensrichter, warum er denn das Verhalten des Hundes beim Abmessen nicht mitbewertet habe, meinte er, daß von ihm nur die Übungen im Rahmen der Wesensprüfungen zur Beurteilung herangezogen werden dürfen. Diese Übungen kann man aber sehr gut trainieren und so beinahe jeden Hund durch bringen.

Man müßte halt auch Gelegenheiten, die sich einem Zufällig bieten (siehe oben) nützen.

Naja, so schlecht ist das Nervenkostüm meiner Dalmihündin gar nicht. Sie ist einer der sichersten Dalmis die ich kenne. Nicht so super, daß ich sie zur Zucht verwenden möchte, aber immerhin besser als die meisten Zuchthündinnen, die bei uns einen Wurf nach dem anderen produzieren. Letztens traf ich eine Bekannte aus der Dalmiszene. Sie hatte ihre Championshündin dabei. Ich wollte die Hündin nur mal so streicheln und bin halt freundlich in die Knie gegangen und habe die Hand nach ihr ausgestreckt. Von meinen Hunden bin ich gewöhnt, daß sie ganz locker auch mit Fremden umgehen. Diese Hündin hat aber sofort das Weite gesucht. Für mich kein Hund, den ich zur Zucht verwenden würde. Sie ist aber schön (wem sowas gefällt), und hat schon viele Titel gewonnen. Das ist ein Teil der Basis der Dalmatinerzucht:-(

Was hat dann der Schußtest für eine Aussagekraft?

So ist das. Ich sehe das genauso wie Du. Leider gibt es gerade bei den Gebrauchshundezüchtern zuviele Leistungsheftzüchter. Das sind die, die irgendeine Hündin haben und sich dann nach dem Rüden umsehen, der zur Zeit am erfolgreichsten im Hundesport ist. Da werden Leistungshefteintragungen als Basis für die Zucht herangezogen. In Österreich läuft das zumindest so. Da gibt es Züchter, die fahren immer zu dem Rüden, der gerade mal einen super Schutzdienst bei WM gemacht hat. Daß ein guter Rüde nicht zwangsläufig auch ein guter Vererber sein muß und selbst wenn, vielleicht gar nicht zur Hündin paßt, wird nicht berücksichtigt. Wenn dann nix Gescheites dabei herauskommt ist man ganz verwundert, oder man redet sich ein, daß der miserable Nachwuchs doch hervorragend ist.

Servus Helmut
Thema: Angstverhalten


 
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