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02.04.01 -- Sandra/Rexi

Der Hund im Garten (lang und witzig)














Der Hund im Garten
Teil 1: Welpen und Stiefmütterchen
Wenn Sie im Frühjahr die ersten wärmenden Strahlen der Märzsonne genießen wollen, bietet es sich an, beim ortsansässigen Gärtner Stiefmütterchen, Primeln, Bellis und Veilchen einzukaufen, um sie möglichst wirkungsvoll im Vorgarten einzupflanzen. Nutzen Sie also Ihren Unternehmungsgeist, springen Sie am frühen Samstag aus dem Bett, nehmen Sie Ihren Welpen von Ihren Zehen weg, in die er sich ebenso unternehmungslustig wie Sie gerade verbissen hat, nehmen Sie ihn statt dessen an die Leine und ziehen Sie los. Sollten Sie in der beneidenswerten Lage sein, einen Lebenspartner oder eine Lebenspartnerin zu haben, nehmen Sie ihn auch mit. Das hat verschieden Vorteile, auf die ich im Laufe meiner Ausführungen noch zu sprechen kommen werde.

Beim Gärtner
Es gibt Gärtner, die einen erheblichen Teil ihres Umsatzes mit Bestechung erzielen. Sie bestechen Hunde mit Leckerchen, sodass die Tiere beim täglichen Spaziergang ihre jeweiligen Begleitpersonen an der Leine in das Geschäft zerren, um sich ihren Tribut abzuholen. Der verlegene Besitzer kauft notgedrungen einen Blumenstrauß, auch wenn er noch vier von den letzten Gassi-Gängen zu Hause hat. Kein schlechter Deal für einen Hund: Frolic für Grünzeug, das man sowieso nicht essen kann.

Wenn man einen solchen Gärtner in der Nähe hat und mit dem Welpen das Geschäft besucht, antworte man auf den Ausruf "Ist der süüüüüß!" mit einem knappen "Keine Leckerchen bitte!". Bei Bedarf auch unter Weglassung von "bitte". Auf einen grimmigen Gesichtsausdruck ist zu achten.

Dem mitgenommenen Lebenspartner wird nun die Aufgabe erteilt, Hund und Gärtnereibedienstete im Auge zu behalten, damit nicht hinterrücks doch die initiale Bestechung vorgenommen wird. Außerdem kann er in Geschmacksfragen (passen rote oder gelbe Stiefmütterchen besser zu einem weißen Hund?) beratend zur Seite stehen.

Auch auf dem Rückweg erweist sich die Lebenspartnerin von Vorteil, wenn man die erstandene Ware (24 Steifmütterchen, 6 Primeln, je 3 Bellis und Ranunkeln, zwei Sack Pflanzerde) in der Schubkarre nach Hause fährt: eine Hand für die Leine hätte sonst gefehlt.

Vorbereitung der Pflanzung
Leeren Sie zuerst den Sack mit der Pflanzerde in einen Speisbottich (findet sich auf jeder gut sortierten Baustelle), sodass der Hund nicht die Möglichkeit erhält, durch exzessives Annagen des Sacks die Erde weiträumig an der falschen Stelle zu verteilen. Außerdem kann er so seinen Nase in die Erde stecken und jedem Passanten einen wunderschönen schwarzen Nasenabdruck in Kniehöhe auf die Hose platzieren. (so muss früher einmal der Stempel erfunden worden sein.)

Stellen Sie sodann die Pflanzen an einer sicheren Stelle auf, damit der Hund nicht Gefahr läuft, eine Stiefmütterchenvergiftung zu bekommen. Außerdem sehen die Pflanzen mit intakten Blüten besser aus. (Auch der Hobbygärtner ist motivierter am Werk, wenn der Hund die Blüten erst nach dem Einpflanzen killt.)

Bringen Sie Ihrem Hund zum frühest möglichen Zeitpunkt den Unterschied zwischen einem vollen und einem leeren Blumentopf bei. Dass man nur mit den leeren Blumentöpfen spielen darf, sollte ein Welpe schon früh lernen. Auch wenn es dem Junghund sicher viel Spaß bereitet, einen brüllenden Hobbygärtner hinter sich her rennen zu haben, der seine Stiefmütterchen retten will. Stiefmütterchen haben emfindliche Stängel, die unter spitzen kleinen Hundezähnen stark in Mitleidenschaft gezogen werden können. (Warum gibt es keine Beißspielzeuge, die aussehen wie Stiefmütterchen?)

Sinngemäß Gleiches gilt für Gartenwerkzeuge, Handschuhe und andere notwendige Utensilien. Bringen Sie Ihrem Hund bei, dass eine umgeworfene Gießkanne eine nutzlose Gießkanne ist.

Wenn Sie alle Utensilien in Griffweite beisammen und sie gegebenen Falls mit schweren Steinen vor dem Diebstahl gesichert haben, beginnt

Die Pflanzaktion
Beim Einpflanzen gehen Sie am Besten wie folgt vor:

Bereiten Sie die Pflanzsstelle vor: entfernen Sie das Gras und Unkraut, das sich im Laufe des Winters dort angesammelt haben könnte. Klopfen Sie die Erde vom Wurzelballen.
Ihr Hund wird begeistert sein und nun seinerseits versuchen, den zur Seite gelegten Grasbüschel ebenfalls tot zu schütteln. (Ermahnen Sie ihn gegebenen Falls, dies nur mit von Ihnen ausgerupften Pflanzen zu tun.)
Graben Sie ein Loch in doppelter Breite und Tiefe des Blumentopfs.
Verhindern Sie, dass der Hund das Loch unnötig vergrößert.
Nehmen Sie eine Handvoll Pflanzerde und bringen Sie sie in das Loch ein.
Machen Sie dem Hund klar, dass diese Pflanzerde von Ihnen an diese Stelle in voller Absicht appliziert wurde und aus Ihrer Sicht kein Verbesserungsbedarf in der Verteilung dieser Erde besteht.
Nehmen Sie eine der Pflanzen zur Hand, drehen den Topf um und klopfen Sie vorsichtig die Pflanze, möglichst mit intakter Bewurzelung aus dem Topf heraus.
Verhindern Sie unter allen Umständen, dass der Hund Ihnen hierbei durch Ziehen und Zerren an der grünen Seite behilflich ist. Nicht alle Pflanzen sind ungiftig.
Geben Sie dem Hund den leeren Topf, so es sich um handelsübliche Plastiktöpfe handelt. (Tontöpfe sind weniger geeignet.)
Stecken Sie den Wurzelballen in die Erde, füllen das Loch mit Erde-Pflanzerde-Gemisch auf, drücken Sie die Erde an, verhindern Sie erneutes Ausgraben der Pflanze durch den Hund, gießen Sie ein wenig Wasser auf die Pflanze und erklären Sie Ihrem Hund, dass Gießwasser nicht zum Verzehr gedacht ist.
Verweisen Sie Ihren Hund auf den ihm zur Verfügung gestellten Plastiktopf und wiederholen Sie Schritt 1 bis 10 so schnell wie möglich, bis Ihr Hund sich vom Blumentopf gelangweilt zeigt.
Deutliche Anzeichen für Langeweile beim Hund sind der verstärkte Wunsch nach Gassi Gehen, der gekonnte Nackenbiss am knieenden Gärtner, Herumtanzen auf frisch eingepflanzten Stiefmütterchen oder die Entführung von Blumentöpfen samt Pflänzchen.
Das Ergebnis
Nachdem Sie den Nachmittag an der frischen Luft verbracht haben, werden Sie feststellen, dass zwar Ihr Vorgarten stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, das Grundstück mit zerfetzten Plastiksäcken und -töpfen übersät ist und Sie sich nebenbei zumindest für die gerade beginnende Gartensaison zum Gespött Ihrer Nachbarn gemacht haben.

Ihre Lebenspartnerin wird Ihnen aber sicherlich mitleidig einen Kaffee kochen und Ihnen bewundernd mitteilen, dass Sie durch die Arbeit im Freien eine wunderbar gesunde Gesichtsfarbe bekommen haben.

Genießen Sie die Bewunderung, während Sie auf dem Sofa in einen komaähnlichen Tiefschlaf fallen, aus dem Sie nur durch die Zähne Ihres Welpens geweckt werden können.




  2.4.01Der Hund im Garten (lang und witzig)   Sandra/Rexi  
  3.4.01RE: 1 Ute Ballhausen  
  3.4.01RE: 2 Tanja + Yogi  
  3.4.01RE: 3 Karin Leimgruber  


 
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