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20.11.00 -- Babsi U.

RE: ängstlich-aggressiver Mischling (vorsicht, superlang)














Okay Katja, ich werde mich bemühen, alle Fragen zu beantworten:

Zuerst mal: Mein Hund heißt Lucifer (ja, ja, ich werde nie wieder über Leute lachen, die behaupten, dass der Name einer Person etwas über ihren Charakter aussagen würde)
Leider habe ich keinen Scanner, um dir ein Bild von ihm zu zeigen, aber ich werde mal schauen, was sich machen läßt...

2
Im Tierheim hat er sich offensichtlich recht sicher gefühlt und konnte dort auch mit fremden Personen (also Euch) recht gut umgehen. Danach war er verunsichert und hat sich "hingeworfen" - richtig? Hat er sich nur hingeworfen (passiv) oder richtiggehend aktiv gewehrt, auf die Straße zu gehen? Fremder Ort + fremde Leute = Lebensgefahr in seinen Augen...

Zwei Meter vom Tierheimausgang entfernt hat er sich auf den Boden geschmissen, und sich nicht mehr gerührt (also eher passiv)

3
Heißt also: spazierengehen war schlimm, aber auf dem Arm getragen werden war noch schlimmer, also lieber spazierengehen? Wie hat er sich denn auf dem Spaziergang verhalten, wenn Ihr ihn wieder hinuntergelassen habt? Glücklich, wieder auf den eigenen 4 Beinen zu stehen und gar nicht mehr so ängstlich wie vorher oder noch genauso schlimm? Ist natürlich eine schöne Bestätigung seines Verhaltens, wenn das unangenehme aufhört, sobald er zubeißt...soll kein Vorwurf sein, sondern nur eine mögliche Erklärung

Wenn er mich gebissen hat, habe ich ihn noch ein bißchen fester gedrückt, bis er aufgehört hat, erst dann habe ich ihn hinuntergesetzt. Dann konnten wir ca. zehn Meter gehen (er immer etwas hinterher), bis er sich wieder hingesetzt hat. Zurück nach Hause konnte es ihm dann gar nicht schnell genug gehen...

4
Klar, siehe oben, er hat ja offensichtlich in der Prägephase nichts kennengelernt. Wie äußert sich diese "Angst"? Hinwerfen? Knurren - bellen - drauflosgehen - hinter Dir verstecken o.ä...?

Zuerst einmal wird alles angebellt, um es - wenn möglich - zu verjagen. Zuerst hat er gleichzeitig gebellt und ist davongerannt, seit er aber ein bißchen mutiger ist, bleibt er meistens stehen. Wenn er an der Leine ist, fühlt er sich natürlich stark, und zieht wie verrückt, als würde er am liebsten attackieren. Ich versuche dann meistens, ihn dazu zu bringen sich hinzusetzen, was aber leider nicht immer funktioniert.

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Gleich beißen? Wie äußert sich das? Will er sich nicht anfassen lassen? Geht er ohne Not (d.h. ohne quasi von diesen Menschen "in die Ecke gedrängt" zu werden) drauflos?
Kannst Du irgendein Muster (evtl. Menschentypus oder herangehensweise der Menschen an Deinen Hund, d.h. draufgängerisch, behutsam o.ä.) dahinter erkennen?

Ich kann dir ein kleines Beispiel erzählen:
Wir haben mit Lucifer ein paar Verwandte besucht. Zuerst meinen Onkel, der sich ein bißchen vor Hunden fürchtet. Er ist stocksteif dagestanden, während ihn der Hund beschnüffelt hat, und hat unbeholfen versucht, ihn zu streicheln (was Luzi normalerweise mit Schnappen und Knurren beantwortet). Doch was ist, der Hund hält ganz still und läßt sich kraulen! Als sich mein Onkel hingesetzt hat, ist er sogar mit den Vorderpfoten auf seinen Schoß gesprungen und hat ihm den Hals abgeschleckt. Eine Stunde später besuchten wir dann andere Verwandte, die nur ruhig am Tisch gesessen sind, als der Hund plötzlich knurrte und auf sie losgehen wollte...
Ach ja, ich hab ihn immer abgefangen, bevor er "richtig Löcher machen" konnte, also weiß ich das nicht so genau.

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Wie gehst Du auf ihn ein, wenn er das tut? Beruhigend, strafend etc.? Wie springt er Leute an? Schwanzwedelnd oder drohend? Ist er angeleint oder läuft er frei?

Er läuft nur frei, wenn ich sehe, dass niemand sonst in der Nähe ist (wir wohnen ziemlich abgelegen). Wenn er Leute anspringen will, bellt er die ganze Zeit (nicht gerade freundlich) und zieht wie verrückt. Ich rufe dann "nein" und ziehe ihn mit einem kräftigen Ruck zurück. Das funktioniert nach einiger Zeit recht gut. Wenn er mal nicht aggressiv ist, gehe ich einfach an den Leuten vorbei, als wären sie gar nicht da, und wenn er brav war, lobe ich ihn.

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Wie äußert sich diese Aggressivität gegenüber anderen Hunden? Ist er an der Leine eher aggressiv und freilaufend eher zurückhaltend? Hat er die Möglichkeit, ohne Streß (d.h. bekannte Hunde zum Spielen in bekannter Umgebung) mit anderen Hunden in Kontakt zu kommen? Wie benimmt er sich dann?

Wie gesagt, meistens bellt er an der Leine wie verrückt und wirkt ziemlich aggressiv. Wenn ich den anderen Hund kenne, lasse ich Luzi einfach auch von der Leine und gehe ein Stückchen weg von ihm. Dann zieht er meistens den Schwanz ein und rührt sich nicht mehr von der Stelle. Bis auf das eine Mal in der Hundeschule hat er noch nie einen anderen attackiert (eben nur die ganze Zeit gebellt, um ihn zu verjagen).

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Dieses Bellen interessiert mich ganz besonders - ist es eher Vorfreude oder eher Angst oder Aggression? Wenn er mit kleinen Hündinnen spielt, was passiert dann mit gleichgroßen? Oder mit Rüden in diversen Größen? Wie sieht es mit Altersunterschieden aus?
Was macht Ihr ansonsten in der Welpenschule?

Gerade das wundert mich ja: Solange er am Parkplatz noch angeleint ist, werden alle (auch die, die er mag) mit diesem aggressiven Ton angebellt. Zur Zeit ist er gerade in dieser Phase, wo er alle Weibchen (gel. auch Männchen) besteigt - zumindest stellt das meist die erste Form der Kontaktaufnahme dar. Das heißt, er besteigt auch gleichgroße Weibchen, aber dann fürchtet er sich doch wieder ein bißchen. Rüden geht er meistens aus dem Weg; nur einen gleichgroßen, etwa dreijährigen Rüden trifft er zwei- bis dreimal in der Woche, und mit dem spielt er gerne Fangen (der läßt sich aber auch ohne Widerstand von ihm besteigen).
In der Welpenschule spielen die Hunde zuerst miteinander, dann verstecken wir uns einzeln, damit die Hunde uns nachlaufen (funkt. super). Lucifer läuft auch ohne Schwierigkeiten durch den "Tunnel", seit er weiß, dass ich am anderen Ende warte. Außerdem spielen wir noch einzeln mit unseren Hunden (mit einem Ball an einer Schnur) - noch ein Problem: er spielt nur zu Hause; überall sonst beachtet er sein Spielzeug nicht einmal.

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Auch hier wieder: wie reagierst Du darauf? Zurechtweisend, beruhigend...? Macht er das nur bei Dir oder auch bei Deinen Eltern?

Wenn ich dabei bin (habe selbst keinen Führerschein), schimpfe ich mit dem Hund, mein Vater, bei dem es angefangen hat, reagiert anscheinend überhaupt nicht darauf.

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Wie alt war der Schäferhund? Wie hat Deiner attackiert? Mit bzw. ohne Gebrüll drauflos oder gabs vorher schon kleineres Geplänkel und von wem ging es aus? Hast Du ihn vorher festgehalten, dann losgelassen und dann hat er direkt attackiert? Oder wars aus dem Spiel heraus? Oder war er nicht unter beobachtung bzw. warst Du nicht dabei? (Weil Du schreibst, daß der Trainer eingeschritten ist)

Der Schäferhund-Rüde (auch sehr ängstlich) ist ca. 10cm kleiner als meiner. Lucifer hat gerade mit zwei Weibchen gespielt, als er plötzlich zu bellen anfing und sich auf den Rüden stürzte. Weil es schon ziemlich dunkel war, haben wir's nicht so genau mitbekommen. Jedenfalls hat der andere schon gewinselt und lag in Demutshaltung, und Lucifer hat trotzdem nicht aufgehört, und das macht mir am meisten Sorgen. Anscheinend hat er nicht viel Ahnung von nat. Hundeverhalten; er hat auch vor anderen Hunden noch nie Unterwürfigkeit signalisiert, er hat sogar einen Rottweiler unter den Tisch gejagt, der doppelt so groß war wie er. Zum Glück hat der Schäferhund nicht geblutet, anscheinend tat ihm aber die Pfote weh.
Ach ja, der Trainer hat uns extra angewiesen, nicht einzuschreiten, weil wir den Hund so nur stärken würden.

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Kann es sein, daß er nicht verstanden hat, daß er wegen des LKWs festgehalten wurde und dies stattdessen auf das Mädchen übertragen hat? Und deswegen drauflos ist? Wer hat mit wem Fangen gespielt, d.h. wer ist hinter wem hergelaufen - der Hund hinter Euch oder umgekehrt? Wie hast Du reagiert, nachdem du ihn vom Pullover getrennt hattest (außer anleinen)? Wie hat das Mädchen reagiert?

Keine Ahnung, das ist alles so schnell abgelaufen...
Ein Spiel, das Lucifer wirklich gefällt, ist, wenn er etwas ins Maul nimmt und damit davonrennt, und wir hinterher. Ich weiß schon, das kann gefährlich werden, wenns z.B. ein Giftköder wäre, aber Luzi ist meistens so angespannt, und bei diesem Spiel tollt er richtig ausgelassen herum. Na ja, als das passierte, hatte er gerade ein Maulvoll Mist gestohlen, also kanns vielleich sein, dass er das verteidigen wollte (aber dann dürfte er doch trotzdem nicht gleich beißen, oder?). In diesem Moment habe ich nicht geschimpft, weil das Mädchen sowieso schon ziemlich irritiert war, und ich hab' gedacht, wenn ich jetzt zu schreien anfange, wird's noch schlimmer. Na ja, und dann war's zu spät...

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Wann tut er das? Wenn Du daheim bist oder wenn Du fort bist zum Studium? Oder immer? Wie ist er tagsüber ausgelastet, d.h. beschreibe doch bitte seinen/Euren Tagesablauf. Kann Langeweile sein, kann medizinische Ursachen (Allergie etc) haben...bitte Info.

Angefangen hat's mit einer kleinen Stelle, wo wohl auch die Haut etwas entzündet war. Als ich aber das nächste Mal nach Hause gekommen bin, war schon fast eine ganze Hinterpfote kahl; am nächsten Tag kam eine Stelle auf der Vorderpfote dazu (als er zufällig aus meinem Zimmer ausgesperrt wurde; eine Eltern waren aber bei ihm). Meiner Meinung nach macht er es sicher nicht aus Langeweile, weil immer jemand mit ihm spielt, wenn er Lust dazu hat.

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Ist das Dein/Euer erster Hund? Was sagt Dein Hundetrainer dazu?

Nein, wir hatten davor schon ein Mischlingsweibchen aus dem Tierheim. Die war aber schon drei Jahre alt, als wir sie holten. Anderen Hunden gegenüber war sie sehr dominant, sie war schon im Tierheim ein Raufer, also auch nicht gerade einfach, aber Angst kannte sie nicht (doch, wenn's laut knallte, kroch sie in den Schrank).
Mein Trainer sagte nur, das würde sich mit der Zeit legen, und ich sollte beim Spazierengehen darauf achten, dass Lucifer nur mich und sonst nichts beachtet.


Ufff, ich hoffe, ich habe alle Fragen einigermaßen beantwortet. Danke für dein Interesse, es tut nämlich wirklich gut, wenn man das alles einmal jemandem erzählen kann...

Liebe Grüße, Babsi
Thema: ängstlich-aggressiver Mischling (letzte Hoffnung; keiner kann uns helfen)


 
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