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11.10.02 --
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toter fisch beißt kaninchen tot - a short story
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Toter Fisch beißt Kaninchen tot.
Es gibt ein Phänomen in der Caniden-Welt, auf das die Wissenschaftler bisher noch keine eindeutige Antwort gefunden haben. Warum wälzen sich Hunde in Aas? Um den eigenen Geruch zu überdecken, damit sie sich an Beute heranschleichen können, ohne gleich als Hund identifiziert zu werden? Oder haben Sie sich das Parfümieren lediglich angewöhnt, weil Herrchen und Frauchen es auch tun, wenn auch mit Jil Sander oder Dior statt mit toter Krähe oder fauligem Fisch? Oder tun sie es einfach, weil Frauchen oder Herrchen sich immer so herrlich aufregen?
Ich bin mir sicher: Sie tun es, um zu töten.
Erst gestern konnte ich folgende Begebenheit beobachten. Ein Wolfsnachfahr, genannt Hund, schmeißt sich plötzlich zu Boden und beginnt mit dem Ritual des Parfümierens. Ein toter Fisch soll ihm die nötige Duftmarke verpassen. Zunächst wälzt er sich darin ausgiebig, so dass die Nackenpartie und der Rücken ordentlich was abbekommen. Danach werden noch beide Ohren, schön eins nach dem anderen durch das aasige Fleisch geschoben. Jetzt springt er auf, schüttelt sich und läuft im Zickzack, die Nase immer am Boden. Er hat eine Fährte. Eine Kaninchenmutter wird auf das jagdliche Treiben aufmerksam. Sie schnuppert in die Richtung des Hundes und beruhigt ihre Kleinen sogleich: "Keine Angst Kinder, das ist nur eine toter Fisch, der da herumläuft. Grast weiter." Im Urvertauen, daß Mutter es besser weiß, tun sie, wie ihnen befohlen: Sie grasen weiter.
Der tote Fisch schlägt in dem Moment zu als das pummeligste aus der Kaninchenschar sich ihm zutraulich nähert. Während es tot geschüttelt wird, fragt sich das Kleine, ob die Instinkte seiner Mutter nicht mehr funktionieren bzw. was überhaupt noch funktioniert. Eine Idee schießt ihm durch sein kleines Hirn , wie man alles besser machen könnte, aber da ist es schon zu spät. Die Mutter wundert sich wieder einmal, wozu tote Fische in der Lage sind, vergißt es aber gleich wieder. Schließlich muß sie aufpassen, daß kein Hund ihren Kleinen zu nahe kommt.
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