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Hallo Andrea,
den ersten Schritt dazu hast Du ja schon getan, indem Du zu dem Hund hin bist, gratuliere! Ich meine das ganz ehrlich, denn solche Phobien wird man nur los, wenn man sich der Angst stellt, und viele Menschen scheitern einfach daran, daß sie den Mut nicht aufbringen. So gesehen handelst Du völlig richtig. Und wenn Du dann noch in der Situation bleibst, bis die Angst abgeklungen ist, bist Du auf einem sehr guten Weg. Wenn Du nicht die Hilfe von Verhaltenstherapeuten in Anspruch nehmen willst (das sind in aller Regel Psychologen mit entsprechender Therapieausbildung, Du wärst das Problem dann in wenigen Stunden los), würde ich Dir die sog. Systematische Desensibilisierung vorschlagen. Dazu erlernst Du zunächst irgendeine Entspannungsmethode (z.B. Progressive Muskelentspannung), das geht relativ schnell, vielleicht kannst Du das ja sogar schon. Dann bildest Du für Dich eine Rangreihe aller angstauslösenden Situationen (natürlich nur auf Hunde bezogen). Ganz oben steht die Situation mit der maximalen Angst (z.B. mit dem Hund alleine spazieren gehen) und ganz unten eine Situation, in der Du fast gar keine Angst hast (z.B. die Leine des Hundes anfassen) Wie diese Rangreihe (= Angsthierarchie) ausschaut, ist individuell, wichtig ist nur, daß Du den Grundgedanken verstehst. Ich habe sowas mal mit einem Kind gemacht, da war die Situation der wenigsten Angst "vor dem Haus stehen, in dem der Hund wohnt", dann kamen Dinge wie "im Nebenzimmer ohne Hund warten", in den Hundekorb klettern (ohne Hund) bis hin zu "Hund streicheln". Man begibt sich dann in die Situation mit der niedrigsten Angst und wendet gleichzeitig die Entspannungsübung an. Dadurch wird erreicht, daß die Angst besiegt wird, weil der Entspannungsreiz stärker ist. Stehst Du diese Situation dann gut durch, gehst Du zur nächsten Situation über. Wichtig dabei ist, daß Du eine Situation erst dann verläßt, wenn die Angst wirklich abgeklungen ist, d.h. Du darfst nie (!!!) aus der Situation gehen, solange Du noch Angst hast, denn dadurch würdest Du die Angst verstärken. Auf diese WEise arbeitetst Du Dich von unten nach oben durch. Übrigens: Ein bißchen Herzklopfen ist erlaubt, das verschwindet erst ganz zum Schluß. Angst ist ja eine durchaus sinnvolle Sache, das darf man nicht so negativ sehen, denn ganz ohne Angst wären wir längst ausgestorben.
Eine zweite Sache kannst Du auch noch tun: Du könntest Dir mal Deine GEdanken anschauen, mit denen Du Dir die Angst machst. Ja, Du liest schon richtig, ich meine das ganz wörtlich. Gefühle entstehen eigentlich immer durch die Art und Weise, wie wir Sachverhalte interpretieren. Sind unsere Gedanken der Situation angemessen, fühlen wir uns auch angemessen, übertreiben wir mit unseren Gedanken (und das tun wir leider sehr oft), resultieren daraus sehr unangenehme Gefühle. Also wenn Du den Hund siehst und denkst "ach, ist der süß" wirst Du keine Angst haben. Denkst Du aber "gleich beißt er" wirst Du Angst empfinden. Dazwischen gibt es alle möglichen Abstufungen. Also könntest Du auch lernen, Deine Gedanken in solchen Situationen kritisch zu hinterfragen, ob sie angemessen oder übertrieben sind und dann die Gedanken verändern. Schaffst Du das, fühlst Du Dich auch besser. Dahinter steht die Rational-emotive Verhaltenstherapie, was eine der erfolgreichsten Therapien überhaupt ist. Falls Dich das interessiert, kann ich Dir gerne Literatur empfehlen. Viele Grüße von Birka
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