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Wir fuhren gegen Mittag bei Aprilwetter gemütlich durch die Gegend. Das nächste Unwetter wartete freundlicherweise, bis wir wieder zu Hause waren.
Wer sich beiläufig seinen Labrador oder Dalmatiner greift, um ihn eben mal festzuhalten, wird vermutlich nach dem Halsband greifen. Wer sich eben mal seinen Collie greift, landet zwangsläufig in der Mähne - egal ob der Hund ein Halsband an hat oder nicht. Man wird es nicht finden. Jedenfalls nicht beim ersten Zugreifen. Deshalb finde ich es wichtig, daß sich meine Hunde brav an Mähne oder Nackenfell festhalten und bei Bedarf auch ein paar Schritte führen lassen. Für Aron und Gladess ist dies schon seit Jahren selbstverständlich. Belana dagegen explodierte bis heute Nachmittag regelrecht, wenn man ihr während des Gehens in die Mähne griff. Deshalb übte ich das Bei-Fuß-Gehen bisher auch nur an der Leine oder völlig frei. So auch heute während der Nachmittags-Dämmerung.
Während sie auf einer geraden Strecke mit zunehmendem Abstand frei bei Fuß neben mir ging, griff ich ihr in die Mähne, um sie leicht zu korrigieren, wie ich es bei Aron oder Gladess in dieser Situation tun würde. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet: Die kleine Maus warf sich auf den Boden biß und kratzte mit all ihren Krallen nach meiner Hand, die es wagte, aus der Bewegung heraus in ihre Mähne zu "beißen". Kein Knurren, keine vorab gefletschten Zähne. Ein spontaner Angriff, auf den ich sofort mit "Platz!" antwortete. So bekam ich die Lage wieder in den Griff. Ich legte ihr Halsband und Leine an. Während Belana sitzt oder liegt, kann ich in ihre Mähne greifen, soviel ich will. Das konnte ich auch in dieser Situation wieder. Ich kann am Nackenfell kräftig herumzotteln, ohne daß es sie stört. Aus der Bewegung heraus assoziiert sie vielleicht die Erfahrung mit der groben Hündin Gina, die sie bei ihrer ersten Begegnung am Nackenfell einfing und wie ein Kaninchen schüttelte. Oder sie assoziiert irgendwelche anfängliche Strafmaßnahmen durch Aron. Ich hatte vermied es, sie durch Mähneschütteln von irgendwas abzuhalten, seit ich ihre Empfindlichkeit bei einer Platzhalte-Übung vor längerer Zeit kennenlernte. Übermorgen ist Belana ein halbes Jahr alt. Höchste Zeit, ihr zu verbieten, nach den Händen zu beißen, die sie füttern. Zeit, ihr im Zusammenhang mit "Fuß!" auch Mähnenführigkeit beizubringen. Also zog ich mir zur Sicherheit Gartenhandschuhe an, nahm die Leine kurz und befahl mit tiefer Stimme "Fuß!". Belana folgte. Ich hielt die Leine in der rechten Hand und wollte mit der linken ihre Mähne streicheln. Nur streicheln, um Belana zu desensibilisieren. Aber der Versuch schlug fehl. Die Berührung der Haarspitzen löste bereits ihr Abwehrverhalten aus. Sie griff meine Hand an und warf sich wütend auf den Boden, weiter kratzend und beißend. Energisch kommandierte ich "Fuß!" und riß sie in die bei-Fuß-Position zurück. Sie war nun störrisch und bockig. Ich zwang sie mit der Leine, bei Fuß zu gehen. Aus die Zeiten der fröhlichen Leckerligaben zu diesem Befehl. Ich fühlte mich ganz elend. Trotzdem machte ich weiter. Immer und immer wieder, wenn sie sich beruhigt hatte und wieder ordentlich neben mir ging, versuchte ich ihre Mähne zu streicheln. Etwa eine halbe Stunde lang müpfte sie insgesamt bestimmt 10 mal in der beschriebenen Weiese auf. Dann gab sie auf. Ich hatte einen Moment lang ihre Mähne gestreichelt, während sie weiterging! Sofort ließ ich sie "Sitz!" machen, ließ die Leine fallen, lobte, streichelte und fütterte sie. In den nächsten Minuten durfte ich ihr sogar richtig ins Nackenfell greifen, ohne daß sie ausgerastet wäre. Wieder Lob und Belohnung. Damait war diese Übungseinheit erfolgreich beendet. Zwei Stunden später probierte ich es nochmal. Im ersten Moment wollte sie sich wehren, doch ich hatte sie angeleint und war die Stärkere. Daraufhin ließ sie sich durch den Garten hin- und herführen, während meine linke Hand sie streichelte und - mehr und mehr - an der Mähne führte. Schließlich konnte ich die Leine durchhängen lassen und Belana nur noch an der Mähne führen und lenken. Nach wenigen Minuten war diese Übungseinheit erfolgreich beendet. Für heute war ich am Ziel. Diese Übung werde ich in den nächsten Tagen noch oft wiederholen, weil ich es wichtig finde, einen Collie auch mal an der Mähne führen zu können. Und weil ich es wichtig finde, daß ein Hund sich NIE erfolgreich mit seinen Zähnen gegen seine Leute durchsetzt.
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