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04.03.00 --
Maico Schulz
Re: Nichts ist unmoeglich, Kojota!, war Windhundspielplatz
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Im Artikel «38C1748B.38BE06A3@magnet.at», Paul Cech «p.cech@magnet.at»
schreibt:
Wobei beim Skandinavier die Mensch Hund Beziehung meistens noch wesentlich
enger wird. Ich kann sowohl Aisha als auch Leonid als Leader vorne einspannen.
Mir ist Aisha lieber, weil sie wesentlich konzentrierter an die Arbeit geht und
auch bei eher ungewohnten Vorkommnissen (Straßenüberquerung, Bachlauf
überspringen) nicht so leicht 'hippelig' wird.
Noch mal für den Laien: Skandinavier ist ein kleiner Schlitten und zwei Hunde
am Gestänge davor, sowie ein auf Skien laufender Musher, der manchmal
(verbunden über eine Flexleine zum Schlitten) durchaus 10 - 15m entfernt hinter
dem Gespann schuftet.
Die von Paul beschriebene Einspannart ist übrigens nicht die einzige, es gibt
auch noch die Fächereinspannung der Eskimos. Diese ist ziemlich interessant,
weil hier nicht direkt ein Leaddog existiert, hinter dem all die anderen Hunde
hinterher rennen, sondern alle Hunde (bis zu 30!) nebeneinander den Schlitten
ziehen. Diese Einspannung wird aber nur bei grönländischen Inuits praktiziert
(und ich wüßte auch nicht, wie ich ernsthaft so ein Gespann beherrschen sollte)
Ansonsten ist es so, das die Leaderausbildung (das Training) das absolute A und
O der gesamten Sache ist. Man stelle sich einfach mal die Situation für einen
Leaddog vor, der etwa einen Zieleinlauf in Nome oder sonstwo hat: Hunderte
gröhlender Menschen, Blitzlichter, Lärm, Gestank, Streß pur. Und der Hund muß
da durch, allein vorneweg, er hat quasi die Verantwortung für alles hinterihm.
Meist hört er seinen Musher nicht mehr und muß zwangsläufig sein Weg finden.
Schließlich liegen zwischen ihm und seinem Musher 15 Hunde, ein Schlitten und
etwa 25m.
Das ist bei europäischen Rennen auch nicht viel anders, da gibt es auch
jubelnde Menschen am Rand. Manchmal ist es so laut, das ich selbst das Gefühl
hatte, meine Hunde vorne an der Pulka hören mich nicht mehr. Aber - sie fanden
ihren Weg.
Wenn ich vorweg etwas von europäischer Mentalität* versus 'Nordische Hunde'**
versuchte zu beschreiben, war es eben auch diese Eigenständigkeit. Hinzukommt
noch etwas wie: Zähigkeit und Härte***, bemerkenswerte Ausdauer und ein Hang
zur vollkommenen Selbstaufgabe, Dickköpfigkeit, die nicht mit Respektlosigkeit,
sondern mit Würde zu tun hat.
* ' ich sage meinem Hund alles und er tut es auch'
** Ein Inuit würde niemals einen Hund als Untergebenen betrachten. Es ist der
Bruder Hund.
*** Die Japaner führten 1957 eine Expedition mit 20 Akita Inus zum Südpol
durch. Wegen Witterungsproblemen brach man die Expedition ab und lies die 20
Hunde zurück. Die Fachwelt machte den Leitern massive Vorwürfe und so entschloß
man sich dreieinhalb Jahre später wieder zum Lagerplatz in der Antarktis
zurückzukehren. Man fand 12 Hunde am Lagerplatz, und sie benahmen sich so, als
ob es keinerlei Trennung gegeben hätte. Man fand durch medizinische
Untersuchungen heraus, das sich die Hunde von Tieren ernährten, die sie
hunderte von Kilometern entfernt gerissen hatten.
Für diese Hunde steht in Japan ein Denkmal.
Ebenso gibt es für den Siberian Husky namens Balto ein Denkmal in den USA.
Balto war der Leaddog der Serumexpedition nach Nome, jener Expedition, deren zu
Ehren jedes Jahr das Iditarod stattfindet.
so weit
Maico
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