Hallo Markus !
Natürlich muß ein Hund apportieren können ! Eine Wildhündin oder eine Wölfin, die nicht apportieren kann, kann ihren Nachwuchs gleich verhungern lassen. Sie kann nicht mal ihre Welpen in Sicherheit bringen, wenn sie sich verlaufen haben.
Und wer bringt mir meine Morgenzeitung ins Haus, wenn nicht mein Hund !!!???
Ich habe noch nie einen Hund gehabt und ich habe derzeit meinen fünften, der nicht von sich aus Spaß am Stöckchen tragen hat. Mein Ayko ist ein 7 Monate alter Setterrüde und er schleppt im Wald freiwillig und voller Stolz die größten Prügel durch die Gegend. Und das macht ihm riesigen Spaß. Also freue ich mich auch darüber.
Gib zwei ausgeschlafenen Welpen einen alten Pantoffel und Du wirst etwas ganz Tolles erleben ! Ein Welpe, der seinen Geschwistern einen Pantoffel bringt und vor die Schnauze legt, macht die tollste Spielaufforderung, die es für Welpen gibt !
Schritt für Schritt baue ich aus dem spielerischen, natürlichen Verhalten meines Hundes heraus das "richtige" Apportieren auf. Bei jedem Hund staune ich von neuem, wie schwer es den Tieren fällt, auf das Kommando von uns Zweibeinern zu hören und zu apportieren.
Wenn ich Deinen Brief wörtlich nehme, dann hast du "nach relativ kurzer Zeit" aufgegeben. Wenn Du resignierst und Dein Ziel nicht weiterverfolgst, dann wird das bald Konsequenzen haben. Du hast Deinem Hund nicht das Apportieren beigebracht, aber er hat möglicherweise daraus gelernt, dass er sich gegen Deine Abrichteversuche erfolgreich zur Wehr setzen kann indem er "jegliches Interesse" verweigert. Und genau das lernen Hunde verdammt schnell.
Mein Rat an alle: Nicht aufgeben. Apportieren auf Kommando braucht bei manchen Hunden unglaublich viel Geduld, Geduld, Geduld. Auch wenn viele Tage vergehen, ohne dass sich ein Fortschritt zeigt: Niemals aufgeben ! Nachlesen, probieren und üben, üben, üben..... Irgendwann klappt es. Meistens ganz plötzlich. Ich habe noch keinen Hund erlebt, der Apportieren nicht lernt, aber viele Hundebesitzer, die nicht fähig sind, einem Hund das Apportieren beizubringen. Und ich habe viele Hundebesitzer erlebt, die ihrem Hund das Apportieren gründlich vermiest haben.
Ganz, ganz wichtig für jede Art von Hundeabrichtung:
Hat mein Hund kein Interesse an der "Arbeit", dann prüfe ich mich zunächst selber: Gehe ich selbst mit genügend Motivation und Freude an die Sache ran ? Wenn nicht oder wenn ich mal einen schlechten Tag habe, dann lasse ich das Üben lieber bleiben. Ich muß gut drauf sein und ich muß meine gute Stimmung auf den Hund übertragen können. Ich muß den festen Willen haben, meinem Hund etwas beizubringen und ich muß mir ganz sicher sein, wie man das richtig anpackt. Überdies brauche ich dazu viel Zeit und noch mehr Geduld. Und das nicht nur einen Tag lang, sondern über eine ganze Woche. Mit Ungeduld, Resignation oder gar Zornausbrüchen ist in wenigen Sekunden mehr verdorben, als man in einer ganzen Woche dem Hund beibringen kann.
Mein Ayko war beim Apportieren anfänglich absolut unmotiviert. Er hat sich gelangweilt auf den Boden gelegt und gegähnt. Trotzdem habe ich täglich mit ihm geübt und nicht die Gelduld verloren. Jetzt kann er es. Zur Zeit darf er ganz pedantisch vor jeder Mahlzeit "richtig" apportieren. Vorher kriegt er nichts zu fressen. Und schon hat der Hund die richtige Motivation ! So einfach ist das !
Sogar meinem kleinen 3-jährigen Sohn apportiert Ayko jetzt freudig (!) seinen Apportierbock, denn nach dem erfolgreichen "Aus" gibts sofort "Fressi" vom Herrchen.
Markus schreibt über seinen abgebrochen Versuch, seinem Hund das Apportieren beizubringen:
+gt; "Heute bin ich relativ froh darüber, daß die Sache so verlaufen ist. Das gilt +gt; insbesondere dann, wenn ich verschiedene bedauernswerte Hundebesitzer sehe, +gt; die keine fünf Meter laufen können, ohne daß ihr Hund vor ihnen steht, mit einem +gt; Knüppel im Fang (versteht sich), und ihm/ihr bellenderweise klar macht, er/sie +gt; möge doch nun einmal schleunigst zum 173. Mal an diesem Tage selbigen +gt; wenigstens 50 m weit werfen. Dies kann auch als unerwünschter Nebeneffekt +gt; auftreten, wenn man einmal damit anfängt.
Unerwünschter Nebeneffekt ? Seltsam, dass Du dieses herrliche Hundespielchen so negativ siehst, lieber Markus. Ich sehe das ganz, ganz anders: Ich freue mich über jeden Hund, der so ein spielerisches, lustvolles Vertrauensverhältnis zu seinem Zweibeiner aufgebaut hat. Für mich zeigt dieses Spiel immer ein Stück heile Hundewelt ! Kann man doch deutlich sehen, dass der Zweibeiner fähig war, dem Vierbeiner das Apportieren so beizubringen, dass es ein herrliches Spielchen geblieben ist. Glückliche Hunde sind das, die so einen Zweibeiner haben und sich auf ihn verlassen können.
Wenn Dir einhundertdreiundsiebzig mal Stöckchen werfen zu viel ist, dann hör doch einfach nach dem 17. Mal damit auf ! Wer hindert Dich daran ? Wer bestimmt bei Dir eigentlich was gelernt und was gespielt wird und wann Schluß ist? Du oder der Hund ? In meinen Augen ist Dein Ayco ein bedauernswerter Hund. Offensichtlich fehlt ihm ein Zweibeiner mit klaren Zielen.
Ich hoffe, damit auch Dich genügend provoziert zu haben und Dir einen dicken Knüppel zugeworfen zu haben:
Markus apport !!!
Hoffen wir, dass es ein lustiges Spielchen bleibt !
Humorvolle Grüße aus dem Wilden Südwesten
Reinhold
|