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10.09.01 -- SteffiK

RE: Das böse Wort Zwang....














Hallo Sören,

hier jmd aus dem humanen Lager, bei der du vielleicht wenn ich mir weiter ganz doll Mühe gebe doch gern mal Hund sein möchtest - aber als Sörenmensch bist du mir auch willkommen ;-))

Ich hab leider nicht alles gelesen, was bis jetzt geschrieben wurde, ich hab nämlich keine Flat mehr und der Datenfluss ist mal wieder nicht der Beste. Ich glaub aber das Lexika-Nachschlagen etc kann ich überspringen, das hat glaub ich schon jmd gemacht...

"Was ist Zwang?? Geht Ausbildung oder Erziehung ohne Zwang??? Bedeutet Zwang immer gleich Schmerzen?? Was ist in euren Augen schlimmer: physicher oder psychischer Zwang?? Provoziert Zwang immer ein Meiden?? Kann man Zwang oder Zwangseinwirkungen "trainieren", also positiv konditionieren?? Was kann in euren Augen Zwang rechtfertigen??? Macht es Sinn, immer zu versuchen Zwang zu vermeiden???"

Ich entnehme der Anhäufung von Fragezeichen eine gewisse emotionale Beteiligung *LOL*... und was ich noch voranschicken möchte, ist, dass ich schon auf persönliche Einstellungen zurückgreifen muss, da sich eine Definition von Zwang innerhalb der Lernstrategien nicht sonderlich leicht finden lässt und ich somit einen Konsenz aus den mir bekannten Theorien um Lernen und Strafen ziehen muss. Weiters spreche ich vom "unbefleckten" Hund... also keinen, der aus welchen Gründen auch immer, ein "Problem" hat, sei es, dass er schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht hat o.ä.

Was ist Zwang?
Jmd zu etwas zu zwingen im ganz engen Sinne heißt für mich, ihn aus seiner derzeitigen Situation zu *brechen*, sei es, den Hund körperlich ins Sitz zu drücken, oder den Schüler, der sich bewegen möchte, unter Androhung einer schlechten Verhaltens-Zensur auf seinen Platz zu bewegen. Schon aus dieser Schilderung lässt sich erkennen, dass für mich der Terminus "Zwang" negativ belegt ist. Zwang ergibt sich auch immer aus dem Empfänger von Zwang bzw. ab wann es für ihn Zwang ist.

"Zwang" ist vielleicht die Abwesenheit der Erkenntnis um die richtige Motivation... erst wenn es "auf dem guten Weg" nicht mehr geht, muss ich Zwang ausüben, um das von mir geforderte zu erreichen. Zwang in der Erziehung ist ein Eingeständnis meiner eigenen Unzulänglichkeit (in meiner Person als Lehrer), da ich nicht herausgefunden habe, wie ich den zu vermittelnden Lernstoff adäquat aufzubereiten gehabt hätte.

Geht Ausbildung oder Erziehung ohne Zwang?
Meine Meinung: ja. Was aber unglaublich wichtig ist: Der Schutz des Unbeteiligten. Ich muss an solchen Stellen üben, an denen der Hund keine Schäden anrichten kann, z.B. in der Sicherheit eines eingezäunten Hundeplatzes. Ich rufe z.B. den Welpen, wenn er Zeit dazu hat, zu kommen, und belohne ihn mit gemeinsamen Schnüffeln, Laufen, Mäuseln oder Spiel und Lecker. Auch die Leine muss so kein unangenehmes Instrument sein. Unangenehm wird sie immer erst, wenn man mit ihr auf den Hund einwirkt. Ich denke, so wie Bine es schon ausgedrückt hat: Wenn ich weiß, was der Hund will, und mir auch klar darüber bin, was ich möchte, und man diese zwei Ziele hundeadäquat aufbereiten kann und die passende Strategie aufbaut, die auch mal länger dauern und korrigiert werden kann, dann ist das die Erziehung, die ich guten Gewissens verfolgen kann. Und für die ich mich jetzt entschieden habe. Auch für mich ist diese Erkenntnis natürlich nicht vom Himmel gefallen, ich habe Aussagen getroffen und auch revidiert und tue dies noch. M.E. geht es ganz ohne Strafen nämlich auch nicht, wenngleich ich diese hundegerecht einsetze (Schnauzgriff, Ignorieren, Lefzen hochziehen, Knurren etc).

Bedeutet Zwang immer gleich Schmerzen?
Wahrscheinlich nicht. Es bedeutet aber immer Unwillen, Unwohlsein oder Frust. Nicht gut für langfristige Lernerfolge.

Was ist in euren Augen schlimmer: physischer oder psychischer Zwang?
Das liegt allein am Empfänger. Körperlich den Hund in die Platzposition zu zwingen oder ihn herunter zu schreien ist mal für den einen, mal für den anderen schlimmer.

Provoziert Zwang immer ein Meiden?
Der Hund meidet den Druck auf's Hinterteil. Er meidet das Anschreien. Er meidet das Entlangstreifen am Zaun/Wand. Etc.

Kann man Zwang oder Zwangseinwirkungen "trainieren", also positiv konditionieren?
Man kann sie wohl trainieren und konditionieren, positiv wird sie dadurch aber nicht. Sind wir jetzt schon bei Strafe? Ein interessanter neuer Threat?

Was kann in euren Augen Zwang rechtfertigen?
Gefahr für die Mitwelt und/oder für mich und meinen Hund.

Macht es Sinn, immer zu versuchen Zwang zu vermeiden?
Für mich eindeutig ja.

Ein Stück Definition fehlt mir noch, nämlich die Abgrenzung zu Strafe oder zu (hunde-)adäquater Strafe. Wird der Hund dazu gezwungen zu apportieren (ich weiß zwar immer noch nicht, wie...), heißt das nicht, dass er für das Nichtapportieren bestraft wird, oder?

Liebe ungezwungene Grüße
Steffi
Thema: Das böse Wort Zwang....


 
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