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29.06.00 -- Sangus

RE: Alle Macht den Hunden - na also !














Hallo Inge, zunächst einmal freundlichen Dank für die charmante Einleitung Deiner Antwort. Gestatte mir vorab den (ebenso freundlichen) Hinweis darauf, daß ich nie den Anspruch erhoben habe, den ''totalen Durchblick'' zu haben (wer hat den schon). Ich habe lediglich einige Mühe darauf verwendet, meinen Standpunkt möglichst präzise zu formulieren - und freue mich umso mehr, das Du diesen (als offensichtlich echte Fachfrau) im Kern bestätigst. Mir ging es um nichts anderes als die Widerlegung der Behauptung, Hundeverhalten (und hier insbesondere die Aggression) sei ausschließlich bzw. zum größten Teil auf individuelles Lernen und damit auf die Erziehung zurückzuführen. Daß Aggression eine züchterisch verhältnismäßig leicht zu beeinflussende Eigenschaft ist, macht das Problem komplizierter, aber ändert nichts am Sinn der inzwischen zumindest in Hamburg beschlossenen Maßnahme: Hunde mit hohem Aggressionspotential und ''niedrigen Reizschwellen'' gehören verboten - und es ist völlig gleichgültig, ob es sich dabei um heute existierende Pitbulls oder vielleicht zukünftig auftauchende Kampfpudel handelt. Zugegebenermaßen nicht unproblematisch ist die Kategorisierung, d.h. welche Rasse bzw. Zuchtlinie («- ist das das richtige Fachwort? *grins*) als gefährlich eingestuft werden soll. Ich habe den Eindruck, daß die gestern in Hamburg beschlossene Verordnung einen ganz passablen Ansatz enthält: Eine kleine Anzahl (ich glaube 3) Rassen wird generell verboten, und für Individuen von grundsätzlich ''verdächtigen'' Rassen gibt es die Pflicht des individuellen Ungefährlichkeitsnachweises. Was die Züchtung angeht, so kann mir keiner weismachen, daß entsprechende Regelungen nicht kontrollierbar und damit nicht durchsetzbar wären - schließlich lassen sich Hunde ja nicht insgeheim irgendwo im Keller vermehren. --- Abschließend muß ich noch ein paar Worte zu meiner Ehrenrettung verlieren: Wie bereits oben angedeutet, glaubte ich in Deiner Antwort ein paar leichte negative Schwingungen zu vernehmen - so nach dem Motto: Viel heiße Luft und nix dahinter. Deshalb vielleicht noch Folgendes: Mir ist durchaus bekannt, daß Wildtiere - auch die aggressivsten Raubtiere - auf umweltfremde Reize generell eher scheu und mit Vorsicht reagieren. Desweiteren ist mir ebenfalls klar, daß das Verhalten eines Individuums - abhängig vom Entwicklungsniveau der Art -*immer* eine Mischung aus vererbten Anlagen und individuellem Lernen ist (von ganz primitiven Lebensformen einmal abgesehen). Meine Behauptung, Wölfe seien "von Natur aus gefährlich", war deshalb vielleicht insofern mißverständlich, als daß ein Wolf in freier Wildbahn die Begegnung mit Menschen sicher eher meidet als sucht und daneben in seinem natürlichen Umfeld ein angepaßtes und zweckdienliches (Aggressions-)Verhalten an den Tag legt. Nur sind die Anlagen des Wolfes (und dazu zählt auch die angeborene Vorbereitung auf bestimmte individuell zu machende Erfahrungen) eben auf das Leben in einem Wolfsrudel in freier Wildbahn ausgerichtet. Mit "von Natur aus gefährlich" meinte ich die Existenz von Anlagen, die einen Wolf innerhalb einer *menschlichen* Gemeinschaft zu einer Gefahr für eben diese machen - in dem Sinne, in dem auch ein Löwenbaby genetisch bestens auf das Leben in einem Löwenrudel vorbereitet ist, jedoch durch noch so liebevolle Zuwendung niemals zu einer Hauskatze erzogen werden kann. ---- Und noch ein (nun wirklich) allerletztes Wort für alle, die diesen Diskussionsfaden verfolgen und mich womöglich für einen ebenso leidenschaftlichen wie arroganten Hundehasser halten: Der bin ich nicht! Ich bin mit zwei Riesenschnauzern aufgewachsen, ich habe an diesen Tieren gehangen wie jeder andere Hundebesitzer auch, und ich habe jedesmal Rotz und Wasser geheult, wenn einer gestorben ist. Ich glaube auch nach wie vor, daß Haushunde eine Bereicherung für Familien und - wenn''s die richtigen sind - auch ein sinnvoller Beitrag für die Entwicklung von Kindern sein können. Allerdings bin ich auch Vater einer zweijährigen Tochter - und die offenkundig berechtigte Angst, eines Tages mein von Hundezähnen zerrissenes Kind beerdigen zu müssen, wiegt (nach meine Einschätzung *objektiv*) viel schwerer als der drohende Verlust einiger Hundearten in unserer Gesellschaft.

Gruß Sangus (+ Tochter Alina)
Thema: Alle Macht den Hunden!


 
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