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SZ vom 26.10.2000 München
Blitzaktion der Polizei auf einem Pasinger Übungsplatz
Kampfhunde mit brutalen Methoden abgerichtet
Bis zu 25 Personen trafen sich regelmäßig zum illegalen Hunde-Kampftraining - offenbar sind unter ihnen Neonazis / Monika Maier-Albang
In einer bundesweit bislang einzigartigen Aktion hat die Münchner Polizei eine Gruppe von Hundebesitzer auffliegen lassen, die illegal Kampfhunde abgerichtet hat. Die Hunde, die in München und im Umland vermutlich unerlaubt gehalten werden, waren auf einem Trainingsplatz in Pasing mit brutalen Methoden "mannscharf" gemacht worden. Unter anderem traten ihre Besitzer sie mit den Füßen auf den Kopf, schlugen sie mit Peitschen oder zwickten sie in die Genitalien. Die verbotene Ausbildung fand regelmäßig dienstags nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Übungsplatz an der Hildachstraße - direkt an den S-Bahn-Gleisen - statt. Die Polizei vermutet, dass bis zu 25 Personen dort ihre Hunde scharf gemacht haben.
Am Dienstag machten Beamte neun Hundehalter mit 18 Hunden dingfest. Drei der Halter stammen aus München, die anderen leben in Gilching, Puchheim, Nandlstadt, Garmisch-Partenkirchen sowie Au in der Halletau. Ein Teil der Kampfhund-Besitzer ist vermutlich der Neonazi-Szene zuzuordnen, andere dem Rotlichtmilieu. Die Polizei hält sich diesbezüglich aber noch bedeckt. Offenbar wollte man mit dem Kampftraining der Wert der Tiere erhöhen. Sollte man den Hunde-Haltern und dem Trainer keine schweren Verstöße gegen das Tierschutzgesetzt nachweisen können, werden sie nur wegen Ordnungswidrigkeiten belangt. Ihnen drohen dann Geldbußen bis zu 100 000 Mark.
In einer Blitzaktion hatte die Polizei in der Nacht zum Dienstag auf dem schwer einsehbaren Übungsplatz die Hundehalter überrumpelt. Rund 50 Beamte waren im Einsatz, zum Teil mit Schutzschilden und Maschinenpistolen. "Wir konnten nicht wissen, wie die Hunde reagieren", sagt der Leiter der Polizei-Hundestaffel, Edgar Stolz. Der Einsatz verlief jedoch friedlich. Offenbar hatten die Hundehalter nicht gemerkt, dass die Polizei ihre nächtlichen Trainingsstunden seit einiger Zeit mit Videokameras überwachte.
Ein Tipp aus der Szene hatte die Beamten auf den Pasinger "Polizei Sport und Schutzhunde-Verein" aufmerksam gemacht. Der Verein, der seinen Namen noch aus Nachkriegszeiten trägt, hat heute allerdings keine Verbindung mehr zur Polizei. Das Kreisverwaltungsreferat prüft nun, wer im Verein davon wusste. Es gibt Hinweise, dass auch ein Züchter, der dem Verein zuliefert, seine Hunde dort illegal ausbilden ließ.
Auf den Videos ist zu sehen, wie die massigen Kampfhunde - darunter Pitbulls, Alanos und Bullterrier - auf Menschen gehetzt werden. Der Ausbilder trägt Schutzkleidung, die er am Fuß befestigt und nicht - wie bei der legalen Hundeausbildung - am Arm. Die Bilder zeigen, wie Halter und Ausbilder mit Stöcken und Peitschen auf die Tiere einschlagen, wie sie mit Springerstiefeln nach ihnen treten oder sie mit Kanistern bewerfen.
Obwohl die Polizei überzeugt ist, dass die Hunde gefährlich sind und womöglich außer Landes gebracht werden, wurden diese nicht ins Tierheim gebracht. Ohne Sachverständigen-Gutachten gebe es keine rechtliche Grundlage, die Tiere zu beschlagnahmen, sagt Horst Reif vom Kreisverwaltungsreferat. Er geht davon aus, dass die drei Münchner Hundehalter die im Freistaat vorgeschriebene Genehmigung nicht haben. In München seien nur drei Kampfhunde registriert - die betreffenden gehörten nicht dazu.
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