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03.02.00 -- Michael Schmorenz

Artikel zum Thema Massbacher Hunde














Quelle: Nürnberger Nachrichten, 03.02.2000 „Tierfreund“ hält rund 300 Hunde auf seinem Einödhof Qualen lassen ihn kalt Morgen fällt die Entscheidung über das Leben der ganzen Meute VON ULRIKE LÖW MASSBACH – Ohrenbetäubendes und schrilles Gebell bricht durch die Stille des Waldes. Fütterung bei Mario Busca. Der 70-Jährige hält in einem völlig verwahrlostem Gehöft rund 300 Hunde. Knurrend und zähnebleckend stürzt sich die Meute auf blutige Fleischbrocken. Der Schlachthof hat Mittagessen geliefert – Schlachtabfälle. Die Hunde hetzen über den Hof, alle auf der Jagd nach Futter. Der Anblick ist gespenstisch. Die Tiere schnappen und beissen immer wieder kleinere, schwächere Hunde. Mitten im Rudel steht Mario Busca, pfeift und ruft einzelne Tiere zurück. Alle gehorchen ihm sofort. Der Herr der Hunde beherrscht die Meute. „Er kann die Hundemeute dirigieren, hemmen und führen. Ich habe so einen Einfluss auf 300 Hunde durch einen Menschen noch nicht erlebt“, meint Dorit Feddersen, Biologin an der Uni Kiel dazu. Die Forscherin, die in Fachkreisen als „Hundepäpstin“ gilt, kennt die verwilderte Hundezucht im unterfränkischen Maßbach. Für ein verhaltensbiologisches Gutachten im Auftrag des Landratsamtes Bad Kissingen kam sie im Spätsommer 1999 vor Ort. Bereits mehrere Meter Akten über den „Fall Busca“ füllen die Schränke der Behörden. Denn Busca liegt mit den Ämtern schon seit über 10 Jahren im Dauerstreit. Die Tierhaltung verstosse gegen jeden Tierschutz und ihre Haltung auf dem verwahrlosten Gelände gefährde jeden Spaziergänger – mit solchen Argumenten und mit Hilfe des Gutachtens versuchen die Behörden vor Gericht dem „verantwortungslosen Tierquäler das Handwerk legen“. Seit Jahren vermehrt Busca seine Hunde durch Inzucht und erzählt stolz, dass bei ihm nur die stärksten und besten Hunde überleben. Und die verkauft der gelernte Kaufmann über den Zaun seines Einödhofs in Maßbach, obwohl ihm das Landratsamt das verboten hat. „Die Behörden lassen mich, ehrlich gesagt, total kalt“ sagt Busca und bietet in Anzeigen weiter „Misch- und Rassewelpen an. Dabei gibt er zu: „Die Hunde werden nicht entwurmt und geimpft, und die Welpen, die krank sind, sterben oder werden von den anderen gefressen“. Gutachterin: „Babymord“ Sogar den krassen Begriff „Babymord“ gebraucht die Biologin im Gutachten, und erklärt, dass Welpentötung unter Wölfen bei Nahrungsmangel vorkommt, doch bei Haushunden Anzeichen dafür ist, dass zu viele Hunde auf zu wenig Platz leben. Tatsächlich erinnert der Blick durch den Zaun eher an die Situation von Hühnern in Legebatterien als an Hundehaltung. Die rund 300 Tiere leben ohne Schutzhütten Tag und Nacht im Freien. Unterschlupfmöglichkeiten gibt den Hunden nur das Wohnhaus des „Hundeliebhabers“. Dort liegen sie unter Gerümpel und Brettern, sitzen auf Stühlen, dem Sofa oder einer Holzpritsche – Buscas Bett. „Im Haus ist es unvorstellbar schmutzig – Busca beachtet keinerlei Hygieneregeln“, sagt Frau Feddersen. Unvorstellbar auch der Boden des Geländes, auf dem die Hunde leben, gebären und sterben: „Er ist als Mischung von Erde und Kot anzusehen, ist mit Parasiteneiern, Larven und Keimen durchseucht berichtet die Biologin. Ihr Resümee: Buscas Hunde sind verwildert, ihre Weitergabe ist unverantwortlich. Damit konnte das Landratsamt die Kastration aller männlichen Tiere anordnen. Gleichzeitig hat die Behörde signalisiert, die auf rund 40 000 Mark geschätzten Kosten zu übernehmen. Denn Busca lebt von Sozialhilfe, kann die Tierärzte selbst nicht bezahlen und steht mit über 120 000 Mark Hundesteuer in der Kreide. Das Angebot, die Kosten für die Sterilisation der Tiere zu übernehmen, baute allerdings auf die Einsicht des Hundehändlers. Weil sich Busca aber alles andere als kooperativ zeigte, und jeden, der den Hof betreten wollte, bedrohte, ist es inzwischen hinfällig. Jetzt wollen die Behörden Ernst machen. „Die Tötung der Tiere ist für die zuständigen Behörden der einzige Ausweg, rechtsmäßige Zustände herzustellen und Gefahren für die Allgemeinheit abzuwenden“ befand das Würzburger Verwaltungsgericht. Für die Hunde tickt die Uhr. Das Sozialministerium hat sich mittlerweile eingeschaltet, „um den Fall Busca nach mehr als 10 Jahren endlich über die Bühne zu bringen“, wie es in München heißt. Auch ein Vertreter des Innenministeriums wird anreisen, wenn im Landratsamt Bad Kissingen morgen die Vertreter der Behörde mit Tierschützern zusammensitzen. Auch die Tierschützer sind sich aber nicht einig. „Wir müssen sie auf humane Art in den Hundehimmel befördern“ sagt eine Tierschützerin. „Die Behörden, die so lange tatenlos zugeschaut haben, müssen sich etwas Besseres einfallen lassen, als die Hunde einzuschläfern,“ meint ein anderer. Sie setzen auf eine Tierärztin aus München: Monika Koller engagiert sich bereits seit Jahren in Rumänien, kastriert dort verwilderte Straßenhunde. An Hundemeuten gewöhnt, schockierte Koller der Anblick von Buscas Zucht wenig. Sie würde am liebsten alle Tiere – also Weibchen und Männchen – sterilisieren und zum Schutz der Allgemeinheit um das Gehöft einen Elektrozaun ziehen. Dagegen will der bayerischen Tierschutz-Bund Busca die Hunde auf jeden Fall wegnehmen. Manfred Fleischer, Präsident des Verbandes, will alle Hunde in Tierheimen unterbringen und so ihren Tod verhindern.
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