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19.12.99 --
Volker Wollny
Terrier und andere "Verbrecher", war: Elektroreizgerätepro und kontra
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Hallo Lothar und alle anderen!
Lothar Schmidt schrieb:
Kann es vielleicht sein, daß Du es als gute gelegnheit angesehen hast,
einmal auszuprobieren, 'was an diesen Teletakt-Geräten wohl dran
ist...'? ;-)
Kommt mir bekannt vor: Ich kenne in unserer Nachbarschaft einen Westy
(Mit Papieren!), der sich ähnlich verhält: Ist bereits kastriert (hat
aber nix geholfen) wird für Unartigkeit stunenlang ins Badezimmer
gesperrt (hat die Tierärztin empfohlen) und beißt ständig alles, was
sich bewegt. Gekauft wurde er (wg. Cesar-TV-Werbung) im Vorbeigehen
auf dem Rummel bei einem Schausteller , der auch Züchter (oder besser:
Vermehrer) ist. Null Ahnung bei den Leuten oder Info seitens des
Züchters, was ein Terrier (und sei´s 'nur' ein Westie) überhaupt ist
und wofür solche Wufftel gezüchtet wurden/werden.
Gegenbeispiel: Neulich in einem Laden, Familie mit Westy, keinerlei
Probleme, lammfrommer, richtig netter Hund. Klarer Fall: von Anfang an
konsequent erzogen - wie mir der Rudelchef auch bestätigte. Mit
Terriern muß man eben umgehen können - d.h. wissen, um was es beim
Terrier geht.
Das gleiche gilt für Dackel, ganz ähnliches Naturell: Selbstständig
arbeitender Einzelkämpfer, dafür gezüchtet, eigene Entscheidungen zu
treffen. In der Nachbarschaft lebt Krischan mit seinem Frauchen, ein
kurzhaarig gebliebener Rauhaardackel, der der älteren Dame aber sehr
schön folgt. Ich hatte mit meinem Alfons (Goldy-Labrador-und sonst
noch was-Mix, 1/2 Jahr) neulich ein kleine Differenz gehabt, als wir
Krischan + Frauchen traffen. Aus menschlicher Sicht sah es aus, als ob
Alfons sich dachte: 'Hm, Zoff mit dem Alten, da zeigen wir jetzt halt
mal dem Krischan, wo der Hammer hängt...'
Da kam er bei Krischan aber an den Richtigen! Herrlich, wie der kleine
Dackelmann meinem frechen Alfons die Zähne in seinem kleinen Fang
zeigte! Er legte Alfons zwar nicht aufs Kreuz, aber der sah, daß auch
ein kleiner Artgenosse kein einfacher Gegner sein muß. Sein Frauchen
hat schon lange Erfahrung mit Dackeln und sagte mir, daß sie die
kleinen Jäger mag, weil sie, obwohl klein, doch richtige Hunde seien.
Zurück zu den Jagdterriern, in letzer Zeit ja ein sehr beliebter, weil
leistungsfähiger und doch kleiner Jagdhund. Mich stört, wie in
Jägerkreisen mit diesen Hunden umgegangen wird. Vor ein paar Wochen
auf einer Treibjagd: Ein Jagdterrier reitet bei Alfons auf, der steht
nur da und schaut - ja tatsächlich, so sah es aus - peinlich berührt
drein... Kommt der Jagdherr (übrigens selbst großer Hundefreund und
einer der 'Fans' von meinem Alfons, der überall gut ankommt), schnappt
den Terrier-Burschen am Genick und feuert ihn in den nächsten Graben.
Gut, Terrier sind hart, der Kerl hat nur kurz dumm geschaut (er sah
aus als sagte er 'Hm!'), sich mal kurz geschüttelt und kam wieder aus
dem Graben gekrabbelt. Meiner Ansicht nach aber doch kein schöner
Umgang mit dem Hund: Erstens ist es Alfonsens Problem, wenn er den
Terrier aufreiten läßt und ihn nicht am Genick nimmt, zweitens, bin
ich der Ansicht, daß ein Terrier auch ohne Brutalo-Methoden zu einem
erstklassigen Jägersknecht (oder Sportskumpel oder was weiß ich was
noch) erzogen werden kann. Jeder Hund sucht den überlegenen
Rudelführer. Die Überlegenheit sollte sich aber möglichst wenig
physisch manifestieren, sondern vor allem eine psychische sein.
Würgehalsbänder oder sogar Stachelwürger finde ich zum Kotzen und kann
mir nicht vorstellen, daß so was irgendwo wirklich erforderlich sein
soll. Selbst die Befürworter solcher Foltergeräte raten ja i.a. zu
vorsichtigem Einsatz dieser Dinger - was soll also ein Hilfsmittel,
daß ich nur mit äußerster Vorsicht einsetzen darf? Das Hirnschmalz,
welches ich dabei für die Überlegungen zum 'Wann' und 'Wie' aufwenden
müßte, stecke doch ich lieber gleich in das Ausdenken von
ALternativen!
Vor allem reizt es mich auch, die Erforderlichkeit dieser und anderer
Methoden einmal durch die Dressur eines Jagdhundes einer der eher
ruppigen Rassen zu widerlegen: irgendwann werde ich der Versuchung,
mir einen zweiten oder gar dritten Vierläufer zuzulegen erliegen...
Zwar gefallen mir vor allem Deutsch Langhaar und langhaarige
Weimaraner - doch würde es mich reizen einmal vorzuführen, daß man
auch ohne Gewalt einen erstklassigen Jagdterrier ausbilden kann.
Andererseits faszinieren mich auch Rauhaardackel, deren Ausbildung
sicherlich ebenfalls eine anspruchsvolle Herausforderung ist. Wieviele
Hunde kann ein einzelner Mensch wohl halten, ohn daß die Beziehung zum
einzelnen leidet? ;-)
Ich bin übrigens sogar der Meinung, daß man bereits mit psychischem
Zwang allein einem Hund Schaden zufügen kann: Mein Alfons ist, obwohl
ein rotzfrecher und selbstbewußter Alpha und Kopfhund offenbar ein
arges Sensibelchen, die Erziehung zum Gehorsam also oft eine gewisse
Gratwanderung, zumindest jetzt, solange er jung ist. Schließlich
möchte ich einen zwar gehorsamen aber doch selbstbewußten Hund und
achte daher immer genau darauf, ob Alfons nicht irgendwelche Zeichen
von 'Geknicktsein' zeigt (Ohren, Rute, Gesichtsausdruck). Bestimmt
eine gewisse Mühe, so auf einen Hund einzugehen, aber ich bin der
festen Überzeugung, daß es sich lohnt......
Liebe Grüße
Volker
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