|
04.03.00 --
Paul Cech
Re: Nichts ist unmoeglich, Kojota!, war Windhundspielplatz
|
|
|
Otto Schramek wrote:
Vor 3 Wochen hatte ich in Kanada mit einem Österreicher eine ähnliche Diskussion.
Er behauptete, dass es kinderleicht sei, den Schlittenhunden die paar
Kommandos beizubringen, da ja jeder durchschnittliche HF am Hundeplatz
in Wien seinem durchschnittlichen Hund binnen kürzester Zeit 30 oder 35
'Befehle' beibringen könne.
Ich hab versucht, ihm das folgerendermassen zu erklären:
Beim Haushund am Platz hast Du den - aus einer echt domestizierten Zucht
- Hund vorerst an der Leine. Dann kommt der Aufbau, um ihm Gehorsam
beizubringen. Ein Kunststück folgt dem anderen.
Beim Schlittenhundegespann hast Du z.B. 14 Hunde vor Dir, wobei der
erste fast soweit vom Musher weg ist, dass man bei unseren Hunden am
Platz sagen würde, er sei bereits ausserhalb des Einflussbereichs des
HF.
Damit der Leithund das macht, was Du willst, bedarf es keiner
europäischen Unterordnung, sondern fast einer telepathischen Beziehung.
Es ist die tiefste Verbindung und das tiefste Vertrauen zwischen Hund
und Mensch, das ich je gesehen habe. Eine Verbindung, die hier in der
'zivilisierten' Welt kaum möglich ist, weil es zuviele Umweltfaktoren
gibt, die ablenken.
Ein guter Leithund (und da drüben braucht man 'gute') bleibt stehen,
wenn z.B. das Eis bei einem Fluss/See zu dünn wird. Er weiss, wenn es zu
eng und zu knapp wird für den folgenden Schlitten. Für _sein_ Gespann.
Das wird nicht gelehrt wie bei Blindenhunden, das ist noch natürlicher
Instinkt, Erfahrung, Training - aber niemals im Sinn unserer
Unterordnung am Hundeplatz.
Die 'üblichen' Kommandos wie links, rechts, go, schnell, langsam, stop,
scharf rum, etc. (in welchen Sprachen auch immer) kann der Leithund
lernen - die Meute dahinter braucht das nicht. Die rennt und zieht.
Ein Leithund entwickelt sich. Du hast einen Wurf mit z.B. 6 Welpen. Du
merkst bald, dass einer davon einmal ein guter Leithund werden könnte.
Für Dich - und sonst niemanden. Ein ganz anderer Hund kann für mich z.B.
ein viel besserer Leithund werden, weil unsere (Hund-Mensch)-Sensoren
besser zusammenpassen. Andere aus dem Wurf werden nie und für niemandem
Leithund.
Ein kompliziertes Zusammenspiel - das jedoch so einfach ist, wenn man
lernt, _mit_ den Hunden zu denken. Und das bedeutet: ganz anders denken,
als wir es gewohnt sind, wenn wir _für_ unsere Hunde zu denken glauben.
Herzliche Gruesse
Paul
|
|
|
|