Hunde.com Startseite Wildemann. Natur erleben im Harz
Google
   Home - Hunderassen - Züchter - Urlaub - Magazin (Archiv) - Kleine Hundeschule - Belana's Tagebuch - Gästebuch - Hundeforum (Archiv) - Impressum




12.12.01 -- wolverine

mal ein fachbeitrag zum thema kastration














hab ich im internet gefunden, stelle es kommentarlos hier rein...wolvie

Sehr oft werden Tierärzte von Hundebesitzern gefragt, ob es nicht besser sei, wenn eine Hündin mindestens einmal in ihrem Leben Junge hat. Über keinen anderen Routineeingriff in der tierärztlichen Praxis wird so emotional und oft auch vorurteilsbeladen diskutiert wie über die Kastration der Hündin.

Bereits über die korrekte Bezeichnung sind sich viele Hundebesitzer im Unklaren: Hündinnen werden +#8211; genau auch wie die Rüden +#8211; kastriert und nicht sterilisiert. Bei einer Kastration werden dem Tier die Keimdrüsen (also Hoden bzw. Eierstöcke) entfernt; bei der Sterilisation werden lediglich die Samen- bzw. Eileiter unterbunden. Letzterer Eingriff wird in der Humanmedizin als empfängnisverhütende Maßnahme durchgeführt, die Hormonproduktion (und damit auch der Sexualtrieb) bleibt also voll erhalten. Genau diesen Trieb gilt es aber bei Haustieren zu dämpfen: Wer je eine rollige Katze zu hause hatte oder die liebeskranken Rüden vor seiner Haustür verscheuchen musste, weiß, wie problematisch sich der oft übersteigerte Sexualtrieb von Hunde und Katzen auswirken kann. Zudem ist die Kastration der Hündin praktizierter Tierschutz. Eine Hündin, die bei jeder Läufigkeit gedeckt wird, bringt im Durchschnitt zweimal jährlich sechs Welpen zur Welt, bei großen Rassen oft erheblich mehr.

Wie schwierig es ist, junge Hunde an gute Plätze zu vermitteln, erleben die Tierschutzvereine überall auf der Welt täglich neu. In manchen Zeiten werden ganze Würfe waschkörbeweise abgegeben oder gar ausgesetzt +#8211; vor dem Tor des D.U.O.-Büros, an Müllhalden oder am Flughafen. Viele dieser Hundebabies sind voller Parasiten, unterernährt und oftmals bereits von tödlichen Viruskrankheiten befallen, da sich niemand dafür zuständig sah, die kleinen Kerlchen impfen zu lassen. Um diesem Hundeelend wirksam vorzubeugen, sollte jeder gewissenhafte Hündinnenbesitzer auf Ibiza sein Tier kastrieren lassen. Verschlossene Türen und Grundstücke sind hier eher die Ausnahme, und es ist kaum möglich, seine Hündin zweimal im Jahr für mindestens zwei Wochen während ihrer Hitze so gut zu kontrollieren, dass nichts passiert.



Viele Besitzer haben Angst vor negativen Auswirkungen der Kastration auf Körper und Seele der Hündin. Aus diesem Grunde möchte ich im Folgenden über die Veränderungen, die dieser operative Eingriff auf das Tier haben kann, eingehen.



Hündin sollte einmal in ihrem Leben einen Wurf aufgezogen haben! Dieses Argument hört man auch heutzutage immer wieder. In der freien Wildbahn werfen längst nicht alle Wölfinnen eines Rudels; viele weiblichen Tiere helfen lediglich den anderen Wölfinnen bei der Aufzucht derer Welpen. Nur die kräftigsten und in der Hierarchie hochstehenden Wölfinnen werden Mütter, die anderen sind lediglich Ammen. Auch die sogenannte Scheinträchtigkeit, die oft mit Milchbildung einhergeht und ca. 6-8-Wochen nach der letzten Läufigkeit einsetzt, ist ein Relikt dieser Ammenfunktion im Wolfsrudel. Keine Hündin, die die Mutterschaft nicht kennt, wird diese vermissen, zumal nicht, wenn nach der Entfernung der Eierstöcke die Bildung der weiblichen Hormone eingestellt wird.



ündinnen werden nach der Kastration dick und träge! Auch diese Angst hindert viele Hündinnenbesitzer daran, einer Kastration zuzustimmen. Das Temperament eines Lebewesens +#8211; nicht nur des Hundes +#8211; wird neben verschiedenen anderen Komponenten auch von den Geschlechtshormonen beeinflusst. Die männlichen Geschlechtshormone, allen voran das Testosteron, sorgen oftmals für eine höhere Aggressivität den Geschlechtsgenossen, manchmal auch dem Menschen gegenüber. Weibliche Geschlechtshormone hingegen bedingen ein im Gegensatz dazu oft sanfteres Temperament. Werden männliche Tiere kastriert, so werden sie oft ruhiger und sanfter, weibliche kastrierte Tiere verändern ihr Verhalten weniger deutlich oder werden sogar etwas lebhafter. Natürlich gibt es vereinzelt Hündinnen, die nach der Kastration bessere Futterverwerter werden; aber dies lässt sich meist über die Futtermenge sehr gut regulieren. Bestimmte Rassen neigen eher als andere zum Dickwerden: Hierzu gehören z.B. Retriever, Beagle und Cocker Spaniel. Aber, wie gesagt, dies ist die absolute Ausnahme der Regel; fast alle kastrierten Hündinnen, die ich kenne, sind schlank, fröhlich und mobil. Die Zahl der übergewichtigen unkastrierten Tiere ist im Vergleich annähernd gleichgroß und legt die Vermutung nahe, dass vereinzelte dicke kastrierte Tiere ohne den Eingriff vielleicht auch dick geworden wären.



Manche Rassen mit seidigem Langhaar wie Setter, Cocker oder Münsterländer können nach der Kastration eine dichtere, weiche Unterwolle entwickeln, die die Lebensqualität der Tiere aber in keiner Weise negativ beeinflusst. Mit einem feinzinkigen Kamm lässt sich diese Unterwolle leicht auskämmen, falls das ästhetische Empfinden des Besitzers hierdurch gestört werden sollte.



Manche Hündinnen können nach der Kastration eine geringgradige Harninkontinenz entwickeln, die aber, falls es je dazu kommen sollte, mit einem entsprechenden Präparat, das in Tablettenform verabreicht wird, sehr gut kontrolliert werden kann. Die Ursache einer solchen Inkontinenz ist bis heute nicht hinreichend geklärt, diskutiert werden eine hormonell bedingte Bindegewebsschwäche des Beckenbodens sowie ein zu frühzeitig vorgenommener Eingriff, bei dem die Scheide noch nicht ihre volle Länge erreicht hatte. Verantwortungsbewusste Tierärzte empfehlen eine Kastration kurz nach der ersten Läufigkeit, eben um das Risiko einer Harninkontinenz so gering wie möglich zu halten, und um zudem das Risiko einer Gesäugekrebserkrankung im späteren Alter auszuschalten. Und hiermit wären wir bereits bei den Vorteilen, die die Kastration der Hündin bietet:



Erfolgt der Eingriff kurz nach der ersten Läufigkeit, so ist das Risiko der Hündin, später einmal Gesäugekrebs zu bekommen, äußerst gering. Die Entfernung von Gesäugetumoren bzw. gar einer oder beider Milchleisten stellt in deutschen Tierarztpraxen einen der häufigsten chirurgischen Eingriffe dar. Auf Ibiza ist dies eine eher seltene Operation, was damit begründet werden kann, dass hier sehr viele Hündinnen kastriert werden.



Auch das Risiko einer Gebärmuttervereiterung, der sogenannten Pyometra, fällt bei kastrierten Hündinnen weg, da die Gebärmutter routinemäßig mit den Eierstöcken zusammen entfernt wird. Da die Pyometra in der Regel bei älteren Hündinnen auftritt und mit schweren Störungen des Allgemeinbefindens einhergeht, ist die Operation in einem solchen Fall immer ein Notfall und somit wesentlich riskanter als die routinemäßige Kastration.



Sowohl Brustkrebs als auch Gebärmuttervereiterungen kommen bei älteren Hündinnen sehr häufig vor und sind oft sogar die vorzeitige Todesursache.



Manche Hündinnenbesitzer lassen ihre Hündinnen zur Läufigkeitsunterdrückung über Jahre hinweg hormonell behandeln. Dieser starke Eingriff in den Hormonhaushalt des unkastrierten Tieres führt in sehr vielen Fällen zu Problemen im Alter: Viele Fälle von Gebärmuttervereiterung oder +#8211;entzündung lassen sich auf die regelmäßige Geburtenkontrolle mit der Spritze zurückführen. Aus diesem Grund gilt auch hier die Empfehlung: Wer nicht möchte, dass seine Hündin läufig wird oder sich gar vermehrt, sollte die Kastration als schonendste Methode für den Körper des Tieres wählen.



Der Eingriff selber wird unter Vollnarkose vorgenommen, die Hündin kann noch am selben Tag wieder nach Hause, und darf bereits eine Woche später, wenn die Fäden gezogen wurden, genauso unbeschwert (oder sogar noch unbeschwerter) herumtollen.



Sollten Sie auch nach diesen Zeilen immer noch zweifeln, ob Sie Ihre Hündin wirklich kastrieren lassen sollen, so wenden Sie sich an den Tierarzt Ihres Vertrauens und besprechen mit ihm noch einmal Punkt für Punkt die Vor- und Nachteile des Eingriffes. Oft hilft auch ein Gang ins Asyl des städtischen Hundefängers, um zu sehen, welches Elend man mit großer Wahrscheinlichkeit vielen Hunden durch diesen Akt aktiven Tierschutzes ersparen kann.




Dr. med. vet. Anna Laukner, Clinica Veterinaria Santa Gertrudis





  12.12.01mal ein fachbeitrag zum thema kastration   wolverine  
  12.12.01RE: 1 SteffiK  
  12.12.01RE: 2 SteffiK  
  12.12.01RE: 3 Carolin Neuhaus  
  12.12.01RE: 4 Barbara Blesch  
  12.12.01RE: 5 Claudia Seidel  
  13.12.01RE: 6 wolverine  


 
Copyright 1996-2020 Thomas Beck