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Liebe Steffi,
bin Dir ja noch eine Erkärung für das "behutsame Heranführen an kritische Situationen" schuldig. Vor Jahren habe ich mal einen schußscheuen und äußerst schreckhaften Hund (der aber auch überaus liebenswert und menschbezogen war), für eine Prüfung trainiert.
Ich bin dazu mit ihm an einer vielbefahrenen Eisenbahnlinie spazieren gegangen, hab mit ihm dort gespielt und andere Übungen gemacht. Den Abstand zu den Bahngleisen habe ich täglich verringert und bei Herannahen eines Zuges diesen UND das Verhalten des Hundes ignoriert und unbeirrt meinen Trainingsplan weitergeführt, so, als ob ich nichts gehört hätte. Ich habe auch KEINE Leckerlis oder Lob für gutes Benehmen gegeben.
Und eines Tages saß er dann zwar zitternd, aber "gefaßt", direkt neben mir an der Bahnschranke. Gleiches Spiel habe ich dann in der Nähe einer Schießanlage der Bundeswehr praktiziert. Er ist zwar nie mehr ein besonders tapferer Hund geworden, aber er und sein Herr haben gelernt, mit dieser Angst umzugehen, d.h., sein Verhalten konnte nur "verbessert" werden.
Anderes Beispiel : Meine Mommel, die nie eine besondere Katzenfreundin war, hat eines Tages eine WEISSE Katze im Garten bei ihren Welpen erwischt. Es kam zu einem Kampf, bei dem beide verletzt wurden. Seitdem kriegt Mommel schon beim entfernten Anblick einer Katze UND bei WEISSEN Kleinhunden (z.B. Westies) einen hysterischen Anfall und gebärdet sich wie eine Furie.
Hier weiß ich, daß ich KEINE Chance habe, ihr Verhalten zu Katzen zu ändern (wie es bei ihrem Vater problemlos möglich war !), dazu ist der Haß und die Erinnerung an den Kampf um ihre Welpen einfach zu groß. Es bleibt mir also nichts anderes, als diese Situationen möglichst zu vermeiden, umzudrehen oder meine Hündin schon VORHER energisch zu ermahnen, keinen Aufstand zu machen. Ich habe mich also auf meinen HUND eingestellt und kann damit gut leben ...
Du siehst also, Steffi, jede Situation und jeder Hund ist individuell zu behandeln, ein Patentrezept gibt es nicht !
Liebe Grüße
Cessi
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