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06.03.01 --
Tanja, Achim + Cyril
RE: Mal ein Denkanstoß nicht nur für Hundehalter
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Hallo Steffi,
klasse Beitrag!
Vor einiger Zeit habe ich mich mit einer Lehrerin in Bremerhaven (dort fand der "Beißvorfall" statt, aufgrund dessen Bremen seine Rasselisten bekam, noch vor allen anderen Bundesländern und bevor Volkan starb) unterhalten, in einem Stadtteil in dem es sozusagen nix mehr gibt.
In ihrere Klasse haben die Eltern von nur sehr wenigen Schülern Arbeit (hab die Zahl vergessen), die Geschwister, Tanten, etc. auch nicht. Ihr fehlt es oft an Konzepten, wie sie damit umgehen soll, wie sie motivieren soll, denn das hat sie natürlich nicht an der Uni gelernt, gehört aber zu denen, die es mit viel Engagement und Freizeitopferung oft doch igendwie schaffen.
Die kids haben keine Hoffnung darauf, dass es ihnen mal anders als ihren Eltern ergeht. Es ist für viele von ihnen kein Thema mehr, für sie ist Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe sozusagen normal, auch dass das eine oder andere Familienmitglied säuft, mal im Knast sitzt, etc. Sie haben sich andere "Ziele" gesucht, Ziele, die uns hier allen kaum gefallen werden. Auch unter Spaß haben oder Gewalt verstehen viele von ihnen etwas ganz anderes als ich es tue. Und natürlich lesen sie, wenn sie denn überhaupt was lesen, die BILD.
Mich erinnert das sehr an den Stadtteil, in dem der kleine Volkan starb. Und bei eingen sind "scharfe" Hunde so eine Art Statussymbol, damit sind sie wer. Und mit irgendwas wollen halt auch sie "wer" sein.
So, wenn man sich jetzt nur die "Hundeproblematik" aus der ganzen miesen Situation herausnimmt, was ist dann gewonnen? Neulich las ich einen Artikel darüber, dass in einigen Vorstädten Paris (ähnliche soziale Lage) jetzt Affenkämpfe "in" sind. Ist die gleiche Tierquälerei und Affen, die so wenig artgerecht gehaten werden, stellen auch für Menschen eine Gefahr da (es gab auch bereits böse Verletzungen).
Nur interessiert die Situation dieser Menschen hier zu Lande momentan wirklich wen? Werden wir alle nicht immer nur dann auf sie aufmerksam, wenn einer von ihnen irgendwann negativ auffällt? Sei es, weil er in die rechte Szene abrutscht, mit Drogen dealt oder ähnliches? Oder halt sein "scharf" gemachte Hund einen Menschen anfällt?
Und lässt sich das Problem mit aggressiven Tieren überhaupt lösen, solange sich nix an der Sitation dieser Menschen dort ändert?
Ich bin ja nun auch noch nicht sooooooooo alt, aber mein Eindruck ist, dass es "früher" nicht so krass war. Dass es sowohl weniger solcher Stadtteile gab und dass der Rest der Gesellschaft sich mehr für diese Situation interessierte, dafür weniger für`s Spaßhaben, Aktienkurse, Comedy-Shows, SMS-Nachrichten, Blut und Sex in sog. reality-Sendungen, etc.
Tja
?????
Nachdenkliche Grüße
Tanja
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