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Kampfhunde jagen Altenpflegerin
Kampfhund-Angriff in Ronnenberg. Polizisten erschossen auf dem Gelände einer Seniorenresidenz einen freilaufenden Staffordshire-Terrier.
Die Seniorenresidenz „Haus am Hirtenbach” in Ronnberg um 7.20 Uhr: Eine Mitarbeiterin (32) entdeckt auf dem Grundstück zwei freilaufende Staffordshire-Terrier. Sie sind aus dem benachbarten Garten ausgebrochen. Die 32-Jährige will die Kampfhunde vertreiben – doch die aggressiven Tiere greifen sie an. Die Frau läuft panisch ins Gebäude zurück – eine Überwachungskamera filmt alles.
Eine Kollegin der Frau alarmiert die Polizei. Die Hunde streunen vorm Eingang herum. „Glücklicherweise reagierte der Bewegungsmelder nicht, sonst hätte sich die Tür geöffnet, und die Tiere wären in das Gebäude gelangt”, sagt Ingo Prunn (33), Verwaltungschef des Seniorenheims.
Dort leben 92 ältere Menschen. Sie hätten sich gegen Attacken kaum wehren können.
Minuten später steht ein Streifenwagen in der Kolberger Straße. Die Hunde laufen auf den Wagen zu. Ein Beamter kniet sich hin – und schießt. Siebenmal. Staffordshire „Alice” bricht blutüberströmt zusammen. Hund „Scharon” flüchtet – zurück aufs Nachbargrundstück. Dort bleibt er.
Die meisten der Heimbewohner haben von dem Vorfall nichts mitbekommen. „Frühstück gibt es erst um acht Uhr. Viele waren gerade erst aufgestanden”, sagt Prunn. Der Verwaltungschef ist froh, dass nicht mehr geschehen ist: „Eine 88-Jährige macht sonst jeden Morgen im Garten Gymnastik – was hätte da passieren können?”
Die Hunde gehören Stephan H. (33). Er hatte von dem ganzen Vorfall nichts mitbekommen. Erst 40 Minuten nach dem Drama meldet er sich bei den Polizisten. „Er konnte nicht erklären, wie die Hunde das Grundstück verlassen konnten”, sagt Polizei-Sprecher Gunnar Homann. Eine Nachbarin weiß da schon mehr: „Die haben am Abend zuvor eine Party gemacht, lange gefeiert.”
Auch Andrea Lissel wohnt seit langem neben Stephan H. – und ist ratlos. „Er hat seine Tiere nicht mehr auf die Straße gelassen, nachdem in Hamburg der kleine Vulkan durch Kampfhund-Bisse getötet wurde. Ich verstehe das nicht. Die Hunde waren doch immer im Garten.” Die 34-Jährige betont das Verantwortungsgefühl von Stephan H.: „Er hatte den Gartenzaun extra höher gebaut, damit meine Kinder sicherer spielen können.”
VON STEFAN FLEER UND SVEN KLOSE, Ronnenberg
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