Hunde.com Startseite Wildemann. Natur erleben im Harz
Google
   Home - Hunderassen - Züchter - Urlaub - Magazin (Archiv) - Kleine Hundeschule - Belana's Tagebuch - Gästebuch - Hundeforum (Archiv) - Impressum




21.02.99 -- Roswitha_Splashy

Dauerclick














Hallo Manuela

Danke für das plastische Bild, das Du mir lieferst. Eines will ich dringend voranstellen. Ich halte mich nicht für einen Clicker-Menschen, da ich bis anhin nie einer Methode alle Rechte einräumen könnte. Das Gefühl, ein Clicker-Typ zu sein ist wahrscheinlich entstanden, weil ich die positive Verstärkung gegen unhaltbare Angriffe verteidigt habe. Diese Angriffe allerdings hatten mit der Realität "Clicker" wenig am Hut. (Welcher Filmkritiker würde akzeptiert, wenn er Filme beurteilen würde, die er nicht angeschaut hat? Und selbst dann ist man nicht immer gleicher Meinung, aber wenigstens ist die Ausgangslage die selbe.)

Nun zu Deinen Beschreibungen:

)))) Devise "alles Positive wird belohnt, der Rest ignoriert"

Das geht todsicher ins Auge. Wenn man Clicker so vorgesetzt bekommt, verstehe ich die Ablehnung. (Ich habe aber schon ähnliches bei einem "Profi" erlebt, der allen Teilnehmern glaubhaft machen wollte, nur mit Würstchen hier und Würstchen da liesse sich ein Hund erziehen/ausbilden.) Bei scheuen Hunden ging das gerade noch so, da fielen die Misserfolge nicht so deutlich auf. Aber bei stabilen Hunden? Eine Endlosschlaufe. Da ist dann der "Erfolg" von der Tageslaune des Hundes abhängig.

)))))))) aber wenn ich meinen Hund nicht immer "vollstopfen" will bzw. nicht mein Leben lang Hundefutter in der Tasche mit herumtragen möchte, die Belohnungen somit langsam reduziere, merkt mein Hund das ganz schnell und führt den Befehl nicht mehr so willig aus.((((((

Es lässt sich sehr gut ausschleichen, aber dafür muss man genauer informiert werden und evtl. zwischendurch mal nachfragen können. Die Gesetzmässigkeiten sind in der Theorie schon gewöhnungsbedürftig, da wir nicht gewohnt sind, "umgekehrt" zu denken.

z.B. wer geht schon zum Welpen hin und lobt ihn fürs Spielen mit seinem Spielzeug? Meist wird er getadelt, weil er unerlaubtes klaut. Da kriegen wir das Problem des Sozialkontakts. Negative Aufmerksamkeit ist besser als gar keine, wenn wir schimpfen. Und wenn wir sanft davon abhalten wollen, lernt er nur: wenn ich das "klaue", wird's lustig. Dazu brauche ich aber keinen Clicker, nur eine andere Reaktion meinerseits.

Mit "Clicker" belohne ich erwünschtes Verhalten anstatt abzuwarten, bis das unerwünschte auftritt. So verschiebt sich die Erwartungshaltung des Hundes. Wenn man auf die Problemsituationen wartet und dann clicken will, muss man auflaufen. Da kann ich wirklich effektiv nur noch den Clicker dem Hund an den "A.." werfen in der Frustration.

Unbewusst Clicken sowieso all jene Leute, die Verhalten loben, bevor es schon wieder vorbei ist: das machst du gut und nicht: hast du gut gemacht. Insofern ist der ganze Clicker-Aufstand wohl rein auf fehlende Informationen zurückzuführen.

Was das ewige Futtern anbelangt, da habe ich persönlich eine andere Einstellung. Futter ist für mich nichts anderes als eines der drei Grundbedürfnisse des Hundes: Fortpflanzung, Überleben (Fressen), Sozialkontakt. Und zudem der Abschluss der Beutehandlung, was zu einer "inneren Zufriedenheit" führt, sprich Ausgeglichenheit.

Ich habe da viel mehr Mühe mit Futter aus dem Topf. Das ist für mich absurd, auch wenn ich aus Faulheit ca. 2/3 aus dem Topf füttere. Aber den restlichen Drittel binde ich in Such- und Jagdspiele ein, vor allem auf Spaziergängen.

Läufige Hündin: ich unterstreiche hier, was Daniel mal gesagt hat: bin ich der Chef, ist der Hund bedeutend weniger daran interessiert. Und wenn Du Deinen nicht ranlässt, hilfst Du Dir und ihm. Ich nehme an, Du rufst ihn auch weg, wenn er offensichtlich an einer Duftmarke einer läufigen riecht, damit nicht zuviele Hormone aktiviert werden.

Es gibt aber oft auch "Hypersex"-Rüden und noch ganz viel andere Theorien. Ich glaube, bei dem Thema halte ich mich raus.

Was Du sonst über Dich und Deinen Hund schreibst: Hört sich für mich wie eine gute Beziehung an. Euch ist es wohl, eine klare, gradlinige Sache. Dein Hund wird nicht durch dauernde Umerziehungsversuche verwirrt, er weiss, worauf er sich bei Dir verlassen kann.

Ausser Du willst ausprobieren, ob Dein Hund sich noch mehr ändern kann oder ob er so ist, wie er ist. Dann kann ich Dir einige Versuche ans Herz legen. Ich habe da selbst so einige Überraschungen erlebt. Aber die haben nicht viel mit Clickern zu tun. Eigentlich nur mit einem neuen, einfachen Ansatz, der schlussendlich dazu führen kann, dass man sich mit seinem Hund noch verbundener und wohler fühlt.

Ich habe mich über Deine Mail sehr gefreut.

1. weil es sich optimal anhört und

2. weil ich endlich mal klarmachen konnte, dass ich nicht "Click-ofan" bin, sondern schlichtweg Praktiker und Theoretiker. Eng verzahnt, wie Heike das nennt. Manchmal lerne ich dazu aus der Praxis, manchmal aus der "Theorie". Die Theorie ist aber meines Erachtens keine, sondern Auswertungen langjähriger Fallsammlungen einiger englischen Verhaltenstherapeuten, die im Moment meines Erachtens die Nase weit vorne haben. Sowie neurolologischer Untersuchun-gen über Auswirkungen von Stress und Angst.

Liebe Grüsse

Roswitha

Das Internet hat für mich noch so seine Tücken, aber ich lerne dazu.

Thema: KORRIGENDA zu Ausbilder: wie beurteilen?


 
Copyright 1996-2020 Thomas Beck