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Heute erhielt jeder meiner Hunde einen Jungbullen-Sandknochen mit jeweils etwas rohem Fleisch.
Die Hunde lagen verteilt auf den Terrassen und auf dem Rasen. Als Aron als erster seinen Knochen aufgefressen hatte,
lief er zu Anjin, stellte sich fordernd vor sie, knurrte und fletschte. "Geh da weg, ich will den Knochen haben!",
sollte das heißen. Anjins Augen blitzten ihn frech an. Sie dachte gar nicht daran, das Feld zu räumen.
Ich mischte mich diesmal nicht ein.
Langsam schleichend und immer unmissverständlicher drohend kam Aron zu ihr heran, bis sich die Nasen fast berührten.
Jetzt versuchte Anjin, mit dem Knochen zu flüchten, was ihr jedoch nicht gelang, da Aron sich auf sie stürzte.
Wütend fauchend biss er in ihre Mähne und unterwarf sie. Anjin schrie und quietschte, als habe ihr letztes Stündlein
geschlagen. Als Aron sich dem Knochen zuwandte, öffnete ich die Terrassentür und erlaubte Anjin, zu mir hereinzukommen.
Arabelle kam durch Aron erschreckt gleich mit in die Wohnung und ließ dabei sogar ihren Knochen zurück.
Anjin wollte auf den Arm, aber ich tröstete sie nicht. Sie war schließlich selbst schuld. Wenig später wollte sie wieder hinaus.
Ich öffnete ihr und sie lief zu Belana, die noch eifrig auf ihrem Knochen herumkaute. Anjin legte sich brav neben sie.
Stunden später überließ Belana ihr ihren Knochenrest. Anjin war wieder glücklich.
Arabelle hatte unterdessen ihren eigenen Knochenrest wiedergefunden.
Diese Knochen haben morschem Holz gegenüber einen Vorteil: Was verschluckt wird, wird auch verdaut.
Geschluckte Holzteile werden ab einer bestimmten Menge oder Größe erbrochen.
Besonders Arabelles Magen ist diesbezüglich empfindlich. Für spitze Knochen, wie z. B. schlecht gekaute Hähnchenreste
gilt das allerdings auch.
Abends machte ich mit meinem Mann und den 4 schnellen Hunden einen Spaziergang zum See.
Mein Mann konnte nicht mit ansehen, was Anjin mir mit ihrer Zieherei gleich wieder für Kräfte abverlangte.
Mich Ziehen lassen erschien ihm genauso wenig akzeptabel, wie Anjin ständig in die Leine laufen zu lassen und mit Rucken abzustoppen.
"Gib mir mal die Anjin", meinte er, sie verstehe doch "Fuß!". Gut, versuchen konnte er es ja mal.
Ihre Sturheit weckte seinen Ehrgeiz. Ich gab ihm die Leine mit Anjin
und ein Döschen Leckerlis dazu. Heute hatte ich Bröckchen aus gekochter Schweineleber bei. Das ist wirklich toll
als Belohnung. Mit Aron, Belana und Arabelle konnte ich ebenfalls "Fuß!" üben, die 3 wie die Orgelpfeifen links neben mir führend.
Natürlich musste Arabelle ganz außen gehen, die "besseren Plätze" beim Bei-Fuß-Gehen sind nun mal bereits besetzt.
Aber es funktionierte! Nachdem Anjin kapiert hatte, dass Thomas' "Fuß!" nicht bedeutete "geh jetzt links neben Frauchen!",
sondern "Bleib links neben Herrchen!", gingen wirklich alle 4 Hunde bei Fuß!
So gingen wir mit durchhängenden Leinen, gelegentlichen Korrekturen und natürlich etlichen Belohnungs-"Sitz!"-Pausen bis zum See,
wo alle schwimmen gingen, die Kleinen allerdings erst nach einer gewissen im-Wasser-Steh- und Kläff-Phase.
Auch die 4 km Rückweg führten wir die 4 größtenteils bei Fuß. Ich glaube, mein Mann hat in seinem Leben noch nie
so lange einen Hund geführt, obwohl wir doch schon über 15 Jahre einen gemeinsamen Hundehaushalt haben!
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