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Ein regennasser Tag, der selbst das Spielen im Garten kaum möglich machte. Ich überließ es jedenfalls den Hunden, um nicht noch meinerseits die Grasnarbe zu ruinieren. Als sich meine beiden menschlichen Familienmitglieder bürofertig machten, begann Anders sie scharf zu beobachten. Als sie ihre Schuhe anzogen, begann er zu jammern und hin und her zu laufen. Er fiepte und weinte noch mehr, als sie gingen und legte sich schließlich von innen an die Tür, durch die ihn ja auch sein voriges Frauchen samt Sohn verlassen hatte. Ich lenkte ihn ab, so dass das Gejammer bald wieder aufhörte. Später ging ich einkaufen. Als ich wegging und wiederkam, war er ruhig.
Ich wollte wissen, wie sich meine einzeln so braven Hunde nun gemeinsam führen ließen und wartete auf einen relativ trockenen Moment. Als ich abends endlich entschied, dass es nun aber Zeit sei, benahm sich mein Rudel schon beim Anleinen noch in der Wohnung daneben. Die Aufregung und Vorfreude war groß, Ruhe halten war schwer durchsetzbar. Im Treppenhaus war ich wenig streng. Ich bestand weder auf "Platz!" auf unserem Treppenabsatz noch auf das hinter mir Bleiben die Treppe hinab. Vor der Tür war die Ruhe dann entgültig dahin. Irgendwelche Personen standen auf dem Vorplatz und unterhielten sich, einer mit Hund. Ich forderte "Platz und Ruh!", bekam ersteres, mit leichtem Nachdruck auch bei Anders, aber letzteres nicht. Ich hatte leichtsinnigerweise die Reitgerte zu Hause gelassen und nun zu wenig Hände zum Kläppchen zuhalten. Nach einiger vergeblicher Mühe brach ich trotzdem auf, um die Nachbarn nicht länger zu nerven. Auf einem übersichtlichen Fußgängerzonenabschnitt auf dem Weg zum Weg zum Park ließ ich mir von meinen Zugtieren kurz das Leinenbündel aus der Hand nehmen. Ich hoffte, sie würden ohne mich gar nicht weit vorpreschen wollen und dabei endlich die Klappe halten, wurde aber schnell vom Gegenteil überzeugt. Obwohl alle Hunde aneinander gebunden waren, hatten sie bereits auf den ersten 20 m einen Galopp drauf, der mir klar machte, dass sie so wohl auch weiter die Parkwege entlang preschen würden - jedenfalls weiter, als von der Nachbarschaft akzeptiert würde. Da war die plötzlich herrschende Ruhe kein guter Trost! Also beeilte ich mich, ihnen ein "Kehrt!" hinterher zu rufen. Es traf sie auch noch auf den ersten 30 m. Aron versuchte sofort, es umzusetzen, wurde jedoch von den anderen rückwärts mitgerissen. Der erhöhte Widerstand erinnerte nun offenbar Belana daran, dass ich etwas gesagt hatte und zu zweit schafften sie es, ihre 3 Kinder herumzureißen. Ich habe das große Glück, das in meinem Rudel der Vernünftigste der Chef ist! So hatte ich die Leinen schnell wieder in der Hand, wenn auch das Rawau wieder einsetzte. Nach insgesamt etwa 50 m war die Bande von selber still. Ich hatte jedoch das Problem mit der Leinenzieherei wieder. Anjin hatte nicht einmal das Halti an und so hatte ich gerade mit ihr zu kämpfen. Aber auch die anderen hatten es eilig und Regen setzte erneut ein. Der Spaziergang war zwar insgesamt etwa 4 km weit, doch ich konnte die Hunde nirgens loslassen. Die Leinen aber verhinderten, dass sie sich in Ruhe lösen konnten. Also hatte der Spaziergang weder Erholungswert, noch machte er mir oder den Hunden Spaß, noch leistete er einen Beitrag zur Gartenreinheit. Der einzige Spaß, den die Hunde sich gönnten, bestand darin, nun doch wieder kollektiv fremde Hunde anzukläffen, was ich nur mühsam verhindern konnte. Der einzige Wert war wohl der, dass ich lernte, die Kraft meines um Anders erweiterten Rudels richtig einzuschätzen. Auf dem Rückweg zogen die Hunde kaum noch. Von ABREAGIERT konnte trotzdem nicht die Rede sein.
Wieder zu Hause erwartete Anders ganz klar, von mir mit einem Handtuch abgerubbelt zu werden. Da ich nur Decken ausbreitete, auf die sich die anderen bereitwillig niederließen, kam er fragend zu mir und, da er kein Handtuch vorfand, rubbelte er sich an meinen Ärmeln und Hosenbeinen selbst so gut er konnte trocken. Da es ihm offenbar nicht genügte, versuchte er sich auch am Sofa und an den Schränken abzutrocknen. Er hüpfte dabei genauso auf und nieder, wie Aron, wenn man ihn gebadet hatte!
Wahrscheinlich vermisste er anschließend auch den Föhn. Bei mir machte er die Erfahrung, dass auch Luft trocknet. Eine andere Enttäuschung für ihn ist, dass er bei uns weder auf den Betten, noch auf dem Sofa willkommen ist - armes, verwöhntes Baby!
Nachdem die Hunde halbwegs trocken waren, half ich mit der Drahtbürste und meinen Fingern beim Klettfrüchte aus Pelzen abzusammeln. Ich hatte das Gefühl, den Hunden noch etwas schuldig zu sein. Sie hatten an diesem Tag noch nicht wirklich was von mir gehabt. Ich kam auf die Idee, die hunde der Reihe nach einzeln im Flur Apportieren spielen zu lassen. Dafür steckte ich ein paar ausrangierte Socken ineinander. So hatte ich einen weichen, zum Werfen und Tauziehen geeigneten Gegenstand. Die Reihenfolge war die der Rangordnung, wobei ich Anders ganz hinten einordnete, aber Gladess schlafen ließ. Alle Hunde waren begeistert. Belana jammerte und quengelte direkt hinter der Tür in den Phasen, in denen andere als sie dran waren. Anders verstand erst nicht, was ich mit "Bring!" meinte, obwohl er es als ganz kleiner Welpe schon befolgt hatte. Das Tauziehen machte ihm aber so große Freude, dass ich ihn durch Wegwerfen und "Bring!" zum Wiederholen zum Weiterspielen motivieren konnte. Das ging wirklich schnell! Als er kappiert hatte, dass sich Trockenfutter in meiner Tasche befand, wollte er nur noch fressen. Also steckte ich einzelne Trockenfutter-Bröckchen in die Strümpfe und half ihm nach dem Bringen, die Beute auszupacken. Er ist ein intelligenter Bursche!
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