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Tanja Buchner
Irische Hunde in Not
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In 40 Prozent aller irischen Haushalte lebt ein Hund. Das ist europäischer Rekord. Doch vielen Hunden geht es auf der Insel sehr schlecht. Unter ihnen immer mehr Border Collies. Zehntausende werden jährlich ausgesetzt, erschlagen, eingeschläfert oder fristen ein Dasein in kleinen Verschlägen oder an der Kette.
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Die irischen Tierschützer fanden Sam in einem erbärmlichen Zustand. Eingesperrt in einem Verschlag lebte der Border Collie in völliger Dunkelheit. Es stank furchtbar nach Kot und Urin. Einzig ein Nachbar fütterte ihn ab und zu. Mit der Zeit nagte Sam in seiner Verzweiflung ein kleines Loch in die Holzwände. Die einzige spärliche Lichtquelle in seinem Verlies.
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In seinem Elend hatte Sam dann Glück. Hätte ihn nicht die private irische Tierschutzorganisation Friends of Animals befreit, wäre er wahrscheinlich in dem Verschlag gestorben oder in einem staatlichen Hundezwinger gelandet. Doch auch dort wartet bei der Ankunft der meisten Hunde bereits der Tod. Denn wie im irischen Gesetz vorgeschrieben schläfern die staatlichen Hundezwinger alle abgegebenen und eingefangenen Hunde nach fünf Tagen ein. Egal welche Rasse, ob Welpe, Rüde oder Hündin, Streuner, gut ausgebildeter Border Collie oder ehemals geliebter Familienhund: 28 531 Hunde starben in den staatlichen Hundezwingern alleine im Jahr 1997. Lebend verließen im selben Jahr nur 4106 Hunde die Zwinger.
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Wie Sam befinden sich immer mehr Border Collies unter den abgegebenen Hunden. Mary Chundee von den Friends of Animals in Irland schätzt, daß circa 40 Prozent aller getöteten irischen Hunde Border Collies sind. Der Grund: Jährlich geben auf der Insel circa 3000 Farmer ihre Farmen auf. Viele der Hunde landen nicht einmal in einem staatlichen Hundezwinger oder im privaten Tierheim. Sie tauchen auch in keiner amtlichen Statistik auf. Nicht wenige verkümmern als Kettenhunde oder sind wie Sam eingesperrt in kleinen Verschlägen. Andere finden Spaziergänger im Wald. Angebunden an einem Baum sind die Hunde dem qualvollen Tod durch Verdursten oder Verhungern hilflos ausgeliefert. Einige landen auf dem Müll; wie Miss Bones. Die Friends of Animals entdeckten die Border Collie Hündin an einem See, ihr Besitzer hatte sie dort gemeinsam mit dem Hausmüll abgeladen. Sie war völlig abgemagert und sehr verängstigt. Nur mit Spezialdiät und viel Geduld gelang es sie wieder aufzupäppeln.
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Im besten Fall geben die Besitzer die Hunde an private Tierheime, die Tiere nicht einschläfern. Ein solches Tierheim betreiben auch die Friends of Animals. Der eingetragene irische Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht möglichst viele Tiere aus qualvoller Haltung zu befreien oder vor dem Tode zu retten. Dazu zählen auch viele Border Collies, die Familien als süße Welpen kauften und die sie nun als aktive Junghunde wieder abschieben. Immer öfter finden die Mitarbeiter der Tierheime morgens Hunde, die nachts über den Zaun geworfen wurden. Die Gründe nennt Mary Chundee von den Friend of Animals: Viele - auch reiche Farmer - wollen sich so vor der geringen Gebühr drücken, die sie bei der Abgabe der Hunde bezahlen müssen. Die Gebühr deckt gerade mal die Kosten für Entwurmung und Impfungen der Hunde."
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Viele Farmer halten zudem an dem Irrglauben fest, daß ein kastrierter Border Collie schlecht hütet. So ist der Nachwuchs der Hunde fast unbegrenzt. Die Welpen werden nicht selten ertränkt, ausgesetzt oder landen im Tierheim. Die irische Zeitung Irish Times befürchtet, daß sich die Situation der Border Collies in Irland noch weiter verschlimmert. Auf Grund des Altersdurchschnitts der Schäfer geben in den nächsten Jahren voraussichtlich noch mehr Farmen ihre Schafhaltung auf.
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Den privaten Tierheimen fehlt es mittlerweile an allem. Wenn sie nicht bereits überfüllt sind, mangelt es an Geld um weitere Hunde aufzunehmen. Das Image der Hunde erschwert die Vermittlung der Border Collies. Viele Iren sind davon überzeugt, daß ein erwachsener Border Collie nicht als Familienhund geeignet ist. Mary Chundee sieht das anders: Natürlich sind die meisten der Hunde recht lebhaft, in aktiven Familien oder bei sportlichen Menschen können sie sich aber durchaus wohl fühlen." So wie Sam. Im Gegensatz zu den vielen gequälten und getöteten Border Collies hat sein Schicksal eine glückliche Wendung genommen. Zwei Jahre nach seiner Befreiung aus dem dunklen Verschlag lebt er mit drei Hunden in einer Familie. Aus dem ängstlichen, nach Kot stinkenden Hund hat sich ein prächtiger, aktiver und glücklicher Border Collie entwickelt.
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Wer weitere Informationen haben möchte oder bereit ist zu helfen, der kann sich direkt mit den Friends of Animals in Irland in Verbindung setzten:
Mary Chundee
Friends of Animals
Greenpeace Cottage
Cullionbeg
Mullingar
Co. Westmeath
Tel. : 00353-44-42205
Für weitere Informationen kann sich auch jeder gerne an mich wenden: jo@buwra.hb.uunet.de
Tanja Buchner
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