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Hallo Martin,
erst mal herzlich willkommen hier im Forum. Das klingt ja wirklich nach riesigen Problemen, die Ihr da habt, und Du hast auch schon viele Anregungen bekommen, denen ich im Prinzip so beipflichte. Ich würde mir an Deiner Stelle auf alle Fälle mal relativ schnell das eine oder andere Fachbuch über Hunde bzw. über Welpen zulegen, weil ich den Eindruck habe, daß Euch nicht so ganz klar ist, was ein Welpe für Bedürfnisse hat bzw. was das überhaupt für ein Wesen ist. Es klingt für mich so, als seid nicht nur Ihr überfordert, sondern der Welpe mindestens genauso, und er reagiert aus Verzweiflung dann so, daß es Euch ebenfalls zur Verzweiflung bringt. Möglicherweise sind Eure Erwartungen viel zu hoch und so ein kleiner Hund kann sie einfach nicht erfüllen, weder Euer Welpe noch sonst einer, weil alles erst erlernt werden muß, und das braucht Zeit und Geduld, viel Liebe, natürlich auch Konsequenz, niemals (!) allerdings Gewalt, damit wird jede Vertrauensbasis zerstört. Zum Beispiel das mit dem Alleinbleiben: Ein Hund ist ein Rudeltier, er ist obligat sozial und damit auf Kontakte angewiesen. Alleine kann ein Welpe nicht überleben, genauso wenig wie ein Baby. Das hat er in seinen Erbanlagen drin und das hat er während der Aufzucht bei der Mutter so gelernt. So, jetzt wurde er ja erst von seinem Hunderudel getrennt (was durchaus ein Einbruch sein kann für einen sensiblen kleinen Hund, ich hatte mal einen, der hat tagelang versucht, durch die Fensterscheibe zu springen und zu fliehen) und er kennt Euch noch nicht wirklich. Und dann hat er schlichtweg A n g s t, das ist ähnlich wie bei einem Baby, das auch Panik kriegt, wenn man es allein läßt. Es ist eine enorme Leistung für einen Hund, zu erlernen, daß er allein bleiben muß und daß das vor allem nichts macht, daß ihm also nichts passiert und daß Ihr unbedingt zurück kommt. Dieses Vertrauen muß er erst erlernen und das geht eigentlich nur so, daß man ihn erst für ein paar Minuten allein läßt, wie z.B. Gudrun das schreibt, dann zurück kommt, ihn lobt, dann ein paar Minuten mehr etc., so daß der Hund kapiert, die kommen immer wieder, ich bin in Sicherheit. Bedenkt bitte, welche Anpassungsleistung für so einen kleinen Hund nötig ist, sich überhaupt in ein Menschenrudel einzufügen, er kennt die Sprache nicht, er kennt die Menschen nicht und auch nicht ihre Gewohnheiten. Das ist ungefähr so, wie wenn Du plötzlich in einem Wolfsrudel leben müßtest, Du kämst auch nicht auf Anhieb klar, wenn überhaupt. Ich würde den Welpen z.B. auch nachts niemals anbinden, sondern mir eine Kiste neben das Bett stellen, da käme er rein und wenn er fiepst, ist meine Hand unten und beruhigt. Und wenn er raus muß, kann ich schnell aufstehen und ihn rausbringen, dann wird er gelobt, weil er ja stubenrein war. Der Kleine muß VERTRAUEN kriegen! Wenn dieses Vertrauen da ist, bleibt die Kiste nicht mehr am Bett stehen, dann kann man den Hund durchaus in den Nebenraum auslagern. Ich würde mir an Eurer Stelle auch überlegen, ob Ihr nicht vor Ort einen erfahrenen Hundemenschen sucht, der Euch bei den vielen Kleinigkeiten, die zu beachten sind, helfen kann, nicht, daß da was schief läuft, was dann nur noch sehr schwer zu korrigieren ist. Oder mal ein verlängertes Wochenende bei Gudrun? Vielleicht wäre so eine Anleitung nicht schlecht und sie könnte Euch und dem Welpen viel STreß ersparen. Ansonsten frag' ruhig, wir helfen Dir alle, so gut das auf die Entfernung eben geht. Hundeerziehung ist schwierig, jeder hat da so seine Probleme, da bist Du nicht alleine. Viele Grüße von Birka
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