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Hallo Nina,
zur Vorgeschichte: Eigentlich war ich in meinen ersten beiden Jahrzehnten gar kein "Hundemensch", sondern ein ausgeprägter Katzen- und Pferdefan. Meine Freundinnen hatten zwar Hunde oder liehen sich oft welche aus, so dass ich mit hundlichen Vorzügen und "Macken" durchaus vertraut war, aber mein eigener Entschluss, einen Hund anzuschaffen, hatte einen davon unabhängigen, weniger schönen Anlass. Mein Sohn war noch ganz klein (2 J.) und mein Mann hatte monatelang einen Programmierjob bei der BHF-Bank in Frankfurt, kam also höchstens am Wochenende nach Hause. In dieser Zeit erlebte ich eine Beinahe-Vergewaltigung auf dem Heimweg von der Uni Düsseldorf und bekam nachts obzöne Drohanrufe, die von dem anderen Täter allerdings unabhängig gewesen sein mussten. (Ersterer vergewaltigte wenige Monate später eine Schülerin und bekam 2 Jahre auf Bewährung, weil er gerade noch 17 war. Letzterer musste aus der eigenen Nachbarschaft stammen und mich gut beobachtet haben). Jedenfalls hatte ich Angst. Parterre, Neubau, Riesenfenster bis auf den Boden und ich nachts allein mit einem kleinen Kind. Na toll. Mich faszinierten eigentlich schon immer schwarze, langhaarige Schäferhunde, egal ob Deutscher Schäferhund oder Groenendael. An einem Wochenende gestand ich meinem Mann die Absicht, einen solchen anzuschaffen, als Beschützer für mich, auf all den Wegen, die ich damals noch mit dem Fahrrad unterwegs war, z.B. zur Uni und zurück. Mir war klar, dass es Widerstand geben würde. "Hund? Neeee! Höchstens ein gaaaanz kleiner!" war seine Reaktion. Aufgewachsen zwischen scharfen Harzer Kettenhunden, die ihn als Kind manchmal jagten und die erschossen wurden, wenn sie doch mal den Briefträger erwischten, hatte er Angst vor Hunden. Der Kompromiss zwischen meinen Schäferhund-Wünschen und seinen Ideen ("vielleicht ein Cocker-Spaniel?") lag hinterher bei "sowas wie Lassie - ein Collie". Ein Tierheimhund sollte es nicht sein, weil man bei einem solchen ja nie weiß, welche Reaktionen auf seltene Situationen zu erwarten sind und weil wir nun mal unseren Kleinen nicht riskieren wollten. Nein, der Hund sollte in die Familie hineinwachsen. Mit dem Collie verband ich einen Schottischen Schäferhund, nun ja, etwas kleiner als der Deutsche, dafür mindestens genauso langhaarig wie ein Altdeutscher, hoftreu, lieb, intelligent, leicht erziehbar, aber auch sportlich, temperamentvoll, verspielt und aktiv. Gladess kam über ein Zeitungsinserat zu uns. Gladess sollte für fast 16 Jahre ein Vorbild an Bravheit und Verspieltheit, Kinderliebe und Robustheit sein - ohne größere Tierarztrechnungen zu verursachen. Als sie fast 10 war, hatten Colliefreunde in unserer nachbarschaft Nachwuchs. Ich kannte die Elterntiere sowie eine Großmutter und einen Großvater schon lange und konnte den Welpen nicht widerstehen. Mit dem Argument, Gladess sei doch schon soooo alt und solle doch einen Nachfolger unterrichten helfen, schaffte ich Aron an. Als Aron ein viel gelobter und nach bestandenen tierärztlichen Untersuchungen und diversen Ausstellungen beim WZRV zuchttauglich geschriebener, erwachsener Rüde war, war Gladess bereits 12 1/2. Ich erzählte meinem Mann zum 2. Mal, Gladess sei doch schon sooo alt und könne doch schnell noch bei der Ausbildung einer Nachfolgerin helfen, die dann, wenn sie ebenso gesund groß würde wie Aron, von eben diesem auch mal Welpen haben könne. Diese Nachfolgerin hieß Belana. Ihre Züchterin, die Mutterhündin aber auch den Vater und seine Besitzerin kannte ich von mehreren WZRV-Ausstellungen. Wie schon bei Gladess und Aron, stammte Belana von Vorfahren aus verschiedenen Vereinen ab und hatte keine einzige Doppelnennung in der Ahnentafel. Lauter HD-freie Vorfahren sollten beteiligt sein. Mir war klar, dass diese "Auszuchtprodukte" im Gegensatz zu Linienzuchthunden vielleicht weniger rassetypisch ausfallen würden, vielleicht etwas wölfischer oder durchschnittshundlicher, aber das nahm ich für mehr Gesundheit gern in Kauf. Alles, was dann kam, könnt Ihr in Belanas Tagebuch nachlesen. Belana konnte mir meinen Traum von den eigenen Welpen erfüllen. Eigentlich hatte ich meinem Mann versprochen, dass der komplette A-Wurf verkauft würde. Als Anjin aber mit 3 Wochen bereits im Meerschweinchen-Format begann, Fremde zu stellen und zu verbellen, beschloss ich dieses etwas aus der Art geschlagene Tierchen selbst zu erziehen, da es normale Colliefreunde sicher überfordern würde. Als meine damalige Mitarbeiterin Elke Arabelle nicht zu sich holen durfte, weil ihre Vermieterin schließlich doch etwas dagegen hatte, schlug ich vor, Arabelle bei Anjin zu lassen, damit die Schwestern weiter miteinander spielen könnten und Elke und ich gelegentlich mit beiden Kleinen spazieren gehen könnten. Anders kaufte ich nach einem halben Jahr Abwesenheit zurück, weil sein geschiedenes Frauchen nach verkrachter, neuer Beziehung die Wohnung wechselte und der neue Vermieter den Hund nicht duldete. Tja, Gladess hat unsere jüngsten zwar noch kennengelernt, musste aber kurz vor deren 1. Geburtstag eingeschläfert werden. So habe ich z.Z. 5 urgesunde, nicht überzüchtete Collies mit Border Collie-Temperament und noch recht pflegeleichtem Langstockhaar bis Langhaar. Ich bin sehr glücklich mit diesen Hunden.
Viele Grüße!
Gudrun + Collie-Familie
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