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10.09.99 --
WiegandCJ
Wild-Kinderstube im September (long)
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Jetzt erblicken nur noch von ziemlich wenigen Tierarten Junge zum ersten Mal
das Licht ihrer Umwelt. Vor allem Hasen und Kaninchen, aber auch Mäuse bekommen
jetzt noch Junge. Diese Arten setzen ja ganz bewußt auf eine hohe
Nachwuchsproduktion als Mittel zum Arterhalt, weil gerade bei ihnen auch die
natürliche Sterblichkeit relativ hoch ist.
Bei den meisten anderen Tierarten muß man schon Erfahrung in der Beobachtung
haben, um Jung- und Alttiere noch auseinanderhalten zu können. Lediglich bei
Tierarten, die sich zwei Jahre Zeit lassen bis zum Eintritt der
Geschlechtsreife, sind die Jungtiere noch deutlich zu unterscheiden, also vor
allem beim Rot-, Dam-, Sika- und Schwarzwild.
Dabei ist die Aufwuchsleistung ganz enorm. Wir haben in unserem Revier Anfang
September schon Rehkitze erlegt, die schwerer waren als gleichzeitig erlegte
Ricken, und die Kitze sind zu dieser Zeit ja gerade mal drei bis dreieinhalb
Monate alt (und ehe ich jetzt Prügel als Kindermörder bekomme: die Ricke, zu
denen diese Kitze gehörten, war überfahren worden, und damit hatten sie kaum
noch eine Chance, den Winter zu überleben).
Neu ist für fast alle Wildtiere etwa seit Anfang des Monats der sogenannte
Ernteschock. Flächen, die gestern noch dicht bestanden waren und sowohl Nahrung
als auch Deckung boten, also z. B. Getreidefelder, sind von heute auf morgen
kahl, und den Tieren, die dort leben, fehlt jede Deckung. Sich darauf
einzustellen heißt verstärkte Mobilität, und so steigen zu dieser Zeit sowohl
die Möglichkeiten zur Beobachtung wie auch -leider- die Wildunfälle stark an.
Ab Ende des Monats heißt es dann: verstärkt reinhauen, damit Nahrungsreserven
für den Winter gebildet werden, dessen Nahrungsangebot ja gerade für die
Tierwelt recht mager ist.
Und das Rotwild macht sich in diesem Monat schon mal Gedanken über den
Nachwuchs im nächsten Jahr: Ende September beginnt die Brunft.
Carl
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