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Re: TV-Tip














Graziella (uzsbfc@uni-bonn.de) wrote:

Hallo Graziella,

Kaum, um den Hunde zu dirigieren (das geht im Idealfall mit einfachem Handzeichen), sondern wohl eher, um sich erstmal selber das noetige Durchsetzungsvermoegen anzueignen? Um mich bei meinem Hund durchsetzen zu koennen, muss ich erstmal entschlossen und ueberzeugend sein. Ich kann nicht darueber diskutieren und sinnieren, warum er kein 'Platz' machen will, obwohl ich das eigentlich moechte, sondern muss einem Hund knapp und praezise vermitteln koennen, was er machen soll, damit er mich versteht. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass einige der Schueler ihrem Hund zum ersten Mal etwas abverlangten, was sie selber wollten, und erst lernen wollten, eigene Dominanz zum Ausdruck zu bringen.

K.-F. Gaede berichtete ja ausserdem, dass zu ihm oft Hundehalter mit
Problemen kommen, deren Wuensche und Vorstellungen betreffend einer Hundeausbildung aber den Schluss zulassen, dass sie zur Tierhaltung vollkommen ungeeignet sind. Sehr vielen fehlt dann wohl auch das notwendige (Selbst-)Bewusstsein, um einen Hund zu fuehren, oder wie kommt es, dass es (wie Dorit Feddersen-Petersen bestaetigte) Leute gibt, die 'ihre eigenen Schlafzimmer nicht mehr betreten koennen', ohne von ihrem Hund angeknurrt zu werden?

So einen Hund habe ich uebrigens auch mal erlebt, als ich bei einem Bekannten zu Besuch war. Herrchen schlief vor dem Fernseher ein, und der Hund (ein Rottweiler-Ruede) lag auf dem Bett. Als ich ins Schlafzimmer gehen wollte, stellte er mich und knurrte, mein Gastgeber war nicht wachzubekommen. Tolle Situation. Haette ich da aber zoegerlich oder falsch reagiert, dann haette ich wohl im Sessel oder im KKH schlafen muessen. Uebrigens, von da an konnte ich mit dem Hund alles machen, im Gegensatz zu seinem Herrchen, der ihn irgendwann auch verschenken musste, weil er damit nicht mehr zurecht kam.

Warum und wie sollte er denn einschreiten? Haette ich ehrlich gesagt unter den Umstaenden auch nicht getan, denn was nuetzt es der Frau, wenn andere ihren Hund - den sie erst durch ihre Hysterie aufgebracht hatte - 'baendigen' und sie dann, immer noch hilflos bei solchen Vorfaellen, mit ihm wieder nach Hause schicken? Diese Frau wird wahrscheinlich vor der Entscheidung gestanden haben, den Hund ganz abzugeben oder sich kompetente Hilfe zu suchen, und da ist es doch wohl angebracht, wenn sie die Situation selber meistert, eben damit sie auch ausserhalb des Trainings zurecht kommt.

Eine Schulung, in der der Trainer dem Hundefuehrer den Hund aus der Hand nimmt ist IMO auch nicht serioes, denn ich will nicht sehen, wie schoen andere meinen Hund fuehren koennen, sondern selber lernen, solche Erfolge zu erreichen. Uebrigens wurde dieselbe Szene in einer frueheren Dokumentation ueber aggressive Hunde gezeigt, da war dann aber noch eine spaetere Szene, in der die Frau keine Probleme mehr mit ihrem Dobi hatte.

Wohl kaum, aber wenn jemand (z.B. zierliche Frau mit Riesenhund) darauf besteht oder es sich um einen sog. Problemhund handelt, wird so etwas wohl auf vielen Plaetzen benutzt. Ich kenne Leute, die sich ohne Wuerger oder Stachel mit ihrem Hund nicht aus dem Haus trauen, weil diese auf andere Hunde losgehen oder staendig an der Leine ziehen. Ich schaetze mal, wenn das auf Dauer zu stressig wird, gehen diese auch irgendwann mal zu einer Hundeschule.

Gaede ist u.a. dafuer bekannt, dass er auch in Faellen hilft, in denen andere nur noch Einschlaefern als Loesung sehen, da er die Ausbildung nicht auf ein 'Hundetraining' begrenzt, sondern in erster Linie den Hundehaltern ein umfassendes Wissen ueber den Hund und dessen Beduerfnisse vermittelt. Also quasi den Hundefuehrer ausbildet und sozusagen therapiert, damit dieser eigenverantwortlich mit seinem Hund umzugehen lernt (wahrscheinlich ist er deswegen in diese Sendung eingeladen worden, in frueheren Berichten ueber sog. 'Kampfhunde' wurde er jedenfalls schon oft gezeigt).

Fuer viele bedeutet das, dass sie ihren Umgang mit ihrem Hund erstmal grundlegend aendern muessen. Aber wenn ich sehe, wie viele Hundehalter mit ihre Tiere behandeln, zB auch verhaetscheln, waere das sowieso in nicht wenigen Faellen wuenschenswert. Diese ganzen Diskussionen um sog. 'Kampfhunde' wuerde es nicht geben muessen, wenn alle Hundehalter mit ihren Tieren richtig umgehen koennten, damit diese nicht (zgT aus Unwissenheit) neurotisch wuerden. Sorry, das musste an dieser Stelle auch mal gesagt werden.

Mona
19.6.99TV-Tip   


 
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