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Hallo Martin,
die Aufzucht von Benji nur in der Box erklärt mir schon einiges. Wenn es wirklich so ist, hatte Benji keinerlei Gelegenheit, irgend etwas zu lernen, er hat nichts gesehen, nichts gehört, seine Welt war winzig klein. Prägungen im positiven Sinne haben nicht stattgefunden und somit ist es denkbar, daß Du mehr Probleme hast als Du es mit einem gut sozialisierten Welpen haben dürftest. Ich kann jetzt nicht auf alles eingehen, was Du schreibst, aber ein paar Grundsätze der Hundeerziehung möchte ich doch los werden, weil sie Dir vielleicht nützlich sein können. Du schreibst, daß Benji am Anfang ganz begeistert war und Du Freude hattest, mit ihm zu arbeiten. Also hattest Du ja einen Weg gefunden, wie es geklappt hat, und dahin solltest Du wieder zurück kommen. Irgendwas muß damals schief gelaufen sein, aber das ist korrigierbar. So ein kleiner Hund (überhaupt kein Hund außer Kommissar Rex) hat Interesse daran, Dir einen Gefallen zu tun, sie tun alles nur, um angenehme Dinge zu bekommen. Das macht man sich am besten zu Nutze.
Die Grundregeln sind: Erwünschtes Verhalten wird in der Anfangszeit i m m e r (kontinuierlich) belohnt, durch Häppchen, Streicheln etc., und zwar sofort, wenn der Hund gefolgt hat. Dieses "Sofort" bedeutet, innerhalb weniger Sekunden, weil ein Hund die Belohnung mit der Handlung sonst nicht verknüpfen kann. Ist das Verhalten dann etabliert und man ist sicher, daß der Hund verstanden hat und es auch regelmäßig tut, geht man von der regelmäßigen Belohnung wieder ab und belohnt nur noch alle paar mal, also jedes 2. oder 3. mal, wenn der Hund folgt. Man nennt das intermittierende Verstärkung und sie ist dafür nötig, das erwünschte Verhalten aufrecht zu erhalten.
Unerwünschtes Verhalten wird weitgehend ignoriert oder (schlechter!) sofort (d.h. innerhalb von Sekunden) bestraft, wobei die STrafe angemessen und vor allem nicht zu hart sein darf, weil der Hund sonst das Vertrauen verliert. D.h. Du darfst nciht Deinen Frust ausleben, die Strafe dient lediglich dazu, das unerwünschte Verhalten zu unterbinden! Die Verknüpfung Strafe und Tat bezieht sich immer nur auf das, was der Hund unmittelbar vor der Strafe gemacht hat. Es hat z.B. keinen Sinn, einen Hund zu strafen, wenn er auf Zuruf erst nicht kommt und ihm dann, wenn er endlich da ist, einen Klaps zu geben, weil er nur das herkommen mit dem Klaps verknüpft, nicht aber die Tatsache, daß Du 5mal rufen mußtest. Besser als STrafen ist allemal, unerwünschtes Verhalten zu verleiden, d.h. das unerwünschte Verhalten wird so unangenehm gemacht, daß der Hund an sich das Interesse daran verliert. Beispiel: Er klaut Wurst vom Tisch. Statt ihn zu bestrafen ist es hilfreicher, die Wurst z.B. an ein aufrecht stehendes Brett zu binden und den Raum zu verlassen. Klaut der Hund, kippt das Brett mit Getöse um und wenn Du dann gleichzeitig ins Zimmer stürmst und schimpfst, sind die Chancen gut, daß er Hund nach ein paar dieser Übungssequenzen nix mehr klaut. Und eines noch: Es dauert erfahrungsgemäß ziemlich lange, bis ein Hund was gelernt hat, d.h. Du solltest nicht davon ausgehen, wenn er einmal was richtig macht, daß er es dann kapiert hat und immer wieder richtig kann. DAs ist ungefähr so, wie wenn Du Klavier spielen willst und zwar theoretisch weißt, wie es geht, aber praktisch immer daneben haust.
So, und jetzt wirst Du richtig mit Ideen überschüttet, aber vielleicht ist ja die eine oder andere dabei, die Dir weiterhilft. Recht nützlich ist meiner Meinung nach das Buch "Was Hündchen nicht lernt" von Baumann. Liebe Grüße Birka, die auch immer noch Fehler macht ,weil jeder Hund anders und keiner perfekt ist
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