Hunde.com Startseite Wildemann. Natur erleben im Harz
Google
   Home - Hunderassen - Züchter - Urlaub - Magazin (Archiv) - Kleine Hundeschule - Belana's Tagebuch - Gästebuch - Hundeforum (Archiv) - Impressum




20.11.00 -- Katja +2

RE: ängstlich-aggressiver Mischling (vorsicht, superlang)














Hallo Babsi,
aus der Ferne ist es natürlich superschwierig wenn nicht gar unmöglich, aber ich versuche es trotzdem...habe einiges aus Deiner Originalmeldung herauskopiert, damit ich besser darauf eingehen kann. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir meine Fragen beantworten könntest, vielleicht hilft es ja auch noch anderen Forumsteilnehmern dabei, sich ein Bild zu machen. Ganz wichtig ist die Beobachtung seiner Körpersprache (wie heißt Dein Hund eigentlich??? Es ist so unpersönlich, wenn man immer von "ihm" sprechen muß :-))Und schick doch mal ein Bild!

1.
"Ich habe meinen jetzt 8 Monate alten Rüden (sieht aus wie flat-coated Retriever mit weißem Brustfleck)aus dem Tierheim geholt, als er ca. drei Monate alt war. Angeblich hatten sie ihn ein Monat davor irgendwo gefunden."

Also hast Du ihn mit ca. 3 Monaten bekommen und er war während der zentralen Prägephase (verallgemeinert, d.h. rasseübergreifend ca. von der 4. bis ca. zur 8. Woche) entweder bei seinen Vorbesitzern oder wer weiß wo und dazwischen im Tierheim. In dieser Phase kann schon eine ganze Menge in die Hose gegangen sein...

2.
"Drinnen im Tierheim war er zuerst auch noch superlieb und sofort sehr zutraulich zu mir und meiner Familie. Kaum hatten wir jedoch das Tierheimgelände verlassen, war der Hund wie ausgewechselt. Weil er sich nicht auf die Straße traute und auf den Boden legte, musste ich ihn zum Auto tragen."

Im Tierheim hat er sich offensichtlich recht sicher gefühlt und konnte dort auch mit fremden Personen (also Euch) recht gut umgehen. Danach war er verunsichert und hat sich "hingeworfen" - richtig? Hat er sich nur hingeworfen (passiv) oder richtiggehend aktiv gewehrt, auf die Straße zu gehen? Fremder Ort + fremde Leute = Lebensgefahr in seinen Augen...

3.
"Als wir dann zu Hause waren, wurde jeder Spaziergang zu einer Qual, weil er sich wieder hinlegte, und keinen Schritt machen wollte. Zuerst haben wir ihn das erste Stück getragen (bis er gemerkt hat, dass wir ihn schnell wieder hinunterlassen, wenn er uns ins Kinn beißt - anfangs hat er uns auch gebissen und geknurrt, wenn man mit ihm geschimpft hat), doch dieses Problem konnten wir mit sanfter Gewalt recht schnell lösen. Inzwischen geht er schon richtig gern spazieren. "

Heißt also: spazierengehen war schlimm, aber auf dem Arm getragen werden war noch schlimmer, also lieber spazierengehen? Wie hat er sich denn auf dem Spaziergang verhalten, wenn Ihr ihn wieder hinuntergelassen habt? Glücklich, wieder auf den eigenen 4 Beinen zu stehen und gar nicht mehr so ängstlich wie vorher oder noch genauso schlimm? Ist natürlich eine schöne Bestätigung seines Verhaltens, wenn das unangenehme aufhört, sobald er zubeißt...soll kein Vorwurf sein, sondern nur eine mögliche Erklärung

4.
"Richtig anstrengend ist es, dass er vor allem Angst hat (Menschen, Hunde, Autos, Müllsäcke, ...). "

Klar, siehe oben, er hat ja offensichtlich in der Prägephase nichts kennengelernt. Wie äußert sich diese "Angst"? Hinwerfen? Knurren - bellen - drauflosgehen - hinter Dir verstecken o.ä...?

5.
"Manche Menschen will er gleich beißen, während er andere (sehr wenige; meist Männer) fast sofort gut leiden kann und sich sogar auf den Rücken legt, um gekrault zu werden."

Gleich beißen? Wie äußert sich das? Will er sich nicht anfassen lassen? Geht er ohne Not (d.h. ohne quasi von diesen Menschen "in die Ecke gedrängt" zu werden) drauflos?
Kannst Du irgendein Muster (evtl. Menschentypus oder herangehensweise der Menschen an Deinen Hund, d.h. draufgängerisch, behutsam o.ä.) dahinter erkennen?

Was heißt beißen? Richtig Löcher machen oder eher ein Warnschuß ohne Löcher, also eher Kneifen?

6.
"Beim Spazierengehen wird zuerst einmal alles und jeder angebellt; manchmal versucht er auch, jemanden anzuspringen (auch Autos!). "

Wie gehst Du auf ihn ein, wenn er das tut? Beruhigend, strafend etc.? Wie springt er Leute an? Schwanzwedelnd oder drohend? Ist er angeleint oder läuft er frei?

7.
"Inzwischen kann ich mit ihm (selten) aber schon in der Stadt spazieren gehen, und er benimmt sich wie ein braver Hund; einmal ließ er sich sogar schon von einem freilaufenden Hund beschnuppern, ohne dass er aggressiv wurde."

Wie äußert sich diese Aggressivität gegenüber anderen Hunden? Ist er an der Leine eher aggressiv und freilaufend eher zurückhaltend? Hat er die Möglichkeit, ohne Streß (d.h. bekannte Hunde zum Spielen in bekannter Umgebung) mit anderen Hunden in Kontakt zu kommen? Wie benimmt er sich dann?

8.
"Nur, sobald wir ein Gebäude betreten, wird sofort wieder alles angebellt, was sich bewegt.
Auch in der Welpenschule benimmt er sich meistens schon ganz gut, obwohl er zu bellen anfängt, wenn er den ersten Hund sieht, und erst wieder aufhört, wenn alle Hunde von der Leine gelassen werden. Dann spielt er sogar schon mit anderen Weibchen, wenn sie wenigstens um die Hälfte kleiner sind als er... "

Dieses Bellen interessiert mich ganz besonders - ist es eher Vorfreude oder eher Angst oder Aggression? Wenn er mit kleinen Hündinnen spielt, was passiert dann mit gleichgroßen? Oder mit Rüden in diversen Größen? Wie sieht es mit Altersunterschieden aus?
Was macht Ihr ansonsten in der Welpenschule?


9.
"So, bis jetzt klingt ja alles recht positiv, doch seit kurzem haben wir ein neues Problem:
1. Seit ungefähr einer Woche bellt er plötzlich aus dem Auto heraus Fußgänger an, obwohl er sich sonst gerade im Auto immer vorbildlich verhalten hat. "

Auch hier wieder: wie reagierst Du darauf? Zurechtweisend, beruhigend...? Macht er das nur bei Dir oder auch bei Deinen Eltern?

10.
"2. In der Hundeschule hat er plötzlich - ohne Vorwarnung - einen kleinen Schäferrüden attackiert, bis der Trainer eingeschritten ist. Da ich später jedoch eine kleine Wunde an seiner Pfote entdeckt habe, hat vielleicht der andere angefangen."

Wie alt war der Schäferhund? Wie hat Deiner attackiert? Mit bzw. ohne Gebrüll drauflos oder gabs vorher schon kleineres Geplänkel und von wem ging es aus? Hast Du ihn vorher festgehalten, dann losgelassen und dann hat er direkt attackiert? Oder wars aus dem Spiel heraus? Oder war er nicht unter beobachtung bzw. warst Du nicht dabei? (Weil Du schreibst, daß der Trainer eingeschritten ist)

11.
"3. Nur ein paar Tage später, hätte er fast ein kleines Mädchen angefallen! Normalerweise kann er sie (10 Jahre)
wirklich gut leiden, und sie spielen auch immer zusammen. Zuerst haben wir mit dem Hund Fangen gespielt, doch als ich ihn dann am Halsband gehalten habe, weil ein LKW vorbeigefahren ist, sprang er plötzlich auf und wollte sich mit Knurren und gefletschten Zähnen auf sie stürzen (Zum Glück hat er nur ihren Pullover erwischt). Ich habe ihn dann gleich angeleint, und er war wieder der bravste Hund... "

Kann es sein, daß er nicht verstanden hat, daß er wegen des LKWs festgehalten wurde und dies stattdessen auf das Mädchen übertragen hat? Und deswegen drauflos ist? Wer hat mit wem Fangen gespielt, d.h. wer ist hinter wem hergelaufen - der Hund hinter Euch oder umgekehrt? Wie hast Du reagiert, nachdem du ihn vom Pullover getrennt hattest (außer anleinen)? Wie hat das Mädchen reagiert?

12.
"4. Plötzlich fängt der Hund an, sich das Fell von den Pfoten zu lecken und zu zupfen (er hat schon ganz kahle Stellen). Der Tierarzt (den er übrigens auch beißen wollte)hat gesagt, wir sollen Kernseife auf die Stellen auftragen, aber dann leckt er nur noch mehr! "

Wann tut er das? Wenn Du daheim bist oder wenn Du fort bist zum Studium? Oder immer? Wie ist er tagsüber ausgelastet, d.h. beschreibe doch bitte seinen/Euren Tagesablauf. Kann Langeweile sein, kann medizinische Ursachen (Allergie etc) haben...bitte Info.
Falls es keine medizinischen Ursachen hat: Kernseife ist offensichtlich lecker ...;-)) versuchs mal mit Teebaumöl (Melaleuca alternifolia, gibt's mittlerweile sogar schon bei Aldi), das mögen die meisten Hunde nicht (ich habs an einer Treppenstufe mal mit Tabasco versucht, da wollte der Kleine sogar noch einen Nachschlag ,-))

13.
"Kann das vielleicht damit zusammenhängen, dass ich auswärts studiere und nur die Hälfte der Woche zu Hause bin? Ich habe schon überlegt, ob ich ihn mitnehmen sollte, aber dann wäre er an öfters für zwei (einmal auch vier) Stunden alleine in der Wohnung, und er dreht schon fast durch, wenn er für zehn Minuten alleine sein muß..."

...kann mit allem möglichen zusammenhängen - kommt drauf an, ob er eher personen- oder ortsfixiert ist (d.h. bei wem macht er in "unsicheren" Situationen mehr Theater: bei Dir oder bei deinen Eltern - wem gegenüber benimmt er sich schlechter/aufsässiger daheim: Dir oder Deinen Eltern?) Rudelführer kann immer nur einer sein...ich würde ihn tatsächlich mitnehmen, wenn Du es irgendwie organisieren kannst, daß er sich ans alleingelassen werden gewöhnt. Ist ein ziemlicher Teufelskreis: er braucht eine enge und gute Bindung an Dich um Sicherheit zu tanken, die braucht Zeit, und gleichzeitig alleinlassen üben, da beißt sich die Katze in den Schwanz...muß ich mal drüber schlafen.

14.
"Hat dieser Hund noch jemals die Chance, normal zu werden (und wenn ja, wie stelle ich das an)? Wir wissen wirklich nicht mehr, was wir noch versuchen sollen... *hilfeschrei* "

Klar hat er das ;-)) Ist aber ein Haufen Arbeit.
Ist das Dein/Euer erster Hund? Was sagt Dein Hundetrainer dazu?
Freue mich auf Deine Antworten!

Liebe Grüße von Katja (mit 2 "second hand" Doggen, die auch nicht immer einfach waren/sind)
Thema: ängstlich-aggressiver Mischling (letzte Hoffnung; keiner kann uns helfen)


 
Copyright 1996-2020 Thomas Beck