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09.11.99 --
Christiane Eisele
Die Spur des Gefaehrten
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Hallo,
im neuen 'Spiegel' fand ich diese Meldung, die ich euch nicht
vorenthalten moechte.
Die Spur des Gefaehrten
Ein seltsamer Pfotenabdruck in der Chauvet-Hoehle gibt Raetsel auf.
Muss die Geschichte des Hundes neu geschrieben werden?
Tief in der Hoehle von Chauvet studierte Michel-Alain Garcia,
Praehistoriker aus Paris, vorletzte Woche Tiefaehrten, ueber die sich
der Calcitpanzer der Jahrtausende gelegt hatte. Er fand vor allem die
Abdruecke von Baeren, aber auch die vom Loewen, vom Wolf und vom Hund.
Vom Hund? Garcia konnte es kaum fassen. Doch die Konturen im
Hoehlenboden sind eindeutig: Die Hundepfote unterscheidet sich von der
des Wolfes vor allem ib der Position der Zehen. Der Abdruck,
vermutlich rund 25.000 Jahre alt, ist hervorragend erhalten, sogar die
Krallen des Tieres haben Spuren hinterlassen.
Zweifel an der Identitaet des praehistorischen Tieres
beseitigte Garcia in der Jugendherberge, die den Erforschern der
Chauvet-Hoehle als Stuetzpunkt dient. Er fotografierte die Faehrte
eines zuufaellig vorueberlaufenden Schaeferhundes - sie war fast
identisch mit derjenigen aus der Hoehle.
*Ich habe hier einen Wolf aus der Vorzeit*, sagt Garcia so
vorsichtig wie ratlos, *der aussieht wie ein Hund.*
Die Vorsicht des Forschers ist verstaendlich. Denn er weiss:
Falls er recht hat, muesste die Geschichte des HUndes umgeschrieben
werden. Der Hund gilt zwar als aeltester Freund des Menschen, doch
bislang nehmen die Forscher an, dass die Wurzeln dieser Freundschaft
nur 10.000 bis 14.000 JAhre zurueckliegen. Erst als die Menschen
sesshaft wurden, so die Theorie, fingen sie an, Woelfe zu zaehmen und
spaeter immer neue Varianten zu zuechten - ob als Gefaehrte,
Schosstier, Jagdhelfer, Hueter von Vieh oder als wandelnde
Fleischreserve.
Archaeologische Funde bestaetigten bisher die Theorie der
spaeten Domestikation. Die Hoehlenmaler von Chauvet zeichneten zwar
Hyaenen und Raubkatzen, ein Hund jedoch findet sich nicht in ihrer
Galerie. Erst aus den vergangenen 14.000 Jahren finden sich eindeutig
identifizierbare Hundeknochen in der Naehe menschlicher Siedlungen.
Woelfe hingegen sind den Urmenschen seit 400.000 Jahren nah.
In dieses Bild passt Garcias Vorzeit-Pfote ueberhaupt nicht -
in das der Genetiker aber schon. Vor zwei Jahren haben US-Forscher die
Geburtsstunde des Hundes weit vordatiert: Schon vor 135.000 Jahren
haetten Menschen angefangen Woelfe zu domestizieren. Diesen Schluss
jedenfalls ziehen Carles Vilá und Robert Wayne aus einem
Erbgutvergleich an 162 Woelfen und 140 Hunden.
Der Mensch haette nach diesem Szenario Woelfe aufgegabelt,
kaum dass er aus Afrika in den Nahen Osten kam. Mensch und Hund
eroberten dann gemeinsam die Welt, gleichsam beim Gassigehen.
Kein Zweifel lassen die Gen-studien im Übrigen daran, dass
alle Hunderassen, ob handtaschengrosser Chihuahua oder bulimischer
Windhund, vom Wolf abstammen. Kojoten und Schakale haben sich entgegen
anderen Vermutungen genetisch nicht eingebracht.
übermittelt von
christiane
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