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Ich wußte zwar das es Menschen geben die schlimmer sind als Raub Tiere,aber das was hier geschrieben steht,geht über meinen Verstand hinaus,ich bin fassungslos,und wüßte nicht was ich mit den Ehemaligen besitzern machen würde,wenn Sie mir gegenüber stehen würden,
Grüße Gaby
weitergeleitet Gruss Martina
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Bobtail, oder das, was noch von Bobtail uebrig war
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Von Ina Erwien / 20.01.2000
An einem sonnigen Tag im Januar, fanden wir Bobtail an die Pforten der
Tierheimtuer Manresa angebunden, doch wir mussten genau hinschauen, ehe wir
den Hund als einen solchen erkennen konnten. Gewiss, dieser Hund war einst
ein Bobtail gewesen, doch nun starrten wir auf ein schmutziges Etwas, an
dem riesige, total verfilzte Haarflechten, Zentimeter dicke Schichten
von
grauen harten Haarwuelsten hingen und ihn zu Boden drueckten. Wir waren
alle
sprachlos, denn der Anblick war so unglaublich, dass wir uns zuerst
kaum
ruehren konnten, dann aber regte sich in unserer Sprachlosigkeit Wut,
ob
den Menschen, die ihm das angetan hatten. Wieviel Zeit brauchte es,
um
aus diesem "Etwas" einen Hund werden zu lassen, dass so aussah wie
Bobtail?
Bobtail wurde in die Zwinger der Auffangstation gebracht, wo er sich
einfach nur hinlegte und in die Ferne starrte, ohne etwas zu sehen.
Der
Hund ruehrte sich nicht, war gebrochen unter der Last seiner schweren
Filzflechten und von dem, was sein Leben ausgemacht hatte. Das aber
konnten wir nicht sehen, nur erahnen. Ihm war es egal, ob man mit ihm
sprach oder nicht, ob er gefuettert wurde oder nicht, er hatte fuer
sich
entschieden. Zwei Tage verbrachte er in seinem Zwinger mit dem
starren
fernen Blick, in dem er etwas sah, ohne zu sehen, dann legte er sich,
es
war ein Samstagabend, zu Boden, um nicht mehr aufzustehen. Schwer
atmend
lag er da, und auch die groessten Bemuehungen brachten ihn nicht dazu,
sich
noch einmal zu erheben. In aller Eile fuhren wir mit dem Tierheimauto
vor
und hoben den Hund hinein. Er ruehrte sich auch dort nicht. In der
Tierklinik angekommen, starrte uns die Tierarzthelferin entsetzt und
mit
deutlichen Missfallen an, war doch der Hund in ihren Augen alles
andere als
eine Augenweide und eine Belastung fuer die anderen "Patienten". So
wies
sie uns in einen Nebenraum des Behandlungszimmers, wo aber auch schon
ein
junges Paerchen mit ihrem Hund wartete. Diese waren genauso entsetzt
beim
Anblick Bobtail's wie wir. Andrea versuchte verzweifelt den
keuchenden am
Boden liegenden Hund beruhigend zu streicheln, doch war die einzige
Stelle
wo sie ihn erreichen konnte, an der Stirn, denn dort hatte man ihm
die
Haare geschnitten. Es war ansonsten unmoeglich, ihn unter seinem
schweren
Flechten auch nur anzufassen. Dem Hund war es egal ob er gestreichelt
wurde oder nicht, sein Blick war weiterhin ins Nichts gerichtet.
"Macht
mit mir was ihr wollt!", schienen seine Augen zu sagen, "doch SO will
ich
nicht mehr weiterleben!" Waehrend Andrea noch ihren Blick abwendete,
weil sie den Anblick des gebrochenen Hundes nicht mehr ertragen
konnte und
dabei zur Wand starrte, um wie zum Hohn genau ueber Bobtail einen
wunderschoenen rassereinen Bobtail mit seidigen, gekaemmten Fell zu
erkennen, betrat die Tierarzthelferin mit einem Duftspray das
Wartezimmer,
sagte zu dem mitleidigen Paerchen: "Also, wenn sie lieber das
Wartezimmer
wechseln wollen. Ich kann Sie nur gut verstehen, wenn ihnen der Hund
zuviel stinkt!" Und mit diesen Worten spruehte sie eine volle
Breitseite
Raumduftspray in das Zimmer. Wir waren sprachlos und auch das Paerchen
schuettelte den Kopf und blieben sitzen wo sie sassen. Wie konnte die
Sprechstundenhilfe im Anbetracht des sterbenden Hundes so reagieren?
Als
wir endlich Bobtail in das Behandlungszimmer tragen konnten, schlug
der
Tierarzt die Haende vor dem Gesicht zusammen. So etwas hatte er in
seiner
ganzen Tierarztlaufbahn noch nicht gesehen. Als Bobtail untersucht
wurde,
regte er sich nicht. Nichts, aber auch gar nichts drang bis zu ihm
hervor,
nur das Geraeusch seines Atems wirkte schwer in unseren Gefuehlen. Der
Arzt
sah keine Hoffnung fuer das gequaelte Tier. Bobtail war ungefaehr acht
Jahre
und durch das viele Fell, was sich unter staendiger Last auf die Haut
drueckte, war die Blutzirkulation gleich null. Die Last hatte zu
schwer auf
den Hund gewirkt und seinen darunter mageren Koerper zerdrueckt. An
einer
Stelle am Bauch hatten seine Menschen versucht, ihm etwas von den
Flechten
abzuschneiden, doch zugleich ihm ein tiefe nun eiternde Wunde in die
Haut
geschnitten. Mindestens zwei Jahre duerfte ansonsten kein Mensch sich
mit
dem Fell des armen gequaelten Hundes beschaeftigt haben. Nun war es
fuer
ihn
ein Gnade, von dem langen Leidensweg erloest zu werden, der ihn
ohnehin
schon bald erstickt haette. Der Grund warum Bobtail aber letztendlich
"entsorgt" wurde war ein anderer. Bobtail war kein Ruede sondern eine
Huendin und - sie war traechtig. Grund genug, den schmutzigen, durch
das
Fell verunstalteten Hund auszusetzen. Das war das Schlimmste fuer uns.
Bobtail hat den Tod hingenommen, ohne sich zu ruehren oder gegen die
Todesspritze anzugehen. Sie starb ganz ruhig. Sie lebte ohnehin schon
in
ihrer eigenen Welt, in die sie hoffentlich jetzt gekommen ist, mit
wunderschoenem, seidigen Fell.
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