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Da Aron letzte Nacht ein mausgroßes Gewöll aus eigenen, verschluckten Haaren vom letzten Fellbeknabbern erbrochen hatte, bürstete ich meine Hunde erst einmal gründlich und holte tütenweise Unterwolle heraus. Ich hatte keine Lust, mitten in der Nacht wieder aufspringen zu dürfen, um Aron wegen sowas auf die Terrasse zu lassen und es war wirklich mal wieder Zeit. Die Gewöllbildung kenne ich nur von Aron. Extremer Pflegetrieb und besonders dichtes, langes Fell kommen bei ihm zusammen.
Wenn vom Garten aus schimpfende und streitende Menschen zu hören sind, neigt Anders dazu, unsicher zu bellen und zu mir zu kommen. Wer weiß, was dieser Hund im letzten Jahr so miterleben durfte bzw. musste? Schimpfen und lautes Streiten wird ihn bei uns wahrscheinlich nicht belasten. Es kommt einfach nicht vor. Vielleicht wurde er auch manchmal lautstark zurechtgewiesen, wenn er was angestellt hatte? Auch das kommt bei uns nicht vor, abgesehen vom "Nein!".
Das ganze 6pack habe ich nachmittags erst im Garten fast 3 Stunden lang mit Apportieren und im Kreis Rennen abreagiert und die schnellen 5 direkt danach ausgeführt. Sie waren ausgesprochen ruhig und ignorierten sogar brav die nicht-provokanten Hunde, an denen sie vorbei geführt wurden. Im Freilaufabschnitt bestand die Fortbewegung der Hunde zunächst aus einem Wechsel von "Platz!" und "Hier!" Nur Anders musste gelegentlich korrigiert werden. Es genügte mit einem lauter und drohender ausgesprochenen "Platz!" kurz auf ihn zuzurennen und die Reitgerte pfeifend durch die Luft zu ziehen oder ins Gebüsch zu klatschen. Sowie er wieder lag, kam ein freundliches "Fein!" und ich entfernte mich weiter bis zum von mir eingeplanten Abrufpunkt, von dem aus ich den nächsten Wegabschnitt einsehen konnte. Das "Platz!" funktioniert auch bei Anders schon (oder noch?) auf einige -zig Meter Distanz, aber wahrscheinlich nur, weil sich die anderen dann brav hinlegen und er halt mitmacht. Ich habe das Gefühl, dass Anders sich an vieles erinnert, das wir in seinem ersten Lebensabschnitt geübt haben. Es muss jetzt nur etwas strenger nachgearbeitet werden. Anders wurde binnen Stunden voll re-integriert in unser Rudel. Da müssen Erinnerungen eine Rolle spielen. Mit einem wirklich fremden Hund wäre das nicht so schnell und unproblematisch möglich gewesen, da bin ich mir sicher.
Als wir am Bach ankamen, wollte ich Anders Einstellung zu Wasser weiter austesten. Dass er sich bis zum Bauch hineintraut und am Planschen Spaß hat, hab ich gestern schon gesehen. Mir schien, dass er sich weiter aber nicht hineintraut. Ich gab meinem Rudel auf: "Durch den Bach voran!" Alle außer Anders sprangen mit Anlauf hinein und kämpften sich halb hüpfend halb schwimmend durch die Wasserpest zum gegenüber liegenden Ufer. Anders ging bis zum Bauch hinein und kehrte dann um. Ich wiederholte mein Kommando für ihn und Anjin kam zurück. Dann Belana und Arabelle. Sie querten den Bach mehrmals. Gerade Anjin war unermüdlich darin, bis direkt zu ihrem Bruder zu schwimmen, bei ihm kehrt zu machen und erneut den Bach zu queren. Solange er ihr nicht folgte, wiederholte sie ihre Einladung. Es schien, als würde sie damit angeben, dass sie etwas kann, was er sich noch nicht traut. Schließlich war sie auch mal so ängstlich gewesen... Endlich überwand er seine Scheu und sprang in Ajins Fahrwasser. Sie hatte ihm eine bequeme Passage durch die Wasserpflanzen vorbereitet, die nach rechts und links und unten getreten waren. So kam er drüben an. In dem Moment warf ich Belana ein Stöckchen zu und lief den Bach entlang und wies mein Rudel an, auf seinem Ufer zu folgen: "Dorthin, voran!" (mit Richtungsweisen). Also rannten wir in die gleiche Richtung. 100 m später forderte ich mein Rudel auf, wieder zu mir zu kommen: "Hier! Durch den bach voran!". Ich hatte schnell Belana und die Töchter bei mir. Aron schnupperte an einem Gartenzaun herum und reagierte erst nicht. Anders wollte kommen, aber traute sich nicht. Ich ließ Anjin noch einmal zu ihm hinschwimmen. Als sie zurückkam, nahm ich sie jedoch wie ihre Mutter und Schweter an die Leine, da andere Passanten nicht belästigt werden sollten. Ich ging ein paar Meter weg und Anders Trieb, uns zu folgen, war stärker als seine Scheu vor dem Bach. Nur Aron fehlte noch. Ich band meine 4 schon einmal ein Stück weiter an einen Pfosten. Sie machten dort mächtig Krach vor Aufregung. Gerade wollte ich noch einmal zurücklaufen, um zu sehen, wo Aron denn steckt, da kam er dann doch bei uns an. Aron weiß genau, dass ich am anderen Ufer nicht auf ihn einwirke und nutzte die Situation aus, um sich noch etwas über die Gärten zu informieren, die sich hinter dem Uferstreifen anschließen. Als wir wieder zu Hause waren, schliefen die Hunde bald auf ihren Wolldecken ein.
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