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Geplantes Landeshundegesetz erhitzt Gemüter
Nachbarn kennen andere Regeln
Von Vanessa Wodtke
Bedburg-Kirdorf. "Warum zahle ich das überhaupt?", fragt Martina Schaefer sichtlich erbost in die Runde im Kirdorfer Hof.
Den meisten Anwesenden spricht sie damit direkt aus der Seele: "Mein Hund hat alle Tests bestanden, ich als Halter auch, und wenn mich an der Bushaltestelle ein Dackel ins Bein beißt, interessiert das niemanden."
465Euro Kampfhundesteuer zahlt die Niederembter Briefträgerin jährlich an die Gemeinde Elsdorf. Auf Wiese oder Feld frei laufen lassen darf sie ihren American Staffordshire, den sie aus Mitleid vor einem tristen Dasein im Tierheim grettet hat, aber trotzdem nicht.
Dabei wurde ihr amtlich bescheinigter, dass der wohlerzogene Vierbeiner von Maulkorbpflicht und Leinenzwang befreit ist.
Würde die 37-Jährige allerdings innerhalb des Erftkreises umziehen, sähe die Welt unter Umständen ganz anders aus: "Meine Freundin in Pulheim muss nur 60Euro Kampfhundesteuer im Jahr zahlen."
Hoheitsrechts des jeweiligen Rates lautet die Erklärung für dieses seltsame Phänomen, wie Jürgen Mitter von der Bedburger FDP erklärt, und das bedeutet im Klartext:
"Jede Kommune kann selbst entscheiden wie viel Kampfhundesteuer sie erhebt und ob sie den Leinenzwang auch außerhalb der Ortschaften aufrecht erhält."
Da kann es bei einem Spaziergang von Bedburg nach Bergheim durchaus passieren, dass sich mitten im Wald die Regeln ändern. Genau darüber ärgert sich Martina Schaefer und mit ihr viele andere Hundebesitzer.
Deshalb waren sie am Mittwochabend der Einladung von Rita Wegener und der Initiative "Auf den Hund gekommen" in die Kirdorfer Gaststätte gefolgt, um ihrem Unmut über den Entwurf des zukünftigen Landeshundegesetzes, der noch vor Beginn der Sommerferien in den Landtag eingebracht und verabschiedet werden soll, Luft zu machen.
"Das Gesetz enthält unverhältnismäßige, verfassungswidrige, tierschutzwidrige und sachlich nicht erforderliche Einschränkungen von Grundrechten zum Nachteil von Hunde haltenden Bürgern", sagte Polizeioberkommissar Ralf Meurer.
So sei es nicht einzusehen, dass ein gut erzogener, friedlicher Retriever beim zweiten Mal Freilaufen auf einem Feldweg bereits seinem Besitzer entzogen werden kann.
Außerdem gingen die Bußgelder in "exorbitante Höhen von bis zu 100.000 Euro" und die artgerechte Hundehaltung sei nicht mehr möglich.
Neben der Kritik am geplanten Gesetz wurde im Kirdorfer Hof allerdings auch über Alternativen diskutiert. "Wir brauchen einen ausreichenden Schutz vor den schwarzen Schafen, die ihre Kampfhunde als Waffen missbrauchen", gab Norbert Wolff zu bedenken.
Emotionalität und Polemik führten keinesfalls weiter, so der Opferschutzbeauftragte der Polizei im Erftkreis. Seit fünf Jahren arbeitet er mit Menschen, die durch Hundebisse zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden und "massiv traumatisiert" sind.
Bunte Plaketten für Hunde und Herrchen, die den Sachkunde-und den Wesenstest erfolgreich absolviert haben, forderten einige der anwesenden Tierliebhaber am Mittwochabend.
Ob dem Problem so einfach entgegen getreten werden kann, bezweifelt Wolff. Eins ist für den Bedburger allerdings klar: "Die Mitarbeiter der Kommunen müssen ausbaden, was Politiker mit ganz heißer Nadel gestrickt haben."
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